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Damon Knights Collection 4

Damon Knights Collection 4

Titel: Damon Knights Collection 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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Einfaches, so Verheerendes, daß der Fall Tyson mit einem Schlag und für immer entschieden werden würde. Es war nicht rechtmäßig, er konnte sich nur auf die Gerechtigkeit als Entschuldigungsgrund berufen.
    Edmonds bemerkte, daß Pendleton ihn aus den Augenwinkeln zu beobachten schien. Aber dann wandte sich der Oberste Richter um und nickte Helen Nord ganz links außen zu. Sie nickte zurück. Sie war sich ihrer sicher.
    Das, dachte Edmonds, ist die Krone des Widerspruchs. Helen Nord, die weiß, daß psi existiert, hatte sich dem Mehrheitsbeschluß ihrer Kollegen angeschlossen, der im Endeffekt sagte, daß psi unbewiesen wäre. Und sie tat es, weil das einen Menschen rettete, den sie für unschuldig hielt.
    Die Stimme der Frau war klar und sicher. Sie wiederholte kurz die unbestrittenen Tatsachen und las die einzige Frage, die von dem Gericht für zulässig erklärt worden war, vor und kam dann direkt zur Sache: »Es ist die Ansicht einer Mehrheit des Gerichts, daß der Haussuchungsbefehl nicht aufgrund hinreichenden Verdachts ausgestellt wurde, wie es von der Vierten Zusatzerklärung gefordert wird, dergestalt, daß die Grundlage der Information der Behörde, die den Befehl erteilte, nicht mitgeteilt wurde. Aguilar gegen Vereinigte Staaten. Aus diesem Befund folgt die weitere Entscheidung, daß der Beweis, erhalten aufgrund der Durchsuchung, unzulässig ist laut der Fünften Zusatzerklärung. Und daraus muß geschlossen werden, daß Tysons Urteil aufzuheben ist und daß er Anspruch hat auf ein neues Gerichtsverfahren, in dem dieses belastende Beweisstück ausgeschlossen werden muß.«
    Es kam noch mehr, aber Edmonds hörte nur noch Fetzen davon. Seine Augen sahen in – und durch – die Augen von Philip Dopher. In einem seltsamen, beinahe wirklichen Sinn waren sie beide in den nächsten wenigen Minuten nicht zusammen in dem großen Raum, sondern in einem verlassenen Zimmer in einem Bürohaus auf der East Side von Manhattan, wo Dopher an einem offenen Fenster kniete, zärtlich über ein Gewehr strich, das auf dem Fenstersims ruhte, und wartete.
    Irgendwie plätscherte die Stimme von Helen Nord vorbei, irrlichternd, bruchstückhaft »… die Konsequenz aus der Beweisführung, vorgebracht von New York … das Vertrauen in die Achtung vor der Verfassung … wir nehmen nicht Abstand von …«
    Und dann beobachtete er, wie die kniende Figur angespannt und ruhig wurde. Die bärtige Wange lag in todbringender Zärtlichkeit an dem hölzernen Schaft, das Auge spähte durch die teleskopischen Zylinder, und die behandschuhten Finger begannen, ihre unaussprechliche Botschaft dem Abzug einzupressen.
    »… wenn Hellseherei wirklich besteht – und darüber fällen wir keine Entscheidung –, sollte diese Quelle der Information der Behörde hinterbracht werden, so daß sie sich vollkommen im klaren ist und bewerten kann, was als Tatsache beschworen wurde … und angenommen arguendo, daß Hellseherei besteht, setzen wir jedoch fest, daß es keine derartig allgemein anerkannte Methode für eine empirische Information ist, daß die Behörde ihr gerichtlich nachgehen sollte …«
    Ein Jahr und einige hundert Meilen entfernt erschien ein Rauchwölkchen aus der Mündung von Dophers Gewehr. Ben Edmonds schloß seine Augen und entzog sich dem Sinn des Mörders.
    »Zusammengefaßt: Dieses Gericht hat die Entscheidung gefällt, daß der Haussuchungsbefehl nicht aufgrund hinreichenden Verdachts ausgestellt wurde. Das Urteil des Berufungsgerichts in New York wird aufgehoben und der Fall zwecks weiterer Verhandlung wegen Unvereinbarkeit mit dieser Ansicht zurückverwiesen.«
    Sie war fertig.
    Jeder im Gerichtssaal wußte, was geschehen war. Für New York war es aussichtslos, den Fall Tyson ohne das Gewehr als Beweisstück noch einmal zu verhandeln. Tyson würde freigelassen werden müssen, ein gebrandmarkter Mörder, das Kainszeichen auf seiner Stirn und jede Hand gegen ihn erhoben. Wie lange hatte Tyson noch zu leben?
    Dopher schien ruhig zu überlegen. Edmonds schien der Mann nur leicht enttäuscht zu sein. Dopher hatte keine Ahnung, was ihm gerade widerfahren war: daß das Bild, das Dopher am meisten fürchtete, dieses schauerliche, geheime, daß das sorgfältig von seinem Geist genommen und weggetragen und an einem anderen Platz niedergelegt und dort beständig gemacht worden war, als ein fließendes, verlaufendes Muster von lichtempfindlichen Silberbromidmolekülen in einer Gelatineemulsion.
    Edmonds wußte, daß sein Gesicht von

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