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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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geheime Aufnahmeritual.
    »Ein Déjà-vu«, flüsterte ihr Steffie zu, als sie ziemlich weit vorne Platz nahmen.
    Einen Moment glaubte Vanessa fast, das absonderliche Aufnahmeritual hätte nie stattgefunden. Der helle Parkettboden wies keinerlei Flecken auf, und die blutgetränkten Ballettschuhe waren verschwunden. Der einzige Beweis dafür, dass die Geschehnisse der Nacht sich tatsächlich ereignet hatten, waren die dunklen Streifen, die sich über die unlackierten Holzdielen an der Wand zogen.
    Im Spiegel sah Vanessa eine Gruppe von älteren Schülern in der Ecke sitzen. Ihr Sonnenbrand war verblasst, als würden Masken langsam von ihnen abfallen. Hinter einer Gruppe Jungen glaubte sie Zeps dunklen Haarschopf zu entdecken, aber in diesem Moment rief schon eine Stimme: »Auf geht’s!«
    Im Studio kehrte schlagartig Ruhe ein.
    Josef eilte mit federndem Gang nach vorn. Er trug enge schwarze Trikothosen und ein tailliertes graues Hemd, und seine Schritte hallten im Raum wider wie ein gemeinsamer Herzschlag.
    Josef klatschte in die Hände. »Seht euch um! Heute werdet ihr zum letzten Mal gemeinsam im selben Übungsraum sein. Einige von euch kommen nachher mit mir und beginnen mit den Proben für den
Feuervogel.
« Er senkte den Kopf. »Diejenigen wissen bereits Bescheid.«
    Ein entrüstetes Stimmengewirr erhob sich. »Was?«, empörte sich TJ. »Die Rollen sind also schon besetzt?«
    Josef hob die Hand und gebot Ruhe. »Wir haben eine bestimmte Anzahl fortgeschrittener Schüler für Rollen im
Feuervogel
fest eingeplant, aber die endgültige Entscheidung wird erst in einem Monat fallen. Die Übrigen trainieren mit Hilda, die den Vormittagsunterricht leitet.«
    Auf dieses Stichwort hin trat Hilda von irgendwoher aus dem Hintergrund. In ihrem altmodischen braunen Rock und dem Rollkragenpulli wirkte sie so unscheinbar, dass Vanessa sie gar nicht beachtet hatte.
    »Alle Neuen ins   … «, begann sie, wurde aber von Josef unterbrochen.
    »Ach, eines noch: Wenn ihr gern bei den Nachmittagsproben zuschauen wollt, seid ihr willkommen – unter einer Bedingung: dass ihr
keinen
Ton von euch gebt.« Er hob den Zeigefinger. »Um das Tanzen zu höchster Vollkommenheit zu bringen, muss es frei sein von allen störenden äußeren Einflüssen.
Bon
, jetzt ist Hilda an der Reihe.«
    Er gab ihr ein Zeichen. Hilda presste lächelnd die Lippen zusammen und sah Josef nach, der, gefolgt von einer kleinen Gruppe älterer Schüler, zur Tür ging. Vanessa reckte den Hals, um noch einen Blick auf Zep zu erhaschen.
    Stattdessen fiel ihr Blick auf Anna Frankos langes goldblondes Haar. Eine große Hand ruhte auf ihrer Taille. War das dieselbe Hand, die sich gestern im Wohnheimzimmer über ihren Mund gelegt hatte? War es die Hand, die ihr die Augen zugehalten hatte, während sie das Flüstern eines warmen Atems nah an ihrem Ohr gespürt hatte? War das die Hand, die ihren Fuß so fürsorglich verbunden hatte?
    Hilda wandte sich an die restlichen Schüler. »Nehmt eure Sachen und kommt mit! Wir gehen nach oben.«
    Vanessas Blick wanderte noch einmal zu Zep und an seinem Arm hinauf bis zu seiner Schulter. Sie betrachtete seinen Nacken und den gepflegten Dreitagebart. Sie stellte sich vor, er trüge noch immer jene weiße Maske mit den leeren Augenhöhlen wie gestern, als er sie in ihrem Zimmer an sich gedrückt hatte.
    Ihr Haar war noch feucht vom Regen draußen, und die langen roten Locken klebten ihr am Hals. Sie strich sie zur Seite und hob ihre Tasche auf. Auf einmal roch sie sein Parfum. Der durchdringendeDuft stach ihr in die Nase. Verwirrt blickt sie zur Tür, aber Zep war bereits draußen.
    »Wie geht das denn?«, murmelte sie. Der Duft hing noch immer in der Luft. »Riechst du das auch?«, fragte sie Steffie.
    Sie drehte sich um, aber Steffie war schon draußen, und ein Junge stand plötzlich dicht neben Vanessa. Erschreckt fuhr sie zurück.
    »Was soll ich denn riechen?«, fragte er.
    Verlegen sah Vanessa zu ihm auf. Er war fast so groß wie Zep, war allerdings ein hellerer Typ, mit klarem Blick und strubbligem blondem Haar. Anders als die meisten Jungen im Raum trug er normale Kleidung: aufgekrempelte Baumwollhosen und ein locker sitzendes blaues Polohemd. Cooler Typ, dachte Vanessa bewundernd. Ihr fiel angenehm auf, dass er weder Tanzstrumpfhosen noch Elastan oder Nylon und auch kein eng anliegendes weißes Unterhemd trug. Er hätte fast süß aussehen können, wären da nicht seine kalten blauen Augen gewesen, mit denen er sie

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