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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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Schmerz, dann quoll etwas Rotes hervor. Eine Pause trat in dem Singsang ein, als sie durch den Saal ging und ihren Fuß auf die unlackierten Bodenbretter stellte. Versehentlich glitt sie über eine alte Markierung.
    Der Sprechgesang wurde lauter und eindringlicher, bis die Worte in Vanessas Kopf hämmerten.
    Enfuis-toi. Fuis pour sauver ta vie. Sauver ton âme.
    »Was?«, fragte Vanessa entsetzt und fuhr herum. Aber die Stimme kam nicht von den Schülern.
    Die unverständlichen französischen Worte wurden immer lauter. Vanessa presste sich die Handflächen an die Schläfen. Ihr langes Haar hing ihr übers Gesicht. »Hört auf!«, schrie sie. »Hört auf!«
    Der Junge mit der grauen Maske stieß ihren Fuß von den Spuren auf dem Boden und wischte das Blut fort, das sie über die alte Markierung geschmiert hatte.
    »Weiter, du Tollpatsch!«
    Augenblicklich war die Stimme in ihrem Kopf verstummt.
    Vanessa blieb stehen und versuchte zu begreifen, was gerade geschehenwar. Sie beruhigte sich, stellte ihren Fußballen auf ein freies Stück Holzboden und zog eine zittrige Linie.
    Als sie sich umdrehte, um zu ihrem Platz zurückzugehen, rief ein Junge hinter ihr her: »Warte!«
    Vanessa erstarrte, als der Junge mit der weißen Maske auf sie zukam und sich hinkniete.
Zep?
Sie versuchte wieder, in die dunklen Augenhöhlen zu schauen, aber sie konnte nichts erkennen.
    »Alles in Ordnung?« Seine Finger glitten über ihre Wade. »Hoch mit dem Fuß.«
    Vanessa schluckte und nickte. Sie bekam eine Gänsehaut, als er sie berührte, ihren Fuß in die Hand nahm und ihn mit Mull umwickelte. Er war ihr so nahe, dass sie seinen Duft riechen konnte.
Schau mich noch mal an
, bettelte sie innerlich, während sie die Bewegung seiner Schultern unter seinem Hemd beobachtete.
    Als ob er es gehört hätte, hob er den Kopf. »Danke schön«, sagte sie so leise, dass sie nicht sicher war, ob er es überhaupt gehört hatte.
    Sie ging zu ihrem Platz in der Reihe zurück und wandte sich an Steffie, während der nächste Junge nach vorne gerufen wurde. »Was hieß denn das, was sie auf Französisch gerufen haben?«
    »Wovon redest du?«, fragte Steffie und hob eine Braue. »Hier hat niemand Französisch gesprochen.«
    »Doch, ich hab es genau gehört«, widersprach Vanessa. »Sie haben immer wieder das Gleiche gesagt:
Enfuis-te

    »Enfuis-toi?«
, fragte Steffie in perfektem Französisch. Jetzt hob Vanessa eine Augenbraue. »Meine Mutter spricht Französisch«, sagte Steffie. »Was hast du sonst noch gehört?«
    Vanessa überlegte einen Moment.
»Fuis pour sa – sa – sauver ta vie. Sauver ton ähm?«
    »Ton âme?«
, wiederholte Steffie.
    Als Vanessa nickte, schaute Steffie sie prüfend an. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
    Vanessa schüttelte den Kopf, sie war völlig durcheinander. »Nein. Ich kann doch gar kein Französisch!«
    Steffies Augen richteten sich auf die älteren Schüler. Sie umringten einen weiteren Anfänger und begannen wieder mit ihrem Singsang. Steffie senkte die Stimme. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es Folgendes bedeutet:
Fliehe. Fliehe, um dein Leben zu retten. Rette deine Seele


Kapitel vier
    Irgendjemand wollte, dass Vanessa die Schule verließ. Zumindest war das Steffies Theorie.
    »Aber warum nur?«, fragte Elly. »Der Unterricht hat doch noch nicht mal angefangen. Keiner kennt dich.«
    Die fünf lümmelten sich in Steffies und Ellys Zimmer auf den Betten und dem Teppichboden. Die eine Hälfte des Raums war ganz in gedämpften Braun- und Schwarztönen gehalten, während die andere mit Zierschleifen- und Rüschendekor im Zuckerbäckerstil eingerichtet war: Ellys Steppdecke und Kissen waren rosa, und auch die ursprünglichen Vorhänge hatte sie gegen rosafarbene ausgetauscht. Nur der Teppichboden hatte sich dieser Vereinheitlichung widersetzt.
    »Ich hab keine Ahnung.« Vanessa schnappte sich ein Kissen mit rosafarbenem Flokati-Bezug. »Vielleicht hält man mich für eine, die ich gar nicht bin.«
    »Eine, die ich gar nicht bin – das kommt mir doch irgendwie bekannt vor«, sagte TJ an Elly gewandt. »Ich komme mir in diesem Zimmer nämlich vor wie ein Erdbeertörtchen. Was spricht eigentlich gegen Farben wie Blau oder Gelb?«
    Elly lächelte. »Ein bisschen Rosa könnte dir gar nicht schaden.« Sie deutete auf eine Batterie mit Nagellackfläschchen auf ihrer Kommode. »Ich könnte dir ja mal die Fingernägel lackieren.«
    »Wehe, du berührst mich mit einem rosa Pinsel, dann lass ich dir einen

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