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Damon Knights Collection 9

Damon Knights Collection 9

Titel: Damon Knights Collection 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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ziehen, halb tragen, und ich sehe, wie seine Augenlider zucken, denn er ist nicht so betrunken, wie er uns glauben machen möchte. Ich will nach Hause gehen, doch Roger bittet mich, auf ihn zu warten, er will mich nach Hause fahren und mich mit Pyjama und den notwendigen Dingen für die Nacht mit zurücknehmen. Also bleibe ich auf der Veranda stehen und warte auf sie und starre über die Straße auf das leere Theater. Dort habe ich vor drei Tagen die Vergangenheit erlebt, doch seitdem nehme ich Schlaftabletten und habe weder Halluzinationen noch Träume mehr.
    Mein Haus ist lauter als gewöhnlich. Ich starre auf die beiden Jungen, doch keiner von ihnen scheint es zu bemerken. Sie warten auf mich im Wohnzimmer. Über mir auf den dunklen Stufen huschen sie entlang, sie halten vor dem Schlafzimmer meiner Eltern, gleiten hinunter in die Halle und folgen mir in mein Zimmer. Doch als ich das Licht anmache, ist nichts zu sehen. Ich weiß, daß es die Gitter am Flurgeländer sind, die seit elf Monaten festgemacht werden müßten, und die Luft und die Phantasie. Erinnerungen, die greifbar geworden sind? Ich glaube es nicht, doch der Ton ist so sonderbar angenehm, und ich liebe die Vorstellung, daß Erinnerungen in meinem Haus umherstreifen, ihr eigenes Leben führen, die Vergangenheit wieder erleben.
    Ich packe den Pyjama und meinen Morgenmantel ein und suche unter dem Bett nach den Pantoffeln, und mir kommt der Gedanke, die Leute könnten erfahren, daß ich die Nacht im Sagamore-Haus verbringe. Ich sitze auf dem Bett, die Pantoffeln in meiner Hand, und starre vor mich hin. Wie kann ich aus dieser Sache herauskommen? Ich merke, wie Somerset und New York in mir miteinander diskutieren, fast muß ich über den Dialog lächeln, den ich so still mit mir austrage. Mein stärkstes Somerset-Argument scheint zu sein, daß ich hier mit meinem kranken Vater leben will und daher nicht mit einem völlig ruinierten Ruf zurückkommen kann. Ich weiß, wie Somerset sich solch einer Frau gegenüber verhalten wird. Aber ich werde doch nicht mit ihm hierher zurückkommen, antworte ich mir. Oder doch?
    Es ist bereits sehr spät, und ich muß damit fertig werden; ich habe es versprochen. Langsam gehe ich die Treppe hinunter in der Hoffnung, sie möchten nicht mehr da sein. Aber natürlich sind sie es. Sie sprechen leise. Über mich? Wahrscheinlich. Vermutlich verwirre ich sie. Für mich sind sie wenig mehr als Kinder, Schuljungen, die ihre Probleme zu lösen haben. Doch müssen wir alle in den Zwanzigern sein. Ich nehme an, meine Titel, meine verantwortliche Position, meine Erfahrungen scheinen mich um Jahre älter zu machen, doch als ich auch nur daran denke, ärgere ich mich. Sid hat mir erzählt, daß er drei Jahre in der Armee gewesen ist und in Vietnam gedient hat, was also ist meine Erfahrung gegen seine? Sid hat versucht, sich mir zu nähern, hat mich zweimal besucht und ist sogar mit mir Kanu gefahren. Doch als ich in der Tür stehe und sie betrachte, kommen sie mir sehr jung vor, Kinder, die sich in Dinge einmischen, die sie nicht verstehen, nach Antworten suchen, die, sollten sie sie finden, für sie die ganze Realität in Frage stellen würden. Ich schüttle heftig mit dem Kopf. Ich weiß nicht, was ich mir dabei gedacht habe, aber ich habe plötzlich Angst, ich fürch te, daß ich vorhin zuviel getrunken habe, und ich bin so … müde. Schlaftabletten machen mich müder als die Schlaflosigkeit, die sie beseitigen.
    Sie plaudern auf die Art, wie ein guter Arzt mit einem nervösen Patienten plaudert, bevor er den Blutdruck mißt. Ich fühle mich sehr linkisch, und schweigend gehen wir zum Schlaf-Laboratorium. Ich kenne alle die dort aufgestellten Apparate und habe während meiner Studienzeit selbst Elektroenzephalogramme gemacht, mir ist also nichts neu, und die Vorführung dauert nicht lange. Dann befinde ich mich allein in dem verdunkelten Raum und spüre die Drähte, die winzigen Haut Stückchen mit den Klebestreifen, die die Elektroden festhalten. Ich glaube kaum, daß ich so angedrahtet schlafen kann, zumindest nicht tief. Vorsichtig schließe ich die Augen und versuche, mir ein Licht über meinen Augen vorzustellen, über der Nasenwurzel. Ich weiß, daß ich mit dieser Übung meine Alphawellen unterbrechen kann. Ich stelle mir Rogers Überraschung vor. Plötzlich denke ich an S. L. und blinzle rasch, neugierig, welche Art von Wellen ich nun für ihre Untersuchung erzeuge. Ich frage, wofür S. steht, und er grinst breit und sagt,

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