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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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Vanessa überhaupt eine Schwester hatte, und das wusste sie auch nur deshalb, weil sie in Margarets früherem Zimmer wohnte – in genau dem Zimmer, in dem sie jetzt gerade saßen.
    Vanessa betrachtete ihre neuen Freunde nachdenklich. Was würden sie sagen, wenn sie herausfänden, dass Vanessas ältere Schwester verschwunden war? Dass Vanessa eigentlich gar nicht an die Ballettakademie gekommen war, um zu tanzen? Sie war hergekommen, um ihre Familie zusammenzuhalten – und um ihre Schwester zu finden.
    »Ich hatte eine ältere Schwester   … Margaret«, sagte sie leise. Mit gesenktem Blick erzählte sie ihnen alles. Sie begann mit dem schicksalhaften Anruf und endete damit, wie sie sich selbst an der New Yorker Ballettakademie beworben hatte. »Meine Mutter ist überzeugt davon, dass sie tot ist. Und darüber kommt sie nicht hinweg. Aber ich glaube nicht an Margarets Tod«, sagte Vanessa. »Ich glaube, sie ist irgendwo noch am Leben.«
    Ein bedrücktes Schweigen herrschte im Zimmer, und ihre Freunde waren zutiefst schockiert.
    »Ich stimme dir zu«, sagte TJ schließlich und lächelte Vanessa aufmunternd an. »New York ist eine riesige Stadt, und hier gibt es jede Menge junger Leute. Wahrscheinlich lässt sie es irgendwo da draußen richtig krachen.«
    Vanessa lachte gezwungen. »Also, wenn ich sie zufällig in irgendeinem Club treffen sollte, dann wär ich wirklich stocksauer.«
    »In einem Club?« Blaine war sofort Feuer und Flamme. »Weißt du, ich hätte nichts dagegen, auf Erkundungstour in der Partyszene zu gehen   … wenn du Hilfe brauchst.« Bei seinem verschmitzten Zwinkern musste sie lächeln. Dann fuhr er in aufrichtigem Ton fort: »Aber im Ernst jetzt – wenn du Hilfe brauchst, ich stehe jederzeit bereit.«
    »Ich auch«, versicherte TJ. »Sag Bescheid, wenn du jemand Ortskundigen benötigst, der das Suchkommando leitet. Besonders wenn es dabei um die Clubszene geht«, sagte sie. »Ich kenne praktisch jeden Türsteher.«
    »Super«, rief Steffie lachend. »Mit mir sind wir schon zu viert.«
    »Und mit mir zu fünft«, sagte Elly.
    Vanessa spürte, dass sie rot wurde. »Danke. Aber meint ihr, die Stimmen haben mir deswegen geraten, ich soll fliehen? Hat das etwas mit Margaret zu tun?«
    Steffie schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass jemand Scherze über deine Schwester machen würde. Das war sicher einfach irgendein dummer Einfall.«
    »Wahrscheinlich wollte dich bloß einer von den älteren Jungs auf die Probe stellen«, meinte Blaine.
    »Hat einfach nur rotgesehen«, spöttelte TJ mit Blick auf Vanessas feuerrotes Haar.
    »Rotgesehen? Die waren ja selber alle krebsrot«, sagte Blaine. »Hast du im Speisesaal nicht gesehen, was die alle für einen Sonnenbrand haben?«
    »Nur die Mädchen«, korrigierte ihn Steffie. »Und Zep.«
    Blaine schloss mit verträumtem Gesichtsausdruck die Augen. »Ich hab gehört, sie haben alle in der Karibik Urlaub gemacht. Stellt euch das mal vor: wir, umgeben von Tänzerinnen und Zep, dazu eine Horde Barkeeper mit nacktem Oberkörper, die uns pausenlos Margaritas und riesige Berge exotischer Früchte servieren   … «
    TJ lachte prustend.
    Blaine fuhr fort: »Was gäbe ich dafür, Zep mal ohne Hemd zu sehen   … «
    Die Mädchen lachten.
    Elly schlug gespielt verlegen die Hände vors Gesicht. »Es war also die Stimme eines Jungen?«
    Vanessa dachte an die Nacht zurück, die ihr fast schon wie ein seltsamer Albtraum vorkam. »Vielleicht. Aber eigentlich klang sie gar nicht wie die Stimme von irgendjemandem, sondern eher wie eine Stimme in meinen Kopf.«
    Elly runzelte die Stirn. »Sie musste aber von irgendjemandem kommen. In deinem Kopf tauchen nicht auf einmal Stimmen auf, es sei denn, du bist verrückt.«
    Eigentlich kannten sie einander ja noch gar nicht richtig, dachte Vanessa. Sie konnte tatsächlich verrückt sein. Jeder von ihnen konnte verrückt sein.
    Am ersten Unterrichtstag wurde die Hitze von einem Wolkenbruch biblischen Ausmaßes abgelöst. Wasser lief in Strömen die Straßen hinunter, schwarze Schirme erblühten auf den Gehwegen und ließen Manhattan noch anonymer erscheinen.
    Als Vanessa und Steffie mit ihren klobigen Sporttaschen zum morgendlichen Training rannten, durchnässte der Regen ihre T-Shirts .
    Vanessa wischte sich das Wasser von den Wangen und drückte sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür. Alle Schüler waren imBallettsaal vor den Spiegeln versammelt, und Vanessa hatte das unheimliche Gefühl, als wiederhole sich das

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