Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Damon Knight's Collection 11 (FO 29)

Damon Knight's Collection 11 (FO 29)

Titel: Damon Knight's Collection 11 (FO 29) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon (Hrsg.) Knight
Vom Netzwerk:
Überbleibsel. Er öffnete eine Schublade und holte ein Hemd heraus. Alle seine Hemden waren weiß. Nun, sie hatte ihn einmal gefragt, Vor Jahren. Ihm war es gleich, damals wie heute.
    Er ging in die Küche, den Pullover halb übergestreift. „Post?“ Durch die Wolle. Keiner der beiden drehte sich um, so zerrte er ihn zurecht und stülpte den Hemdkragen nach außen. Dann die Manschetten.
    „Ein Brief von meinen Eltern. Sie sorgen sich, weil wir nichts von uns hören lassen, und hoffen, daß bei uns alles in Ordnung ist. Vater geht es wieder besser. Wir sollen ihnen schreiben.“
    Das Kind schleifte seinen Hochstuhl aus der Ecke herbei. Vor langem waren sie übereingekommen, daß er so viele seiner kleinen Pflichten wie nur möglich selbst erledigen sollte – um Verantwortungsgefühl zu entwickeln, hatte Mary gesagt – aber an diesem Morgen half ihm Jim, den Stuhl zu tragen. Er klappte das Tablett zur Seite, hob ihn hinein und rückte das Gestell näher an den Tisch. Als er aufschaute, wandte sich Mary rasch ab und beugte sich über den Herd.
    Eier, Bückling, Toast und Schinken. „Ich dachte, es wäre nett“, sagte Mary, „ein ordentliches Frühstück zu machen.“ Und dann kam der Augenblick, in dem sie die Fassung verlor.
    Das Kind hatte damit begonnen, mit den Fingern im Essen herumzurühren, so stand sie wieder auf, um seinen Löffel zu holen. Er war aus schwerem Silber, mit einem Elfenbein-K im Griff, und er hatte früher ihr gehört. Sie überquerte die Fliesen, hielt den kleinen Löffel vor sich und starrte ihn an. Mami weint, sagte das Kind. Mami weint. Sie lief aus dem Zimmer. Das Kind drehte sich in seinem Stühlchen um und sah ihr nach, dann aß es mit dem Löffel weiter. Der Plastikbezug quietschte, wenn das Kind sich bewegte. Das Stühlchen war aus Metall, der Bezug weiß mit großen blauen Sternen drauf. Sie hatten es bei Woolworth gekauft. Zwölf sechs. Wie die Kommode paßte es irgendwie in die Wohnung.
    Ein paar Minuten später kam Mary zurück, schenkte ihnen beiden Kaffee ein und nahm ihm gegenüber Platz.
    „Es ist am besten so“, sagte sie. „Er wird nicht leiden müssen. Es ist die einzige Lösung.“
    Er nickte und starrte in den Kaffee. Nahm die Brille ab und putzte sie mit dem Hemdzipfel. Das Kind vermischte die Eier und den Bückling in seiner Schüssel. Hielt den Löffel wie einen Meißel in der Hand und rührte immer im Kreis herum.
    „Jim …“
    Er sah auf. In diesem Moment erschien sie ihm sehr müde, sehr schwach.
    „Wir könnten ihn an einen dieser Plätze bringen. Wo man sie … betreut.“
    Er schüttelte heftig den Kopf. „Nein, das haben wir bereits besprochen, Mary. Er würde es nicht begreifen. So wie ich es mache, wird es leichter sein. Wenn ich es selbst mache.“
    Sie ging ans Fenster und starrte es an. Es füllte fast eine Wand aus. Es war mit Eisblumen überzogen.
    „Möchtest du nach dem Frühstück Spazierengehen?“ fragte er das Kind. Sofort schob es die Schüssel weg und sagte: „Erst Tolette?“
    „Du oder ich?“ fragte Mary vom Fenster her.
    Nach einer Pause: „Du.“
    Er saß allein in der Küche und sann nach. Wasser lief, die Toilette rauschte, er kam stolz heraus. „Park gehen“, sagte er. „Möwen sehen.“
    „Vielleicht.“ Das war es, die Lüge, die ihm später wieder einfiel; daran erinnerte er sich am deutlichsten. Er stand auf und ging in den Flur, gefolgt von dem Kind. Er zog den Mantel an. „Wo ist sein zweiter Schal?“
    „In der Kommodenschublade. Ganz oben.“
    Er holte ihn, begann nach der Strumpfmütze und den Fäustlingen zu suchen. Ging durch die Räume, zog Schubladen auf. Es gibt keine Seemöwen in London. Als sie ihm Mütze und Handschuhe brachte, war ein Loch in der Mütze, und er machte sich auf die Suche nach der anderen. Ging durch die Räume, immer wieder ins Kinderzimmer.
    „Um Himmels willen, geh“, sagte sie schließlich. „Bitte, bleib! Oh, verdammt, Jim, geh!“ Und sie drehte sich um und lief in die Küche.
    Bald hörte er sie hantieren. Tisch abräumen, Wasser aufdrehen, Sachen auf- und zumachen, Bestecke klappern.
    „Park gehen?“
    Er begann das Kind anzuziehen. Den kleinen Mantel vom Haken holen, ihm den Schal um den Hals wickeln. Es gibt keine Seemöwen in London. Strumpfmütze, haha.
    Das letzte Mal, daß ich all dies tue, denkt er.
    Jetzt rumbumbum. Die komische Treppe hinunter.
    Als er zurückkam, lag Mary auf dem Bett, immer noch in ihrem gesteppten Morgenrock, und starrte die Decke an. Es schien

Weitere Kostenlose Bücher