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Dan

Dan

Titel: Dan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roxanne St. Claire
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Schimmel und Feuchtigkeit schlug ihr entgegen, als sie eintraten, zusammen mit einer Welle der Erinnerungen.
    Einmal hatte sie hier unten Wäsche zusammengelegt, da war er vorbeigekommen, um ein Rendezvous zu verabreden. Er hatte sie gegen den warmen, laufenden Trockner gedrückt und sie geküsst, und obwohl sie jeden Augenblick damit rechnen mussten, entdeckt zu werden, konnten sie nicht aufhören.
    Damals hatte sie gedacht, sie bedeutete ihm etwas.
    »Komm«, sagte er und zog sie mit entschlossener Miene ins Haus.
    Sie folgte ihm in die Küche. Die Luft stand, es war stickig und modrig, und wohin sie auch sah, lauerten die Schatten der unglückseligen Zeit, die sie hier verbracht hatte. Verführt von der vermeintlichen Sicherheit, war sie das Eigentum des einen Mannes gewesen und das Spielzeug eines anderen. Die
Informantin
eines anderen.
    Und doch war er so gut zu ihr gewesen.
    Sie warf Dan einen verstohlenen Blick zu und rechnete damit, dass sich Abscheu in ihr ausbreitete, doch es war dann ein ganz anderes Gefühl, das von ihr Besitz ergriff.
    Verdammter Körper. Verdammte Hormone.
    Verdammter Kerl.
    »Es sieht aus, als hätte hier niemand etwas angefasst, seit dem Tag, an dem das FBI die Durchsuchung abgeschlossen hat«, sagte er, ohne etwas von dem Sturm der Gefühle zu ahnen, der in ihr tobte. »Sogar das Geschirr steht noch im Schrank – und der Schnaps … Und hier ist der Tisch, an dem er seine Besprechungen gehalten hat.«
    Der Tisch, an dem sie neben Ramon und gegenüber von Dan gesessen hatte, während ihr unreifes Mädchenherz abhob.
Reiß dich zusammen, Maggie
. Ganz offenbar war sie heute keinen Schritt weiter als damals.
    »Wonach suchst du eigentlich?«, wollte sie wissen und klang dabei grober als beabsichtigt.
    »Nach Indizien, Hinweisen … nach einer Erklärung, warum hier überall diese Riegel und Schlösser sind, obwohl niemand hier zu sein scheint. Ich will –« Er erstarrte und horchte auf ein lautes Geräusch, das von draußen hereindrang.
    Ihr Herz setzte kurz aus. War das ein Schuss gewesen? Doch dann konnte sie die Laute identifizieren. »Ein Boot«, sagte sie. »Auf dem Kanal.«
    »Ich weiß.« Er machte ein paar Schritte auf die Terrassentüren zu. »Ein Speedboot, ein Schmugglerboot.«
    Das tiefe, abgehackte Grollen eines Rennbootes näherte sich auf dem Kanal und hätte beinahe die Motorengeräusche eines auf der Straße näher kommenden Autos überdeckt.
    »Hast du das gehört?«, fragte Maggie. Im selben Moment hielt das Boot mit einem lauten Donnerschlag seines starken, ungedämpften Motors. Genau hinter dem Haus. »Vorne ist auch jemand.«
    Dan packte sie am Arm, schob sie Richtung Haushaltsraum und griff gleichzeitig nach seiner Waffe. In dem Augenblick, als sie den Raum betrat, ging die Vordertür auf, und auf dem Terrakottaboden ertönten schwere männliche Schritte, untermalt von dem leisen digitalen Klingelton eines Handys.
    »Ich bin drin … Keine Ahnung. Könnte wieder mal ein falscher Alarm sein.«
    Sie hatten einen Alarm ausgelöst?
    »Komm jetzt hoch. Ich suche das Haus ab. Wahrscheinlich ist es sowieso wieder nur ein Eichhörnchen.«
    Maggie schob sich dichter an Dan heran, der sie über die Schulter anblickte und auf die Tür deutete. »Los.«
    Gemeinsam schlichen sie lautlos an Waschmaschine und Trockner vorbei zur Tür. Maggie legte die Hand auf den Knauf und betete im Stillen, dass die Tür nicht quietschte.
    Die Schritte wurden lauter. Die Unterlippe zwischen den Zähnen, gab Maggie der Tür einen Stoß, und sie öffnete sich geräuschlos, während die Schritte durch die Küche wanderten.
    Dan schob sie vorwärts und schloss die Tür hinter ihnen, ohne einen Laut zu verursachen.
    »Los!«, drängte er leise und lenkte sie auf den Pfad, der zum Wasser führte; die dichte Hecke, die er umrundete, bot ihnen jetzt ebenso viel Schutz wie damals, wenn sie sich zu einem mitternächtlichen Stelldichein getroffen hatten.
    Quer durch den Garten zum Seitentor zurückzulaufen war viel zu riskant; dazu war das Gelände vom Haus aus zu gut einsehbar. Doch ihr war sofort klar, wohin sie gingen.
    Zum Geräteschuppen.
    Während sie davonhasteten, entstand auf der anderen Seite der Hecke Bewegung. Jemand kam vom Wasser her hoch, durch das Grünzeug vor Blicken abgeschirmt. Den Arm um sie gelegt, hielt Dan sie geduckt und verlangsamte nur hin und wieder seinen Schritt, um zu erspähen, wer da kam, ohne sie jedoch in Gefahr zu bringen.
    Sie folgten einem Weg, der sie in weitem

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