Dan
ins Licht.
»Inhalt«, las er leise. »Fünf Schraubenschlüssel, sechzehn Hämmer, vierzehn Schachteln Ankernägel …« Er überflog den Rest der Liste. »Das hört sich nach einer Packliste an.«
»Schau«, flüsterte Maggie und deutete auf den Namen, der als »Empfänger« eingetragen war.
Michael Scott
.
»Ich werde den Verdacht nicht los …«, sagte Dan leise und ging die Liste erneut durch. »Dass Viejos Geschäfte wieder auf Hochtouren laufen.«
Hinter dem Schuppen raschelte es in den Bäumen. Ehe sie noch einen Atemzug machen konnte, hatte Dan sie gegen die Frontwand gedrückt, damit niemand, der einen Blick durch die Tür warf, sie sehen konnte.
Es vergingen fünf Sekunden, die sich auf zehn ausdehnten. Dann quietschte die Tür in ihrem metallenen Rahmen, und der massive Riegel schloss sich geräuschvoll. Sie waren in einem stockdunklen, fünfundvierzig Grad heißen Verlies gefangen.
10
Es gab nur eine Sache, für die Lola mitten an einem geschäftigen Arbeitstag ihr Büro verließ, und das war ein erderschütternder, Gedanken klärender Orgasmus durch einen Mann, dem sie mit ihrer Schönheit den letzten Rest von Beherrschung raubte. Ihr Geschäft verlieh ihr die Macht, die sie sich schon seit ihrer Kindheit gewünscht hatte, doch Sex mit dem richtigen Mann – also einem Mann, der vor ihrem perfekten Körper in die Knie ging –, das war einfach unwiderstehlich.
Der, den sie Freitagabend im SoBe kennengelernt hatte, war so ein Mann. Er hatte sie förmlich angebetet, ihr Aussehen bewundert, ihre perfekte Symmetrie gepriesen – genau dieses Wort hatte er benutzt, als er sich im Bett aufgesetzt und ihr zugesehen hatte, wie sie nackt durch den Raum geschlendert war.
Was sie in diesem Moment erneut tat. Mitten an diesem arbeitsreichen Donnerstag, während ständig Kunden anriefen und sich immer mehr Außenstände ansammelten, war Lola in ihre Wohnung in der Brickell Avenue gefahren, denn er hatte angerufen und ihr schmutzig-süße Schweinereien ins Ohr geflüstert.
Sie trat von dem Spiegel in ihrem Schlafzimmer zurück, und das Licht, das vom Balkon hereinfiel, achtundzwanzig Stockwerke über Miami und der Biscayne Bay, setzte ihre gebräunten Schenkel, ihre makellosen Prachtbrüste, ihren flachen Bauch und vor allem ihr ergreifend schönes Gesicht perfekt in Szene.
Ihr Vater hatte ja so falsch gelegen.
»Du bist ganz hübsch, Lourdes«, pflegte er zu sagen, auf Englisch, damit ihn die anderen nicht verstanden und dachten, er würde seiner Tochter Komplimente machen. »Ganz hübsch hässlich.«
Schau mich jetzt an, Viejo.
Verdammt hübsch
.
Die Beleidigungen waren so schlimm, weil sie heimlich geschahen, weil sie aus dem Hinterhalt kamen, fies und unberechenbar. Genauso, wie er einen Mann töten ließ, weil der bei einer Besprechung in die falsche Richtung gesehen hatte, genauso hatte er sie fertiggemacht. Ihr war nichts anderes übriggeblieben, als zu fliehen und sich zu verstecken. In Coral Gables hatte sie sich in ihrem Schrank eingeschlossen, und auf der Hacienda war sie über den Balkon auf den Speicher geklettert und hatte sich ausgeweint.
Doch jetzt? Jetzt erlebte er am eigenen Leib, was hässlich war. Die Sache mit seinem Sohn, sein Ruf, sein Zuhause, seine Gesundheit – alles das war das Gegenteil von »schön«.
Lächelnd fuhr sie mit der Hand über ihren Bauch bis hinunter zu der sauber epilierten Höhle zwischen ihren Schenkeln. Es war ihr sogar gelungen, seinen letzten Traum zu zerstören.
Als es leise an ihrer Tür klopfte, war sie nicht überrascht. Der Liftpage war nie da, wo er sein sollte, und ihr Kerl konnte es nicht abwarten, sie zu berühren.
Ungeduld war gut, aber noch mehr schätzte sie Besessenheit. Männer, die die Beherrschung verloren, machten sie superheiß.
Dieser Typ war genauso, wie sie es am liebsten mochte, und trotzdem hatte das seine Leistung nicht beeinträchtigt. Er war nicht unbedingt überragend ausgestattet, aber was ihm an Größe fehlte, machte er mit seiner Gier auf sie wieder wett. Sein Aussehen war eher mittelmäßig, dafür war er stark und potent. Sie wollte sowieso keinen, der besser aussah als sie. Was sollte das wohl für einen Sinn haben?
Sie griff zu einem kurzen Seidenmorgenmantel und schloss ihn so lose, dass ihre Brüste herausschauten, ehe sie durch den Spion lugte.
Im ersten Moment konnte sie sich gar nicht mehr an seinen Namen erinnern. Wusste sie überhaupt, wie er hieß? Aber war das nicht auch egal? Die Anonymität machte die
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