Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knight's Collection 10 (FO 19)

Damon Knight's Collection 10 (FO 19)

Titel: Damon Knight's Collection 10 (FO 19) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
Vom Netzwerk:
Tod führen können.“
    Julia nickte, aber sie sah ihn nicht an. „Früher oder später“, sagte sie, „wirst du die Münze umdrehen und ihre Kehrseite betrachten müssen. Schon bald, glaube ich.“
     
    Julia trug eine geblümte Hose und eine kurze Weste über einer langärmligen engen Bluse. Mit dem hellen Haar, das ihr auf die Schultern fiel, sah sie wie ein sehr junges Mädchen aus, zu jung, um Champagner aus dem hohlstieligen Kelch zu trinken, den sie mit beiden Händen festhielt. Dwight Gregor hatte in der Mitte des Steinkreises Platz genommen, um die Wirkung von dort aus zu studieren. Gregor war der Hauptkritiker, einer, dessen Stimme man hörte, wenn er flüsterte, auch wenn rings um ihn alle anderen schrien. Julia wünschte, er würde den Kreis endlich verlassen und ihr ein paar Bemerkungen zuraunen. Sie war zwar überzeugt davon, daß er sie den ganzen Abend zappeln lassen würde, aber zumindest konnte er sich von der Stelle rühren oder sonst etwas tun.
    Vermutlich erfuhr sie seine Reaktion erst, wenn sie seine Kolumne in der Morgenzeitung las. Sie nahm noch einen Schluck und wandte sich verzweifelt an Martie.
    „Ich glaube, er ist da draußen eingeschlafen.“
    „Ruhig, Schatz. Er versucht es zu enträtseln. Er weiß, daß du klüger als er bist und mehr Talent besitzt und daß du mit dem dunklen Material deines Unterbewußtseins gearbeitet hast. Er fühlt es und kann die Bedeutung nicht erfassen …“
    „Wen zitierst du?“
    „Boyle. Er ist gefesselt von dem Kreis. Immer wieder geht er hin. Paß nur auf! Hast du nicht bemerkt, mit welcher Ehrfurcht er dich ansieht?“
    „Ist das Ehrfurcht? Ich wollte dich schon bitten, ihm klarzumachen, daß ich in anderen Umständen bin.“
    Sie lachten beide und trennten sich dann, um nach den Gästen zu sehen. Es war eine gute Vorstellung, eindrucksvoll. Der Hof sah großartig aus, die Beleuchtungseffekte wirkten, der Wasserfall hinter dem Weideflechtzaun war genau richtig, der Teich unterhalb der Kaskaden dunkel und geheimnisvoll genug … Martie schlenderte stolz durch seinen Besitz.
    „Martie?“ Boyle blieb neben ihm stehen. „Ich muß mit Ihnen reden. In einer halben Stunde drüben am Zaun. Einverstanden?“
    Gregor riß sich endlich von dem Kreis los und steuerte direkt auf Julia zu. Er zog ihre Hand an die Lippen und küßte sie leicht, ohne den Blick von ihrem Gesicht abzuwenden. „Meine Liebe! Sehr eindrucksvoll. So nihilistisch. Kam Ihnen zu Bewußtsein, wie nihilistisch es ist? Aber natürlich. Und dazu stolz. Nihilistisch, aber stolz. Merkwürdige Kombination. Man hat das Gefühl, daß der Mensch es diesmal fast schafft. Wollten Sie das zum Ausdruck bringen? Nur eine Faser, die ihn zurückhält. Traurig. So traurig.“
    „Oder man kann sich vorstellen, daß der Kreis mit der Zerstörung beginnt, den Ruinen und dem Tod der Menschheit. Daß sich von hier aus der endgültige Aufstieg des Lebens vollzieht, die Befreiung vom Staub … Ist das nicht Ihre eigentliche Aussage, meine Liebe?“ Frances Lefever rückte zu nahe an Julia heran, überwältigte sie mit ihrem süßlichen, ekelhaften Marihuana-Atem. „Wenn der Kreis tatsächlich hier seinen Anfang nimmt, dann handelt es sich um eine reine Botschaft der Hoffnung. Habe ich nicht recht, meine Liebe?“ Gregor trat einen Schritt zurück, winkte ab. „Natürlich, man kann überall die Erklärung suchen, die am romantischsten klingt …“
    „Romantisch? Realistisch, mein guter Dwight! Sie zeigen die typisch männliche Reaktion. Seht her, was ich getan habet Ich habe die ganze Menschheit vernichtet, bis hinunter zum Urschlamm! Ich empfinde das ganz anders: Seht her, der Mensch befreit sich, löst sich von der Erdfessel, um ein höheres Sein anzustreben. Haben Sie sich diesen Stein genau angeschaut? Er wirft nämlich keinen Schatten.“
    Dwight und Frances vergaßen Julia. Sie kehrten zum Kreis zurück und setzten da ihr Streitgespräch fort. Julia lehnte sich erschöpft gegen den Zaun und nahm einen tiefen Schluck.
    „Hallo. Alles in Ordnung, Julia?“
    „Dr. Wymann! Ja. Ich fühle mich großartig.“
    „Es sah so aus, als würden Sie jeden Moment zusammenbrechen.“
    „Nur vor Erleichterung. Es gefällt ihnen. Es fasziniert sie. Es ist rätselhaft genug, daß sie über seine Bedeutung streiten, also wird jeder von ihnen seine Ansicht schreiben, und das weckt die Neugier der Leute …“
    Dr. Wymann lachte und warf einen Blick auf die beiden Kritiker, die sich zwischen den großen Blöcken

Weitere Kostenlose Bücher