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Damon Knights Collection 9

Damon Knights Collection 9

Titel: Damon Knights Collection 9 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damon Knight
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aufzeichnen. Es scheint simpel genug.
    Die Tage vergehen wie im Fluge, es bleibt kaum Zeit für all das, was zu erledigen ist. Der Arzt des Pflegeheimes beantwortet meinen Brief brüsk und behandelt mich wie ein kleines Kind. Ich lese ihn zweimal, bevor ich ihn in meinen Schreibtisch lege, um ihn später noch einmal zu überdenken. Ich habe inzwischen für die Traumuntersuchungen sechs Leute gewonnen, und sie halten mich den ganzen Tag in Trab. Ich finde heraus, daß Menschen gerne über ihre Träume reden, und während sie darüber reden, fallen ihnen mehr und mehr Details ein, so daß jedes Interview eine halbe bis ganze Stunde dauert. Und dann sind da noch meine eigenen Träume, die ich niederschreibe.
    Ich habe den Grund für meine eigene Teilnahme an diesem Experiment herausgefunden, als ich meinen ersten Traum für die Analyse aufschrieb. Ich fühlte, daß ich die Niederschrift nicht an Staunton geben könnte, und die Studenten sind wie Kinder, denen man nicht etwas so Intimes wie die Träume einer erwachsenen Frau anvertrauen kann. So schreibe ich jeden Tag meine eigenen Träume mit denen der anderen sechs nieder, verschlüssele sie alle, fülle die Karten aus und gebe diese dann Roger. Nun sind die Träume depersonalisierte Daten.
    Ich bin mit der Niederschrift der sieben Träume fertig und fühle mich plötzlich unruhig. Irgend etwas ist da … Das Haus ist unruhiger als sonst, an das Knarren und Quietschen bin ich gewöhnt. Vielleicht wird, ein neuer Sturm über die Stadt hereinbrechen. Die Musik der Nacht umgibt mich ganz: das Plätschern des Baches, die Grillen und Laubfrösche, die ihren ungleichen Gesang anstimmen, und aus der Ferne der tiefe Baß des Brüllfrosches. Vermutlich langweile ich mich nur. Die Träume anderer sind langweilig. Noch habe ich die letzten Träume nicht systematisiert, und ich merke, daß es mir widerstrebt. Wie verabredet, erwähne ich nie einen Namen. Ich tippe jeden Traum auf eine eigene Karte und mische sie dann durcheinander, so daß ich am Ende selbst nicht mehr weiß, wer mir welchen Traum erzählt hat. Ich halte plötzlich an. Ich befinde mich auf dem Weg zum Bach, ohne zu merken, wohin ich gehe und warum. Die Laute der Nacht senken sich auf mich nieder. „Es sind die gleichen“, sage ich und bin von meiner eigenen Stimme verwirrt. Alle anderen Geräusche sind durch meine Worte wie ausgelöscht.
    Ich denke an den Stapel Karten, den ich heute abend zusammengestellt habe, und wundere mich, daß ich es nicht gleich bemerkt habe. Roger hatte recht, die Leute hier in der Stadt haben alle die gleichen Träume. Er hat nicht genau das gesagt, er hat gesagt, daß die Träume der Leute hier stabil, während des Experimentes unverändert bleiben würden, während sich die der Studenten wandeln würden, sobald sie sich dem Leben hier angepaßt hätten. Nach diesem Teil der Untersuchung habe ich mich bislang nicht erkundigt, doch nun bin ich plötzlich zu neugierig, um ihn aus meinem Bewußtsein verdrängen zu können.
    Haben sie sich geändert und wie? Ich gehe zurück, bleibe aber vor der Haustür stehen und gehe statt dessen auf die Straße und zur Stadt hinunter. Ich werde langsamer, als ich mich dem Sagamore-Haus nähere. Es ist sehr spät, fast zwei Uhr morgens. Das Licht oben in der ersten Etage ist das einzige, das ich bislang in der Stadt entdeckt habe. Ich gehe ein, zwei Schritte weiter. Was ist heute nacht los? Ich sehe mich um. Doch dort ist nichts. Kein Wind, kein Mond, nichts.
    Aber ich höre … Leben. Bewegung, irgend etwas. Das ist Somerset, sage ich mir selbst ungehalten, nicht laut, doch höre ich meine eigenen Worte. Ich blicke rasch über die Schulter, doch nichts. Ich sehe die Apfelbäume, vertraut, doch jetzt fremd, unheimliche Schatten bilden sich an der fahlen Wand des Hotels. Auf der anderen Seite vom Sagamore-Haus befindet sich das alte Theater, und für einen Moment glaube ich, irgend jemand habe es wieder geöffnet. Ich halte mir die Ohren zu, und als ich die Hände wieder herunterlasse, ist der Ton verklungen. Ich schaudere. Ich kann einen flüchtigen Blick auf die Ecke, wo der Drugstore vor sieben oder acht Jahren niedergebrannt ist, nicht verhindern.
    Wir warten im Schatten des Sagamore-Hauses unter den Apfelbäumen auf das Ende des Films, dann werden Vater und Mutter und Susans und Peters Eltern kommen und uns mitnehmen in den Drugstore und ein Eis spendieren. Wir wissen, wann der Film aus ist, denn man kann draußen hören, wenn innen die Tür

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