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Damon Knights Collection 6

Damon Knights Collection 6

Titel: Damon Knights Collection 6 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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dem Bordell nicht länger bleiben mußte als unbedingt notwendig. Solch ein Schuppen! Dieser Bernstein, einfach einen bankrotten Hollywood-Club an der Hauptstraße zu übernehmen, alle Innenwände ‘runterzureißen und drinnen ein Riesenzelt aufzubauen! Einfaches dünnes, weißes Zeug. Richtiger Mist. Über dem Zelt hat er Projektoren angebracht, Lichter, Lautsprecher, den ganzen elektronischen Hickhack und drinnen ist es, als wär’ man von Kinoleinwänden umgeben. Nur das Zelt und nackter Boden, nicht einmal eine richtige Bühne, nur ‘ne Plattform auf Rädern, die sie rein- und rausziehen, wenn die Group wechselt.
    Also kann man sich denken, daß er nicht gerade das beste Publikum hat. Vor allem, weil der Amerikanische Traum nur ein Stück weiter oben in der Straße ist, und von der Gesellschaft als Zuschußunternehmen betrieben wird. Was sie kriegen, das sind die stinkigen, eingefleischten Hippies, die ich nicht reinlasse, und so ‘ne Art gelehrter Studenten, die meinen, daß es smart is, zwischen Wilden ‘rumzuhängen. Wird ‘ne Menge Stoff geschoben. Die Bullen mögen den Schuppen nicht, und die Streifen ziehen professionelle Unruhestifter an. Ein richtiges Haus der Sünde – ich kam mir vor, als würde ich in die Kasbah gehen. Die letzte Group war schon weg, und die Horsemen waren noch nicht da, man sah also nichts anderes als dieses idiotische Zelt, gefüllt mit Hippies, die Hälfte stoned von Acid oder Pot oder Amphetamin oder Ajax, soviel ich weiß, Hochschul-Möchtegern-Hippies, die meisten auch stoned, die bösartig wurden, und ein paar Nigger, die sich mit Bullen prügeln wollten. Alle standen herum und warteten darauf, daß was passierte, und bereit, es passieren zu lassen. Ich stand beim Eingang, nur für den Fall. Wie man sagt, »auf der Hut sein«.
    Plötzlich gehen die Lichter aus, und es ist schwarz wie die Seele eines TV-Managers. Ich halte meine Hand an der Brieftasche – in dieser Menschenmenge, sag nur, da gibt es keine Diebe. Stockdunkel und ein paar Sekunden lang Totenstille und dann fang ich an, was zu spüren. Ich weiß nicht, als würde mir was über die Knochen krabbeln, aber ich weiß, daß es ein Subsonic-Effekt war und nicht meine Einbildung, weil alle Hippies ganz still standen und man keinen Laut hörte.
    Dann, aus Riesenlautsprechern, so laut, daß einem die Haarwurzeln weh tun, ein Herzschlag, aber schwer, langsam, halber Takt vielleicht, wie das Herz eines Wals. Was da meine Knochen entlangkrabbelt, scheint mit dem Herzschlag synchronisiert zu sein, und ich fühle beinahe, als wäre ich selbst das riesige, plumpe Herz, das da in der Dunkelheit schlägt.
    Dann, ein dunkelroter Fleck – so schwach, wie infrarot – fällt auf die Bühne, die sie herausgerollt haben. Auf der Bühne stehen vier häßliche Teufel in verrückten schwarzen Roben – du weißt, wie Grim Reaper sie trägt – in dieses scheußliche rote Licht eingehüllt wie Blut. Schauerlich. Buum-ba-buum. Buum-ba-buum. Immer noch der Herzschlag, immer noch das Subsonic-Knochengekrabbel, und die Hippies starren auf die Four Horsemen wie hypnotisierte Kaninchen.
    Der Baß, ein richtiger Dschungelhase, nimmt den Rhythmus des Herzschlages auf. Dum-da-dum. Dum-da-dum. Der Drummer fällt mit ohrenbetäubenden Schlägen ein. Dann fängt die elektrische Gitarre, gestimmt wie eine erdrosselte Katze, mit schrecklichen, wahnsinnigen Akkorden an. Whang-ka-whang. Whang-ka-whang. Es ist einfach furchtbar, ich spüre es in meinem Darm, meinen Knochen; mein Trommelfell fühlt sich wie eine einzige riesige Schlagader an. Alle schwingen mit, ich schwinge mit. Buum-ba-buum. Buum-ba-buum.
    Dann beginnt der Gitarrist zu singen, im Rhythmus des Herzschlages, mit rauher, schriller Stimme, als wenn jemand krepiert: »Der große Blitz … Der große Blitz …«
    Und der Typ mit den Lichteffekten gestikuliert wie wild, und Lichtringe fangen an, die Zeltwände hochzukriechen, unten blau, grün, wenn sie höher steigen, dann gelb, orange und am Ende, wenn sie ein Kreis an der Decke sind, augentötendes Neon-Rot. Jeder Kreis braucht genau einen Herzschlag, um die Wand hochzulaufen.
    Junge, was für ein saumäßiges Gefühl! Als wäre ich eine Tube mit Zahnpasta, die rhythmisch gequetscht wird, bis sich mein Kopf anfühlt, als würde er mit den Lichtkreisen durch die Decke gespritzt.
    Und dann fangen sie an, das Tempo Schritt für Schritt zu beschleunigen. Derselbe Herzschlag, dieselben Schläge, dieselben Akkorde, dieselben Lichtkreise,

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