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Danach

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Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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Aber unser Buchhaltungsspezialist hat herausgefunden, dass eins von Noah Philbens Unternehmen ebenfalls mit drinsteckt. Wir glauben, dass er den Club sozusagen als Vertriebszentrum benutzt und einen Großteil seiner Finanzgeschäfte darüber abgewickelt hat.«
    »Aber was ist mit dem Brandzeichen, dem kopflosen Mann? All diese Mädchen sind damit markiert. Außerdem wusste Noah Philben, wer ich bin. Er kannte meinen echten Namen. Es muss also eine Verbindung zu Jack Derber geben. Wenn wir beweisen können, dass er etwas mit diesem Mädchenhändlerring zu tun hatte … ihn vielleicht sogar vom Gefängnis aus geleitet hat, müsste er doch bis an sein Lebensende hinter Gitter, oder?«
    Jim zögerte. »Um die Wahrheit zu sagen, Sarah, ich habe ebenfalls die Theorie, dass Jack Derber noch immer der Kopf der ganzen Sache ist. Und dass er Sylvia als Boten benutzt. Ich habe noch keine handfesten Beweise dafür, aber ich bleibe dran.«
    Ich starrte ihn an. War es möglich, dass Jack Derber noch immer eine solche Macht besaß und all das hier steuerte, selbst vom Gefängnis aus? Aber bevor ich etwas sagen konnte, trat ein Kollege zu Jim und zog ihn zu einem der Bildschirme ein paar Schreibtische weiter.
    Ich drehte mich wieder zu den anderen und sah aus dem Augenwinkel, wie Jenny sich um die vielen Schreibtische und Stühle herum ihren Weg zu uns bahnte.
    »Ich … ich wollte mich nur bei euch bedanken. Weil ich mich jetzt nämlich aus dem Staub mache. Also … vielen Dank noch mal für alles.« Sie sah uns eine nach der anderen zögernd an. Ich hatte das Gefühl, dass sie noch mehr sagen wollte, aber nicht die richtigen Worte fand.
    »Du gehst? Muss die Polizei nicht erst deine Zeugenaussage aufnehmen, um alle verfügbaren Beweise zusammenzutragen?«
    Jenny ließ den Blick über die anderen Mädchen gleiten, die im ganzen Raum verteilt an Schreibtischen saßen oder in den Ecke standen und allesamt wie betäubt wirkten.
    »Nein, die haben doch genug Aussagen. Ich fühle mich hier irgendwie, als wäre ich diejenige, die ein Verbrechen begangen hat. Außerdem weiß man nie. Das Blatt könnte sich jederzeit wenden, und dann klagen sie uns am Ende wegen Anwerbung von Freiern an. So läuft das doch normalerweise.« Sie lachte, aber es klang eher wie ein trockenes Husten. »Wie auch immer. Ich weiß, dass ich nie wieder irgendwo gefangen sein möchte.«
    »Wo willst du denn hin?«
    »Keine Ahnung. Erst mal ins Frauenhaus für die Nacht? Und dann woanders hin, völlig egal. Ich bin frei und habe vor, es auch zu bleiben.« Mit diesen Worten machte sie kehrt und marschierte aus der Wache, mit entschlossenem Schritt, fest nach vorne gerichtetem Blick und einem kleinen Lächeln auf den Lippen.
    Jim war unterdessen zu einem anderen Beamten gerufen worden und beugte sich zusammen mit ihm über eines der weißgewandeten Mädchen aus dem Bus. Die langen, verfilzten Haare der jungen Frau bedeckten ihr Gesicht, aber an ihren bebenden Schultern erkannte ich, dass sie heftig schluchzte, während sie ihre Geschichte erzählte.
    Beide Männer erbleichten beim Zuhören. Als das Mädchen geendet hatte, ließ es den Kopf auf den Schreibtisch sinken, ungeachtet des Lochers und der Papiere und Heftordner, die dort herumlagen. Jim verlor keine Sekunde. Noch während er sein Handy aus der Tasche zog, gab er dem anderen Beamten eine Reihe von Anweisungen, die der jüngere Kollege eilig mitschrieb. Alle paar Sekunden hob er den Blick zu Jim, um ihm nickend zuzustimmen.
    Dann kam Jim mit großen Schritten auf uns zu und bellte dabei Befehle in sein Handy. Als er uns erreichte, legte er auf.
    »Diese Frauen haben unsägliche Dinge erlebt. In meinen dreiundzwanzig Jahren beim FBI habe ich noch nie etwas Vergleichbares erlebt. Das war kein gewöhnlicher Prostitutionsring.« Er hielt inne und schien zu überlegen, wie viel er uns zumuten konnte. »Die Mädchen wurden zum Foltern verkauft, als Sklavinnen. Wir stürmen jetzt Noah Philbens Gelände.«
    Mir wurde schlecht. Was die Mädchen erzählten, trug eindeutig Jacks Handschrift.
    Jim drehte uns den Rücken zu und ging ein paar Schritte, um einen weiteren Anruf zu tätigen, wobei er sich mit zwei Fingern das freie Ohr zuhielt, um das Stimmengewirr auszublenden. Während um uns herum immer mehr Beamte herumrannten und draußen Polizeisirenen heulten, kam er zu uns zurück.
    »Ich werde veranlassen, dass Sie drei in ein anderes Hotel gebracht werden. Ihre Sachen werden abgeholt und ebenfalls dorthin überführt.

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