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Damon Knight's Collection 11 (FO 29)

Damon Knight's Collection 11 (FO 29)

Titel: Damon Knight's Collection 11 (FO 29) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
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warten, daß sich ihr Mückenleben in das wahre Leben verwandelt, das natürlich auf unbestimmte Dauer verschoben ist. (Ich bin allmählich sicher, daß sie „auf unbestimmte Dauer“ sagten.)
    Dieses Gleiten, so fein es ist, bringt meine Haut zum Jucken, aber hier, in dieser riesigen Öffentlichen Halle (sie könnte nicht wenige Flugzeuge aufnehmen, wenn jemand auf den Gedanken käme, die Glaswände abzureißen und die Maschinen über den polierten Boden zu rollen), ist es doch wohl nicht angebracht, wenn ich mich kratze.
    Meine Füße baumeln nicht mehr. Ich muß von diesem Stuhl rutschen, bevor der Abgrund zu schroff wird. Das schaffe ich ohne weiteres im Innern meiner Kleider. Mittlerweile müssen die Leute denken, daß jemand einen neuen braunen Mantel auf dem Stuhl liegengelassen hat. Ich ducke mich, eingewickelt in einen Strumpf, hinter den überhängenden Saum, und nach ein paar weiteren Minuten bin ich klein genug, um in meine Mappe zu kriechen. Da drinnen ist es bequem und dunkel. Ich rolle mich neben der Melone und der Zeitung zusammen und knabbere an einer Erdnuß. Ich hatte es bis jetzt nicht bemerkt, aber ich bin völlig erschöpft. Ich falte meinen Strumpf zu einem Kissen und lehne mich zurück. Klein sein, denke ich, ist sicher genauso bequem wie groß sein. Jeder der beiden Zustände hat seine Vorteile. Hier, behaglich wie – nun, wie wohl jeder in einer so weichen und dunklen Mappe, schlafe ich rasch ein.
    Ich habe absolut keine Ahnung, wie lange ich schlafe; es könnte lediglich ein paar Minuten gewesen sein oder rund um die Uhr (und bei meiner Größe läuft die Zeit vielleicht anders ab); jedenfalls erwache ich, immer noch in meiner Mappe, zu einer sanften, rhythmischen Schaukelbewegung. Ich werde getragen. Ich spitze durch das Loch in der Mitte der einen Henkelöse. Ich sehe ein Schild. Fundbüro, In diesem riesigen Regalkorridor ordnet man mich neben andere Mappen und Koffer von ähnlicher Größe und Farbe. Nun, ich habe meine Melone, meine Erdnüsse und meine Zeitung. Aber mir fällt auf, daß der Mann hier bereits die Nase rümpft, wenn er an meinem Regal vorbeikommt.
    Keiner wird mich abholen. Dessen bin ich sicher. Wie lange werden sie mich hier aufbewahren? Nicht lange, denn ich sehe, daß er schon wieder die Nase gerümpft hat. Ist es etwa möglich, daß meine Füße, meine winzigen Füße, immer noch …? Was riecht da so? denkt er. Ich werde der Sache nachgehen müssen. Etwas verdirbt hier in einem der Fundstücke, etwas, das erst vor kurzem hereingebracht wurde. Die Leute passen einfach nicht auf, denkt er. Sie stecken verderbliche Sachen in ihre Koffer und lassen sie dann stehen, so daß andere sie aufbewahren müssen. Widerliche Schlamperei! Sie passen nicht auf. Vielleicht, denkt er, werfe ich das Zeug einfach hinaus, ohne es genauer zu untersuchen. Eine ekelhafte Arbeit. Außerdem, wer will schon, daß etwas verdirbt? Ich warte die vorgeschriebene Zeit nicht ab. (Ist es eine Woche? Ein Monat?) Also, ich warte einfach nicht, denkt er. Morgen fliegt es hinaus, basta.
    Vielleicht rühre ich mich im allerletzten Augenblick, und er entdeckt mich hier.
    Wie wird er wohl reagieren, wenn er eine winzig kleine, nicht gerade hübsche und vollkommen nackte Frau im Fundbüro entdeckt? Auch nicht mehr gerade jung. (Aber jung ist er selbst nicht, und eine Vollglatze hat er obendrein.) Wie wird er reagieren, wenn er eine Frau entdeckt, die schon merkwürdig – verschroben war (gelinde ausgedrückt), als sie noch ihre normale Größe hatte?
    Wird er bei meinem Anblick erröten? Wird er mich zu sich heim schmuggeln, in der Mappe verborgen? Mich vielleicht in einer freundlichen Ecke seines Zimmers halten, mit einer kleinen Schachtel als Bett und einem Sofakissen als Matratze? Natürlich, Sex zwischen uns käme nicht in Frage …
    Aber das ist lächerlich.
    Nein. Nein. Ich rühre mich nicht. Ich zeige mich nicht – niemals. Selbst wenn ich im Müll zugrundegehen muß, ich werde mich niemals rühren.

Jim und Mary G.
 
(James Sallis)
     
     
    Den kleinen Mantel vom Haken holen, dann hinein mit seinen Armen, gar nicht leicht, weil er so aufgeregt ist und irgendwie immer nach der falschen Seite zappelt. Und immerzu sieht er mit diesen blauen Augen zu einem auf. Park gehen, Papa, sagt er, Möwen sehen. Zerrt zur Tür. Die Möwen liebt er besonders; er hat sie auf dem Boot entdeckt, bei der Überfahrt, und begreift nicht, sucht sie ständig im Park.
    Den Schal um seinen Hals wickeln. Gelb, weiß.

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