Damon Knight's Collection 10 (FO 19)
Korn er besitzt. Ich habe die Nase voll.“
„Wen soll ich nehmen, Liebes?“ fragte Ethyl. „Howard Steinleser kann die Steine deuten, aber wer deutet unsere Magdalen?“
„Oh, ich kann sie wie einen Stein lesen“, lächelte Terrence Burdock. Aber er konnte es nicht.
Aber es hatte sie gepackt. Es war um sie und in ihnen: die Klugheit der Schlangen und die Heiterkeit der Kröten, die verborgenen Spinnen im Wasser, die gefangenen Träume, die durch die gebrochenen Augen sickerten, die Krätze des kranken Kaninchens, das Schnauben der Büffel und der gefiederte Pfeil im Leib. Und um das alles war der Nachthauch von Feuerstein und aufgeworfener Erde und glucksenden Bächen, der Moder und der ganz besondere Moschusduft, der den Namen Adel der Dachse trägt.
Sie redeten über Archäologie und Sagen. Dann war es tiefe Nacht und der Morgen des dritten Tages.
Oh, die Ausgrabungsarbeiten gingen rasch vonstatten. Die Fundstelle war bereits jetzt reichhaltiger als Spiro, obwohl der Schnitt am Fuße des Hügels nur ein kleines Versprechen der Dinge war, die da kommen sollten. Und der merkwürdige Zwilling des Hügels, der zerbrochene Schlot, bestätigte und verwirrte und widersprach. In dem Schlot hatte sich die Zeit verschoben, zumindest in dem sonderbaren, geriefelten Kern; das übrige war normal genug und steril genug.
Anteros arbeitete an diesem Tag mit einer stillen Verdrossenheit, und Magdalen brütete vor sich hin, umgeben von einer elektrischen Aura.
„Perlen, Glasperlen!“ fuhr Terrence zornig auf. „Heraus mit der Sprache! Wer unter uns ist der Witzbold? Ich kann das einfach nicht dulden.“ Terrence war den ganzen Tag über schlecht gelaunt gewesen. Er besaß die gleichen tiefen Kratzspuren wie Steinleser am Tag zuvor und haderte mit der Welt.
„Es hat schon früher Verstecke mit Glasperlen gegeben, Terrence, Hunderte“, sagte Robert Derby leise.
„Es hat auch schon früher Witzbolde gegeben, Hunderte“, brüllte Terrence. „Denen hier sieht man ihr Made in Hongkong deutlich an, verdammt billige Dutzendware. Sie haben in einer Schicht um das Jahr 700 nichts zu suchen. Also schön, wer war es?“
„Ich glaube nicht, daß es einer von uns war, Terrence“, warf Ethyl zaghaft ein. „Sie sind einen guten Meter von der Schrägfläche des Hanges entfernt. Wir haben dreihundert Jahre organischen Lehms durchstoßen, um zu ihnen zu gelangen.“
„Wir sind Wissenschaftler“, sagte Steinleser. „Wir haben also diese Perlen entdeckt. Andere vor uns haben ähnliche Funde gemacht. Denken wir einmal logisch darüber nach!“
Es war Mittag, so aßen und rasteten sie und dachten logisch darüber nach. Anteros hatte ihnen ein Stück hellen Schweinebraten besorgt, und sie machten sich Sandwiches zurecht, tranken Bier und aßen Pickles.
„Abgesehen von dem totalen Widerspruch, daß immer wieder Glasperlen an Stellen gefunden werden, wo es keine geben darf “, sagte Robert Derby, „wissen wir, daß ein echtes Geheimnis alle frühen indianischen Perlen umgibt, seien sie nun aus Knochen, Stein oder Geweihen. Es gibt Millionen und Abermillionen dieser winzigen Perlen mit ihren feinen Löchern, feiner als jeder Bohrer, der je gefunden wurde. Es existieren Reste, es existieren Zentren jeder anderen indianischen Kunstfertigkeit, und es haben sich sämtliche Geräte weiterentwickelt. Warum gibt es diese Millionen durchlöcherter Perlen und niemals einen Bohrer dazu? Man hatte keine Technik, mit deren Hilfe man einen so feinen Bohrer herstellen konnte. Wie entstanden diese Löcher?“
Magdalen kicherte. „Perlenspucker“, sagte sie.
„Perlenspucker? Du hast deinen wirren Verstand ganz verloren!“ fuhr Terrence auf. „Das ist die einfältigste und primitivste aller indianischen Legenden.“
„Aber es ist die Legende“, sagte Robert, „die Legende von mehr als dreißig verschiedenen Stämmen. Die Kariben-Indianer in Kuba erzählten, daß sie ihre Perlen von Perlenspuckern bekämen. Die Indianer von Panama berichteten Baiboa das gleiche. Die Indianer der Pueblos gaben diese Geschichte an Coronado weiter. Jede indianische Gemeinschaft hatte einen Mann, der ihr Perlenspucker war. Es gibt Creek-, Alabama- und Kosati-Berichte von Perlenspuckern: denkt an Swantons Sammlung! Und seine Legenden wurden verhältnismäßig spät aufgezeichnet.
Mehr noch, aus der Zeit, als die ersten europäischen Tauschperlen auftauchten, gibt es die Geschichte von einem Indianer, der sich einige davon geben ließ und sagte:
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