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Danach

Danach

Titel: Danach Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Koethi Zan
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Christines Antwort lautete jedes Mal, dass sie bereits darüber hinweg sei. Und wir konnten bleiben, wo der Pfeffer wächst.
    »Dann eben Tracy.«
    »Tracy kommt, aber Sie verstehen sicher, dass Tracy alleine nicht reicht.«
    »Warum nicht? Sie hat sich wieder gefangen, ist geistreich, eloquent. Man könnte sie sogar als Kleinunternehmerin bezeichnen. Ist das nicht seriös genug?«
    Er lachte. »Tja, vermutlich ist sie tatsächlich so etwas wie ein produktives Mitglied unserer Gesellschaft, aber sie ist eben nicht die nette Gemüsehändlerin von nebenan. Eher die radikale feministische Aktivistin. Und da die Zeitschrift, die sie herausgibt, vor allem Gewalt gegen Frauen thematisiert, könnte es so aussehen, als wäre sie voreingenommen und als wollte sie ein Exempel statuieren.«
    Er hielt inne und fuhr dann fort: »Natürlich ist sie eloquent. Nach all den Jahren, die sie an der Uni verbracht hat, ist das ja nicht weiter verwunderlich. Aber ich denke nicht, dass sie allein vor den Bewährungsausschuss treten sollte. Tracy könnte leicht in Angriffslaune geraten und beim Ausschuss nicht das nötige Mitgefühl erzeugen. Und dass ihr geschorener Kopf und ihre einundvierzig Tätowierungen die Sache nicht besser machen, brauche ich ja nicht zu erwähnen.«
    »Woher …«
    »Ich habe sie gefragt. Nachgezählt habe ich nicht.« Er machte eine Pause. »Carol…«
    »SARAH.«
    »Sarah, wann haben Sie diese Wohnung das letzte Mal verlassen?«
    »Was meinen Sie?« Ich wandte mich von ihm ab und sah mich in der Wohnung um, als könnte es mir meine Schuldgefühle nehmen, dieses ganz in Weiß gehaltene Vorkriegsjuwel. Ein kleines, selbstgeschaffenes Paradies. »Ist doch schön hier. Warum sollte ich die Wohnung verlassen wollen?«
    »Sie wissen genau, was ich meine. Wann waren Sie das letzte Mal draußen? Um irgendwohin zu gehen? Um spazieren zu gehen? Frische Luft zu schnappen? Sich zu bewegen?«
    »Ich mache die Fenster auf. Manchmal. Und ich bewege mich. Sie wissen schon. Hier drinnen.« Ich blickte mich um. Trotz des herrlichen Frühlingswetters waren alle Fenster geschlossen und verriegelt.
    »Weiß Dr. Simmons das?«
    »Klar weiß sie das. Sie sagt, sie würde mich nie ›zu etwas zwingen, was meine Fähigkeiten übersteigt‹. Oder so. Keine Sorge: Dr. Simmons hat alles im Griff. Sie hat meine Nummer, beziehungsweise meine Nummern. Zwangsneurose, Platzangst, Angst vor Berührungen, posttraumatisches Belastungssyndrom. Sie behandelt mich immer noch dreimal die Woche. Ja, hier in dieser Wohnung. Sehen Sie mich nicht so an! Ich bin eine aufrechte Bürgerin mit einer festen Arbeit und einer hübschen Wohnung. Mir geht’s gut. Es könnte wesentlich schlimmer sein.«
    Jim sah mich lange mitleidig an. Ich wich seinem Blick aus und schämte mich zum ersten Mal seit geraumer Zeit ein wenig. Als er schließlich das Wort ergriff, klang er sehr ernst.
    »Sarah«, sagte er. »Es gibt tatsächlich einen neuen Brief.«
    »Dann schicken Sie ihn mir«, sagte ich mit einer Heftigkeit, die uns beide überraschte.
    »Dr. Simmons ist sich nicht sicher, ob das eine gute Idee wäre. Sie war dagegen, dass ich Ihnen davon erzähle.«
    »Es ist mein Brief. Er ist an mich adressiert, oder etwa nicht? Und deshalb müssen Sie ihn mir weiterleiten. Ist das nicht sogar gesetzlich vorgeschrieben?« Ich stand auf und fing an, im Zimmer auf- und abzugehen und auf dem Daumennagel herumzukauen.
    »Der Brief ergibt aber keinen Sinn. Er schwafelt nur wieder wirres Zeug, hauptsächlich über seine Frau.«
    »Ich weiß, dass der Brief keinen Sinn ergibt. Keiner seiner Briefe ergibt Sinn. Aber eines Tages macht er einen Fehler und hinterlässt einen Hinweis. Eines Tages verrät er mir, wo die Leiche ist. Vielleicht sagt er es nicht direkt, aber er wird etwas preisgeben, was mir verrät, wo ich suchen muss.«
    »Und wie wollen Sie das mit der Suche anstellen? Sie verlassen doch noch nicht einmal die Wohnung! Und bei der Anhörung vor dem Bewährungsausschuss wollen Sie auch nicht aussagen.«
    »Was für eine Durchgeknallte heiratet denn so einen Typen?«, ignorierte ich seinen Einwurf und beschleunigte meine Schritte. »Wer sind diese Frauen, die Briefe an Knackis schreiben? Sehnen sie sich insgeheim danach, angekettet, gefoltert und ermordet zu werden? Reizt sie das Spiel mit dem Feuer? Wollen sie einfach nur nahe genug an die Glut heran, um sich zu verbrennen?«
    »Na ja, angeblich hat sie seinen Namen von ihrer Gemeinde. Die Kirche hat das Ganze angezettelt,

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