Dampfnudelblues
aufgeflogen. Es war tatsächlich der Sieglechner. Wir zwei haben den erledigt.«
Ich deute auf den Birkenberger und auf meine Wenigkeit. »Und nicht zuletzt natürlich du. Durch deine professionelle und uneigennützige Arbeit. Wirklich vorbildlich.«
Der Karl wird zur Abwechslung mal wieder rot. Er verträgt halt so rein gar nichts Emotionales. Und schon gar keine Beweihräucherungen.
Dann trennen sich unsere Wege. Der Karl bleibt im Büro, wo er auch hingehört, und der Birkenberger fährt nach München zurück. Wir bleiben in Verbindung, ganz klar. Auch wenn’s vielleicht wieder über ein Jahr braucht, bis es dann so weit ist.
Wie ich heimkomm, mäht der Papa die Wiese. Er sitzt auf seinem Lieblingsspielzeug, einem Rasentraktor, und dreht gemütlich seine Runden. Früher hat er das ja immer mit der Sense gemacht. Aber nachdem er im letzten Sommer völlig tölpelhaft zwei seiner Zehen abgesenst hat, ist die Oma losgerannt. Ist losgerannt und hat ihm eben diesen Mäher gekauft. Hat quasi seine Dummheit auch noch belohnt. Aber gut. Mir kann es ja wurst sein. Es ist ja schließlich nicht mein Geld.
Ich geh in den Saustall und ruf einmal den Leichenfläderer an.
»Ah, der Eberhofer Franz aus Niederkaltenkirchen beiLandshut«, sagt der Günter und hat mich offenbar gleich erkannt. »Was gibt’s Neues in der Provinz?«
»Du, der Höpfl-Fall ist geklärt«, sag ich und erzähl ihm schnell die Einzelheiten.
»Großartig, Sheriff. Dann war es wohl doch dein Aufgabengebiet?«
»Schaut ganz danach aus«, sag ich. Wir ratschen noch ein bisschen und legen dann auf.
Nach dem Abendessen geh ich mit dem Ludwig eine Runde und wir brauchen eins-zweiundzwanzig dafür. Weil wir nämlich am Haus von der Mooshammer Liesl vorbeikommen. Und ich kann kaum glauben, was ich da seh. Die Liesl und der Buengo spielen Federball. Ganz entspannt, direkt vorm Haus und offensichtlich und ebenso gut hörbar, haben sie einen Wahnsinnsspaß dabei. Wir bleiben ein bisschen am Zaun stehen und schauen zu.
»Gell, da schaust, Eberhofer«, lacht dann die Liesl ganz atemlos zu mir rüber. »Eine Alte und ein Schwarzer im gemischten Einzel. Ist das ebba nicht gut?«
»Das ist sogar doppelt gut«, schrei ich zurück und geh dann wieder weiter. Dreamteam, ganz klar.
Danach geht’s zum Wolfi auf ein Bier. Das ist schön. Leider sind die Herren Flötzinger und Simmerl nicht anwesend, weil sie gerade wieder ihren Apfelschorlezyklus durchleben und heut mit ihren Frauen beim Wellnessen in Bad Griesbach sind. So erzählt es der Wolfi jedenfalls. Und er schenkt uns zwei Willis ein. Auf die Gesundheit, zum Wohl.
Kapitel 26
Ein paar Tage später besuch ich dann den Sieglechner. Ich geb ihm die Visitenkarte vom Heribert und den Tipp, dort so bald wie möglich anzurufen. Eine gute Verteidigung ist das A und O für einen jeden Mörder, sag ich. Er sieht das ganz genauso und bedankt sich dafür. Keine Ursache, sag ich. Viel mehr Ehrensache, vielleicht.
Gesundheitlich geht’s so lala, sagt er. Er hat morgen seine vierte OP und bereits jetzt etliche Stahlträger in den Beinen. Ich richte ihm liebe Grüße vom Birkenberger aus und nix für ungut. Der Sieglechner nickt. Vom Schmerzensgeld überhaupt keine Rede mehr. Sehr vernünftig.
Er raucht seine Zigarette zu Ende und dann schieb ich ihn zurück in sein Zimmer. Die Wache sitzt immer noch davor. Anordnung vom Staatsanwalt. Nur während den OPs dürfen sie ihren Platz verlassen, sagt der Kollege. Lächerlich.
Wie ich hernach in mein Büro geh, brauch ich zuerst einmal einen Kaffee. Der schmeckt zwar immer noch nicht, aber es wird langsam Zeit, dass ich mich daran gewöhne. Über der Kaffeemaschine an der Pinnwand hängt eine Ansichtskarte aus Italien. Die ist sicher von der Susi. Weil es aber weder mein Büro noch meine Pinnwand und schon gar nicht meine Karte ist, trau ich mich nicht, sie umzudrehen und zu lesen. Stattdessen sag ich zu der Ex-Kollegin von der Susi: »Schöne Karte.«
»Ja«, sagt sie und beißt in einen Apfel.
»Aus Italien?«
»Ja.«
»Von der Susi?«
»Ja.«
»Kann ich sie lesen?«
»Nein!«
Das ist doch unglaublich. Ich nehm meine Tasse und mach mich auf den Weg.
»Hast du denn noch keine bekommen?«, ruft sie mir hinterher. Ein Hoffnungsschimmer bringt mich zurück. Ich steh vor ihrem Schreibtisch und hechle sie an.
Sie zuckt mit den Schultern.
»Komisch«, sagt sie. »Wir haben hier mittlerweile alle eine bekommen. Jeder Einzelne von uns.«
Wunderbar. Herzlichen
Weitere Kostenlose Bücher