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ROXANNE ST. CLAIRE
Bullet Catcher – Constantine
Band 8, erscheint Januar 2014
Um drei Uhr nachts summte Lizzies Wecker. Auf dem Vierzig-Meter-Schiff war nichts zu hören außer dem Wummern der Generatoren. Die anderen Taucher, der Kapitän und die Besatzung schliefen. Barfuß tapste sie aus ihrer Kabine.
Auf dem Teakboden machten ihre Füße kein Geräusch. Mit angehaltenem Atem sah sie durch den engen Flur die Treppe zum Hauptdeck hoch, wo alles dunkel und still war. Sie hielt einen Moment inne und zog ihren dunklen Kapuzenpulli enger; dann atmete sie tief durch und eilte die Treppe zum Unterdeck hinunter.
Unten waren die Generatoren lauter, und man hörte auch das leise Klicken der Triebwerke. Sie schnappte sich die Schlüssel, die sie aus Charlottes Kabine stibitzt hatte, während des Tumults, als einer der Taucher mit der Silberkugelkette an der Oberfläche erschienen war, und steuerte auf das Labor zu. In dem Jubel war es nicht schwer gewesen, sich in die Kabine der Konservatorin zu schleichen und den Schlüssel zu entwenden. Sie würde ihn morgen zurückbringen, während Charlotte und Sam Gorman nichtsahnend beim Frühstück saßen.
Als die Metalltür zum Labor quietschte, schrak sie zusammen.
Im Innern war es dunkel, bis auf ein paar Streifen Mondlicht, die durch die mit Jalousien verdunkelten Bullaugen fielen. Doch sie brauchte nicht viel Licht. Sie war schon oft genug hier gewesen, um genau zu wissen, wie die Laborbänke angeordnet waren und wo sie die Kette finden würde: an Klemmen befestigt in einem Elektrolysebad.
Sie ging ein paar Schritte nach links, tastete nach der Laborbank und strich mit den Fingern über die Behälter. Dann holte sie einen Latexhandschuh aus ihrer Jackentasche, streifte ihn über und fuhr mit den Fingerspitzen über die dünne Metallstange über der Edelstahlplatte.
Doch da waren keine Klemmen und keine Silberkugelkette.
Hatte Charlotte die Elektrolyse denn noch nicht gestartet? Sie hatte die Kette heute Nachmittag gereinigt und hätte sie anschließend vorbereiten sollen für das Verfahren, das bis zu vierundzwanzig Stunden dauern konnte.
Doch die Anlage war nicht einmal eingeschaltet, sonst hätte man das Brummen von Schwachstrom hören müssen. Aber wo hatte sie die Kette hingetan?
In ein Salpeterbad. Das Silber der Kette war nicht rein, und so hatte Charlotte sie vermutlich in einem zusätzlichen Zwischenschritt mit Salpetersäure behandelt. Verdammt. Die Kette aus Salpetersäure zu holen wäre natürlich wesentlich schwieriger.
Aber nicht unmöglich.
Lizzie zog den zweiten Gummihandschuh aus ihrer Tasche und ging in die kleine Kammer am anderen Ende des Labors, in der die Tanks mit der Salpeterlösung standen. Sie nahm eine kleine Taschenlampe aus der Jacke; eine fünfprozentige Lösung konnte Verätzungen hervorrufen, und sie wollte nicht versehentlich einen Behälter umstoßen.
Sie trat weiter in die Kammer hinein und hielt das Licht ihrer Lampe auf die kleine Laborbank an der gegenüberliegenden Wand –
Rumms!
Die Tür hinter ihr fiel ins Schloss, und ein starker Arm umfasste sie von hinten. Eine warme Hand verschloss ihren Mund und hinderte sie am Schreien, während ihre Lampe zu Boden fiel.
Sie wand sich erst in die eine, dann in die andere Richtung, doch dem kraftvollen Griff, der sie fixierte, hatte sie nichts entgegenzusetzen. Alles, was sie von dem Unbekannten sehen konnte, war seine Schulter – eine breite Schulter.
»Suchst du was Bestimmtes?« Seine Stimme war tief, ein drohendes Grollen, das ihr Schauer über den Rücken jagte.
Sie versuchte noch einmal, sich loszureißen; ein Stöhnen entwich ihr, das von der Hand erstickt wurde. »Loslassen!«, brachte sie undeutlich heraus.
»Keine Chance, meine Süße.« Er bekräftigte den Satz, indem er sie fester packte und ihren Hintern gegen sein Becken presste.
Panisches Entsetzen erfasste sie. Auf all den Tauchtrips und Bergungsfahrten, die sie bislang unternommen hatte, waren sie noch nie von Piraten überfallen worden. Aber auf dieser Schatzsuche war alles möglich.
Sie versuchte zu schlucken und zu atmen, doch er fasste sie nur noch fester. Jeder Versuch sich zu wehren war hoffnungslos. Er rührte sich nicht vom Fleck.
»Was wollen Sie?«
»Die Frage ist, was
du
hier willst.«
Noch einmal versuchte sie, sich loszureißen, doch es hatte keinen Sinn. Sie kämpfte um ihre Selbstbeherrschung, bei all dem Adrenalin, das in ihren Adern rauschte.
Drei, vier endlos
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