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Danach

Danach

Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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als eine Art Mission der Barmherzigkeit. Er und sein Anwalt behaupten, es hätte funktioniert, und er hätte inzwischen zum Glauben gefunden.«
    »Und? Halten Sie das auch nur ansatzweise für die Wahrheit?«
    Er schüttelte den Kopf und presste die Lippen aufeinander.
    »Seine Frau ist die Erste, die es bereut, wenn er rauskommt, da können Sie Gift drauf nehmen.« Ich ging wieder zum Sofa, setzte mich und stützte den Kopf in die Hände. Mit einem Seufzer fügte ich hinzu: »Ich kann nicht mal Mitleid für sie empfinden. Was für eine Idiotin!«
    Unter normalen Umständen hätte Jim mir sicher eine Hand auf die Schulter oder vielleicht sogar den Arm um mich gelegt. Ganz normale, tröstende Handlungen. Aber er wusste es besser und blieb, wo er war.
    »Hören Sie, Sarah: Sie glauben nicht, dass er plötzlich fromm geworden ist, und ich glaube es auch nicht. Aber was, wenn der Bewährungsausschuss es glaubt? Was, wenn dieser Kerl nur schlappe zehn Jahre dafür einsitzt, dass er euch gefangen gehalten und – wenn unser Verdacht stimmt – mindestens eine von euch umgebracht hat, vielleicht sogar noch weitere Mädchen? Zehn Jahre? Reicht Ihnen das? Ist das genug für das, was er getan hat?«
    Ich drehte mich von ihm weg, damit er die Tränen nicht sah, die mir in die Augen schossen.
    »Das Haus gehört immer noch ihm«, fuhr Jim fort. »Wenn er rauskommt, geht er schnurstracks dorthin zurück. In das Haus. In vier Monaten. Mit seiner Baptistenbraut im Schlepptau.« Jim rutschte unruhig auf seinem Stuhl herum, beugte sich vor und änderte die Taktik: »Ihre beste Freundin, Sarah. Ihre beste Freundin. Tun Sie es für Jennifer.«
    Plötzlich öffneten sich alle Schleusen. Weil ich nicht wollte, dass er mich weinen sah, stand ich auf und lief in die Küche hinüber, um mir ein Glas Wasser zu holen. Ich ließ den Wasserhahn eine volle Minute lang laufen, um mich wieder zu sammeln. Meine Hände schlossen sich so fest um den Rand des Spülbeckens, dass meine Fingerknöchel ganz weiß wurden. Als ich zurück ins Wohnzimmer kam, stand Jim auf und machte sich zum Gehen bereit. Langsam sammelte er seine Sachen zusammen und verstaute sie wieder in seiner Aktentasche.
    »Es tut mir leid, wenn ich Sie so bedränge, Sarah. Dr. Simmons wird das gar nicht gefallen. Aber Sie müssen diese Opfererklärung über die Folgen der Tat einfach machen. Ohne Sie mache ich mir da wirklich Sorgen. Ich weiß, dass wir Sie damals beim Prozess im Stich gelassen haben. Ich habe Sie im Stich gelassen. Mir ist klar, dass die Anklage wegen Entführung zu dürftig war, aber letzten Endes hatten wir einfach nicht genügend Beweise für eine Mordanklage. Es gab keine Leiche, die DNA-Beweise waren … kontaminiert. Aber wir müssen dafür sorgen, dass er zumindest die Strafe für die Tat, die wir ihm nachweisen konnten, voll absitzt. Da dürfen wir kein Risiko eingehen.«
    »Es war nicht Ihre Schuld, sondern die des Labors …«, setzte ich an.
    »Mein Fall, meine Schuld. Und glauben Sie mir, diese Schuld verfolgt mich bis heute. Lassen Sie uns die Sache gemeinsam durchstehen und sie hinter uns bringen.«
    Er hatte leicht reden. Ich war mir sicher, dass er genau das wollte: dass die ganze Misere endlich der Vergangenheit angehörte, sein Fehler, sein großer Karriereknick. Für mich lag der Fall ein bisschen komplizierter.
    Er hielt mir seine Visitenkarte hin, aber ich winkte ab. Ich hatte seine Nummer.
    »Wir können die Vorbereitungsgespräche auch gerne hier in der Wohnung machen. Wo immer Sie wollen. Wir brauchen Sie.«
    »Und Tracy kommt auch zur Anhörung?«
    »Ja, Tracy kommt auch, aber …« Er blickte verlegen zum Fenster.
    »Aber sie hat es zur Bedingung gemacht, dass sie mich nicht sehen, nicht mit mir reden und nicht mit mir allein sein muss, stimmt’s?«
    Jim zögerte. Er wollte nicht damit herausrücken, aber ich durchschaute ihn.
    »Sie können es ruhig sagen, Jim. Ich weiß, dass sie mich hasst. Sagen Sie es einfach.«
    »Ja, genau das war ihre Bedingung.«
    »Okay. Nein, nicht nur ›okay‹, sondern ›okay, ich denke darüber nach‹.«
    »Danke, Sarah.« Er nahm einen geöffneten Umschlag aus seinem Notizblock und legte ihn auf den Tisch. »Der Brief. Sie haben recht, er gehört Ihnen. Hier ist er. Aber bitte sprechen Sie mit Dr. Simmons, bevor Sie ihn lesen.«
    Er machte sich auf den Weg zur Tür. Weil er genau wusste, dass er mir nicht die Hand schütteln durfte, winkte er nur kurz von der anderen Zimmerseite herüber, schloss leise

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