Dance of Shadows
Tänzer der männlichen Hauptrolle und die Primaballerina versammelt war.
»Dimitri«, grüßte Josef den Tänzer mit einer kleinen Verbeugung. »Schöne Darbietung.«
Dimitri dankte ihm mit einem knappen Nicken. »Die Tänzer waren in der Schlussszene leicht aus dem Takt«, erwiderte er mit russischem Akzent. »Aber ich glaube, ich habe das Ganze zusammengehalten.«
»Der Prinz der Aufführung, wie immer«, lobte Josef. Sein Lächeln verschwand jedoch, als er sich an die Primaballerina wandte. »Und Helen.«
Sie blickte ihn nervös an, aber statt ihr zu gratulieren, zeigte Josef ihr die kalte Schulter. »Du hast uns gezeigt, wie wichtig es ist, dass man immer weiter dazulernt«, sagte er kühl.
Steffie gab Vanessa einen Stups. »Auweia«, raunte Blaine. TJ kicherte hinter vorgehaltener Hand und verdrehte theatralisch die Augen.
Josef zuckte leicht zusammen, lächelte aber sofort wieder, als sei nichts geschehen.
»Et voilà, Helen la magnifique«
, sagte er mit einem Anflug von Sarkasmus. »Und eine Absolventin der New Yorker Ballettakademie, immerhin. Wie lange ist das her, zwei Jahre erst?« Josef sah Helen von oben herab an, als wolle er sie provozieren. »Nun«, schloss Josef und faltete die Hände, »wie jeder im Publikum vermutlich gesehen hat, hatte Helen einen ziemlich harten Abend.«
Plötzlich traf sich Helens Blick zufällig mit Vanessas, und sie schreckte zusammen, als käme ihr Vanessa vertraut vor. Dann drehte sich Helen abrupt um, eilte den Gang hinunter und knallte die Garderobentür hinter sich zu.
Ein unbehagliches Schweigen folgte. Drei Mädchen, die auf Vanessas Flur wohnten, begannen miteinander zu flüstern, und ein paar ältere Jungen lachten leise. Selbst Zep, der neben Josef stand, sah verlegen zu Boden.
Josef wandte sich den Schülern zu.
»Bon
, wer hat Fragen an Dimitri?«
Blaine hob die Hand. »Hatten Sie als Junge irgendein Idol?«
Dimitri lachte spöttisch auf. »Ich brauchte keines«, sagte er. »Ich war mir selbst Idol genug.«
Ein Mädchen aus dem zweiten Jahrgang in einem bauschigen Kleid mit Federbesatz hob die Hand. »Wer ist Ihre Lieblingstanzpartnerin?«
Dimitri verdrehte die Augen. »Ich tanze lieber allein. Gibt weniger Komplikationen.«
»Wie halten Sie sich so toll in Form?«, platzte Blaine heraus.
TJ lachte laut auf und steckte mit ihrem Lachen die anderen an.
»Ich weiß nicht, was du meinst. Ich bin immer so gut in Form gewesen«, konterte Dimitri.
Die Fragen nahmen kein Ende, und auf jede folgte eine knappe, schroffe Antwort. Vanessa bemerkte, dass sich ein paar Schüler bereits davonstahlen, und sah zu Steffie hinüber. Steffie nickte, warf TJ und Blaine einen vielsagenden Blick zu, und gemeinsam verdrückten sie sich hinter die Gruppe und schlichen den Flur hinunter davon.
Da sie nicht wussten, ob Josef ihnen folgen würde, rannten sie das Treppenhaus hinunter zu dem Saal, in dem laut Josef die Proben für den
Feuervogel
stattfinden würden. Erleichtert stellten sie fest, dass die Metalltür nicht zugesperrt war. Steffie drückte sie auf und knipste das Licht an, das den Raum mit einem dämmrigen gelben Schein erhellte.
Er war größer als jeder Probensaal, den sie bisher gesehen hatten, und in der Mitte befand sich auf dem Parkett ein schwarzer Kreis. Vanessa fuhr mit dem Fuß darüber und zog ihn hastig zurück, als sie sah, dass an ihrem Schuh Ruß- und Aschespuren haften blieben.
»Seht euch das mal an«, sagte Steffie, und ihre Stimme hallte von den Wänden wider.
Vanessa sah sie am hinteren Ende des Saals stehen. Abgesehen von einer Reihe seltsamer Silhouetten war die Wand dort ganz schwarz gestrichen.
»Hier sind Umrisse von Menschen an die Wand gemalt«, sagte Steffie.
Vanessa trat näher und strich mit den Fingerspitzen über die Zeichnungen. Dann hielt sie sich die Hand vors Gesicht. Ihre Finger waren mit Ruß bedeckt.
»Die sind nicht aufgemalt«, sagte sie und untersuchte die weißen Umrisse genauer. »Die Silhouetten sind die einzigen Stellen, an denen die Farbe nicht versengt ist. Die übrige Wand ist schwarz verbrannt.«
Sofort waren TJ und Blaine neben ihr und berührten die Silhouetten.
»Du hast recht.« Steffie beschnupperte den Ruß an ihrer Fingerspitze und zuckte angewidert zurück. »Riecht total verbrannt.« Sie blickte Vanessa an. »Aber wie kann so was passieren? Bei einem derart großen Feuer wäre doch das ganze Gebäude niedergebrannt.«
Vanessa ging zurück in die Mitte des Raums und kniete sich neben den
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