Danach
Und ich habe Sie unter Personenschutz gestellt. Sie bekommen auch einen neuen Mietwagen – der andere wurde als Beweisstück beschlagnahmt. Officer Grunnell wird Sie ins Hotel fahren, und Sie bleiben bitte auf Ihren Zimmern, bis ich anderslautende Anweisungen gebe.«
Wir nickten gehorsam, überrascht von der plötzlich hektischen Aktivität um uns herum. Schweigend sahen wir zu, wie Jim die Wache verließ.
Aber trotz allem hatte ich das Gefühl, dass unsere Mission noch nicht beendet war. Ich drehte mich zu Tracy und Christine um.
»Was meint ihr? Spielen wir die braven kleinen Opfer und sitzen das Ganze einfach im Hotel aus?«
Tracy schnaubte. »Das wäre ja noch schöner. Diese Rolle haben wir lange genug gespielt, finde ich.« Sie wandte sich mir zu. »Also, was machen wir als Nächstes?«
Erleichtert darüber, dass sie meiner Meinung war, dachte ich nach und erklärte dann: »Ich finde, wir sollten noch einmal nach Keeler fahren. Es wird Zeit, dass ihr Philbens Ex kennenlernt.«
31
Zum Glück war Officer Grunnell völlig überlastet und legte uns keine größeren Steine in den Weg, als wir verkündeten, wir würden auf eigene Faust in unser neues Hotel fahren. Er schrieb uns die Adresse des Hotels auf die Rückseite seiner Visitenkarte und versprach, in ungefähr einer Stunde zu uns zu stoßen. Wir nickten und winkten ihm zu, während wir in unserem neuen Mietwagen davonfuhren. Hoffentlich bekam er nicht zu viel Ärger, wenn Jim herausfand, dass er uns einfach hatte ziehen lassen.
Allmählich sank der Adrenalinspiegel, und es machte sich bemerkbar, dass wir die ganze Nacht nicht geschlafen hatten. Wir sahen alle drei ziemlich mitgenommen aus, aber ich war fest entschlossen, mit Helen Watson zu sprechen, bevor sie die Neuigkeiten über Noah Philben auf andere Weise erfuhr. Ich hoffte, dass der Schock sie dazu bewegte, uns Dinge zu verraten, die sie niemandem sonst zu sagen bereit war.
Vielleicht war es die Erschöpfung, die sie antrieb, jedenfalls fuhr Tracy noch schneller als sonst. Ich fragte mich, ob das wirklich nötig war, und stemmte in jeder Kurve die Füße in den Boden und bremste auf der Beifahrerseite mit. Während sie das Gaspedal noch weiter durchdrückte, grinste sie mich von der Seite an und sagte, ich solle mich entspannen. Am liebsten hätte ich ihr die Unfallstatistiken unter die Nase gerieben, aber ich lenkte mich ab, indem ich Christine über den Stand unserer bisherigen Ermittlungen in Kenntnis setzte.
Ich konnte förmlich zusehen, wie sie die Informationen, auf die wir gestoßen waren, gedanklich verarbeitete und zu den gleichen Schlüssen gelangte wie wir. Sie rief sogar ihren Mann an, um ihm mitzuteilen, dass ihre Cousine doch kränker sei als gedacht und sie noch ein paar Tage länger bleiben müsse.
Kaum hatte sie ihr Gespräch beendet, klingelte mein Handy. Ich kannte die Nummer nicht, aber sie stammte aus der Gegend. Es war Adele, und sie klang aufgewühlter, als ich sie je zuvor erlebt hatte.
»Haben Sie die Nachrichten gesehen?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
»Nein«, antwortete ich. »Aber ich kann mir vorstellen, worum es geht.«
»Ach ja? Waren Sie etwa auch involviert? Hatte das Ganze etwas mit Ihrer Suche nach Sylvia zu tun?«
»Könnte man so sagen, ja. Was wurde denn berichtet?«
»Dass dieser Noah Philben – der Pastor von Sylvias Kirche – vom FBI gesucht wird. Es wurde nicht genau gesagt, was er verbrochen hat, aber offenbar findet in diesen Minuten eine Razzia auf seinem Grundstück statt. Die Polizeiaktion wird live auf Channel 10 übertragen. Sind Sie etwa vor Ort?«
»Äh, nein. Wir … wir sind auf dem Weg in unser Hotel, um die weiteren Entwicklungen abzuwarten.«
»Können wir uns treffen? In welchem Hotel sind Sie denn?«
»Es wird noch eine Weile dauern, bis wir dort sind. Wir sind im Hermitage Hotel auf der …«
»Das kenne ich. Sagen wir heute Abend um neun? An der Bar in der Hotellobby.«
Kurz nachdem ich aufgelegt hatte, erreichten wir Helen Watsons Kirche in Keeler und sahen uns entmutigt an. Der Parkplatz war fast bis auf den letzten Platz belegt. Wir hatten jedes Zeitgefühl verloren und stellten erst jetzt fest, dass es Sonntagvormittag war. Nicht gerade die optimale Zeit für einen Besuch. Aber es führte kein Weg daran vorbei, deshalb stellten wir den Wagen in der letzten freien Parklücke ab und beäugten beim Aussteigen betreten unsere schmutzige schwarze Kleidung.
»Lassen die uns so überhaupt rein?«, fragte Tracy mit
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