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Damon Knights Collection 10

Damon Knights Collection 10

Titel: Damon Knights Collection 10 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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läßt …“
    Sie sahen zu, wie Hintermann Vier sich abwandte und floh, die Hände immer noch an die Ohren gepreßt.
    Nachdem Galpert mit dem Mofa aufgebrochen war, lüftete Hestler das Zelt noch zehn Minuten. Er stand mit unbewegter Miene da, die Arme überkreuzt, und starrte den Rücken von Vordermann Eins an. Sein Vater hatte ihm ein paar Geschichten über Vordermann Eins erzählt, aus der Zeit, als sie beide noch junge Burschen waren, ganz am Ende der Schlange. Schien damals ein richtiger Draufgänger gewesen zu sein, der mit den Mädchen in der Nähe umheralberte oder ihnen für eine ganz bestimmte Gegenleistung seinen Platz anbot. Davon sah man nun kaum noch etwas: ein klappriger alter Bursche mit aufgeplatzten Schuhnähten, der mühsam seine Zeit abwartete. Ihm selbst hingegen war das Glück wohlgesinnt gewesen, überlegte Hestler. Er hatte sein Erbe nach Vaters Herzschlag angetreten, ein Aufrücken um einundzwanzigtausendzweihundertvierundneunzig Plätze. Nicht viele junge Leute trafen es so gut. Gewiß, so jung war er auch nicht mehr, er hatte seine Zeit in der Schlange verwartet; das Glück kam nicht unverdient.
    Und nun, in ein paar Stunden vielleicht, stand er am Kopf der Schlange. Er strich über die Kassette, welche die Papiere des alten Herren enthielt – natürlich auch seine eigenen und die von Cluster und den Kindern – alles. In ein paar Stunden, wenn die Schlange weiter vorrückte, konnte er sich entspannen, ausruhen, die Kinder allein weitermachen lassen. Mal sehen, ob sie es ebenso schnell schafften wie ihr Daddy, der mit knapp fünfundvierzig bereits ganz vorne stand!
    Im Innern der Wartehütte war es heiß, stickig. Hestler zog die Jacke aus und kauerte sich in den Hängesitz – nicht die bequemste Stellung vielleicht, aber in vollem Einklang mit der Ansteh-Vorschrift, daß zumindest ein Fuß immer am Boden sein mußte und der Kopf höher als die Taille. Hestler erinnerte sich an einen Vorfall, der sich vor Jahren ereignet hatte, als so ein armer Teufel ohne Wartehütte im Stehen eingeschlafen war. Er hatte mit geschlossenen Augen und gebeugten Knien dagestanden und war langsam in die Hocke gesunken, dann wieder blinzelnd aufgeschreckt und erneut eingeschlafen. Auf und ab, sie hatten ihn eine Stunde lang beobachtet, bis sein Kopf schließlich tiefer sank als der Gürtel. Dann hatten sie ihn aus der Reihe geworfen und waren aufgerückt. Ah, es hatte schon tolle Dinge in der Schlange gegeben, damals, in der guten alten Zeit. Jetzt, so nahe an der Spitze, stand zuviel auf dem Spiel. Keine Zeit für Unfug. Kurz vor Einbruch der Abenddämmerung rückte die Linie nach. Noch drei! Hestlers Herz pochte laut.
    Es war dunkel, als er das Wispern hörte: „Vordermann Vier!“
    Hestler schreckte hoch. Augenreibend fragte er sich, ob er von der drängenden Stimme nur geträumt hatte.
    „Vordermann Vier!“ zischte die Stimme wieder. Hestler schob den Vorhang auf, sah nichts, zog den Kopf wieder zurück. Dann entdeckte er das blasse, verkniffene Gesicht, die vorquellenden Augen von Hintermann Vier am Lüftungsschlitz der Rückwand.
    „Sie müssen mir helfen“, sagte der schmächtige Mann. „Sie haben gesehen, wie sich alles abspielte; Sie können eine Erklärung abgeben, daß ich betrogen wur de, daß –“
    „Hören Sie, was suchen Sie außerhalb der Reihe?“ unterbrach ihn Hestler. „Ich weiß, daß Sie Ihren Platz verloren haben, weshalb belegen Sie keinen neuen?“
    „Ich – ich brachte es nicht über mich“, entgegnete Hintermann Vier gebrochen. „Meine Frau, meine Kinder – sie alle rechnen fest mit mir.“
    „Daran hätten Sie früher denken müssen.“
    „Ich schwöre, daß ich nichts dafür konnte. Es erwischte mich so plötzlich. Und –“
    „Sie haben Ihren Platz verloren. Ich kann nichts tun.“
    „Wenn ich nun noch einmal von vorne anfangen soll – ich werde siebzig sein, bis ich dieses Fenster erreiche!“
    „Das ist nicht meine Sache –“
    „… aber Sie brauchen doch nur der Streckenpolizei zu erzählen, was sich zugetragen hat! Wenn Sie meinen besonderen Fall erklären …“
    „Sie sind verrückt, das kann ich nicht!“
    „Aber Sie – Sie haben immer einen anständigen Eindruck auf mich gemacht –“
    „Gehen Sie jetzt! Angenommen, jemand sieht mich mit Ihnen reden?“
    „Ich mußte Sie hier aufsuchen, ich kenne Ihren Namen nicht, aber schließlich stehen wir jetzt seit neun Jahren vier Plätze voneinander entfernt –“
    „Verschwinden Sie, bevor ich

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