Damon Knight's Collection 09 (FO 16)
Sturbridge, der blonde Junge von der Tankerville Herald , der Bursche aus der großen Stadt, auf seinem fetten Arsch saß, um einen blumigen Nachruf zu entwerfen.
Jeder hier, vom alten Loomis angefangen, wußte, was los war. Sturbridge knirschte mit den Zähnen, daß er sich auf die Zunge biß. Was war er bloß für ein Trottel! Es juckte ihn, daß die Familie Walter Sturbridge den Job machen ließ, während sich diese Landpomeranzen in der Zwischenzeit darauf vorbereiteten, Tanker das Geleit zu geben bei einer verdammt großen Show, zu der Sturbridge nicht einmal eine Einladung hatte.
Er hatte eine Ecke im Besucherzimmer gefunden und seinen Mantel ausgezogen, seine Schuhe und die Krawatte gelockert, sich auf einem Stuhl ausgestreckt und sich eine Zigarette angezündet, als Hartman hereinspazierte. Lawrence Jennings folgte und paffte wie gewöhnlich seine Zigarre. Er war Sturbridges Boss beim Tankerville Herald . Der Sohn von Tankers toter Schwester, er war zehn Jahre älter als Tanker, aber sein Neffe. Er würde Millionen wert sein, dachte Sturbridge, und betrachtete Jennings widerstrebend unter diesem neuen Gesichtspunkt.
„Es ist nun mal so“, sagte Hartman. „Sie haben keine Hoffnung mehr für John. Er kann jeden Augenblick sterben. Sie wollen sein Herz und vielleicht noch ein paar Dinge für Übertragungen haben. Kommen Sie. Was denken Sie?“
Gott sei Dank, dachte Sturbridge, hatte Loomis ihn bereits aufgeklärt. Er durfte hier nicht mit offenem Munde herumsitzen, wie ein Ochse am Berg. „Hinterher können Sie ihre Meinung nicht mehr ändern“, sagte er.
„Ich bin überrascht von dir, Walter“, sagte Jennings. „Ich hätte dich für moderner gehalten. Dieses Umzwei-Ecken-Denken ist zweischneidig. Wenn wir jetzt nicht ja sagen, können wir es später nicht mehr. Wir glauben, John wollte, daß wir ja sagen.“
Jennings kaute nervös auf seiner Zigarre und schaute im Zimmer herum. Sturbridges Augen folgten ihm, schauten sich die ganze Familienblase an. Gewöhnliche Leute, dachte er. Sie hatten nicht erwartet, aus John Phillpott Tanker irgend etwas außer einem Weihnachtsessen herauszuholen, frühestens dann, wenn es für sie zu spät käme. Er stellte sich vor, daß es dem Krankenhaus leichtfallen würde, diese Kollektion von Erben davon zu überzeugen, daß man von ihnen als progressiven Bürgern, frei von Aberglauben, sprechen würde, wenn sie für alles von Tanker, was irgend jemand brauchen könnte, ihre Unterschrift gäben.
„Schreiben Sie etwas über die Verpflanzungsgeschichte, wenn Sie können, Walter“, sagte Jennings. „Jeder wird neugierig sein, und der Familie würde es gefallen, eine richtige Story in unserer eigenen Zeitung zu lesen.“
Sturbridge nickte: „Kennt jemand Kowalski?“
Jennings antwortete nicht. Hartman, dessen Blick im Zimmer umherschweifte und seine Partner beobachtete, als sie an die Erben Formulare zur Unterschrift verteilten, sagte schließlich: „Rowalski hat ungefähr Johns Alter. Sein Vater war Ingenieur, arbeitete bei Crewes und Lloyd – Sie kennen sie – am Ende der Waterstreet. Der Vater starb ziemlich jung. Unfall, wenn ich mich recht entsinne. Egal, er hinterließ eine Frau mit vier kleinen Kindern und nicht viel mehr. Dieser, Sidney heißt er, war seit der Schule kränklich.“
„Hoffen wir, daß es für ihn von Nutzen ist“, sagte Jennings, als er ging. „Wenn jemand etwas auf dem Herzen hat, kann man mich heute nacht anrufen.“
Als die Rechtsanwälte gingen, schaute Sturbridge auf die Uhr – Viertel vor elf – anderthalb Stunden war er schon im Krankenhaus. Dunkel erinnerte er sich, daß in der Spätvorstellung zwei wirklich gute Filme liefen. Zu zweit und zu dritt verschwanden die Erben. Bald war Sturbridge im Besucherzimmer allein. Sie würden sich eine kleine Notiz machen, um an die Blumen und die Beerdigung zu denken, überlegte er, und damit wäre John Phillpott Tanker für sie erledigt.
Er drückte seine Zigarette aus, band seine Schuhe zu und ging auf die Herrentoilette, um sein Gesicht zu waschen. Er legte die Brille ab, starrte sich selbst im Spiegel an, vergnügt, weil er noch sehr lebendig war. Er versuchte, sich zu erinnern, ob er den Rasierapparat in seinem Wagen gelassen hatte.
Er kam in Tankers Zimmer, indem er zwei Gehilfen folgte, die eine große Maschine schoben. Verdeckt von einem Schwarm Ärzten, die mit Nadeln hantierten, vor blinkenden Lichtern murmelten, sich die grünen Gläser von Kathodenröhren anschauten, lag
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