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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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Patzer. Sie hatte ihren Freunden von dem Problem erzählt, als sie in ihrem Zimmer zusammengesessen hatten, aber die anderen konnten nicht verstehen, warum ihr ausgerechnet diese wenigen Takte solche Schwierigkeiten bereiteten. Steffie meinte, sie müsste sich nur entspannen und den Rhythmus in ihrem Körper fühlen. Vanessa hatte versucht, ihr zu erklären, dass das nicht möglich war, aber Steffie glaubte ihr nicht. »Jedes Stück hat seine Wurzeln in irgendeiner Emotion«, sagte sie. »Wenn du es nicht hinbekommst, liegt das wahrscheinlich daran, dass du die Emotion noch nie am eigenen Leib erfahren hast. Verstehst du, was ich meine?«
    »Willst du damit sagen, dass es mir an Lebenserfahrung mangelt?«
    Steffie hatte nur mit den Schultern gezuckt. »Ich meine bloß, dass es schwer ist, im Tanz Liebe oder Leid auszudrücken, wenn du beides selbst noch nie durchlebt hast.«
    »Aber dieser Tanz geht weit darüber hinaus«, hatte Vanessa eingewandt. »Es geht darin um eine Emotion, die irgendwie nicht von dieser Welt ist.«
    Steffie hatte zweifelnd die Augenbrauen gehoben, und Vanessa wandte sich fragend an Blaine und TJ, die auf dem Bett saßen und über ihren Algebra-Aufgaben brüteten.
    »Mich brauchst du nicht zu fragen.« TJ sah von ihrem Schreibblock auf. »Ich weiß nicht einmal, warum ich eigentlich hier bin. Ich kann kaum bei den Übungen an der Stange mithalten.«
    Und Blaine fiel dazu nichts weiter ein, als dass sie einfach mal eine Erholungspause einlegen und sich eine ausgiebige Massage gönnen sollte. Vielleicht reiche es ja auch schon, einen Einkaufsbummel zu unternehmen und ein paar Frustkäufe zu tätigen?
    »Warum redest du nicht mit Zep darüber?«, fragte TJ schließlich. »Schließlich ist er doch dein Tanzpartner, oder?«
    Vanessa nickte. »Das tue ich ja. Ohne seine Hilfe hätte ich wahrscheinlich gar nicht bis jetzt durchgehalten.« Und das war nicht gelogen. Sie hatten sich fast jeden Abend zum Üben getroffen, und obgleich sie nie mehr über jene emotionsgeladene Nacht im Probensaal gesprochen hatten, standen die Worte von damals noch immer im Raum. Wie magnetische Kräfte wirkten sie zwischen ihnen abwechselnd anziehend und abstoßend.
    Sie sahen sich jeden Tag bei den Proben, und ihre Körper drückten die Gefühle aus, die sich keiner von ihnen laut auszusprechen traute. Merkwürdigerweise half ihnen das trotzdem; Vanessa spürte allmählich jede Bewegung der Choreografie tief in ihrem Inneren, bis die Gefühle so wahrhaftig und natürlich waren, als würde man sich verlieben, sich vor Verlangen nach jemandem verzehren oder sich wutentbrannt voneinander losreißen. Das Tanzen war für sie beide etwas so Intimes geworden, dass sie vor Scham jedes Mal rot wurde, wenn sich ihr Blick mit dem einer der Prinzessinnen trafund sie daran erinnerte, dass das gesamte Ensemble ihrem getanzten Zwiegespräch mit Zep folgte. Wussten sie alle darüber Bescheid, was geschehen war? Konnten es alle anderen, so wie sie, an seinem Körper ablesen?
    Jeden Tag war Vanessa darauf gefasst, zu hören, wie Anna und die anderen Prinzessinnen über die Spannung zwischen ihr und Zep lästerten, doch zu ihrer großen Überraschung schien keine etwas davon zu bemerken. Nur zwei Personen bekamen überhaupt etwas mit. Die eine war Justin, wie Vanessa bestürzt feststellte. Bei den Vormittagsproben mit dem gesamten Ensemble saß Justin, wenn er nicht die Choreografie des Prinzen übte, mit verschränkten Armen in der Ecke und beobachtete Vanessa und Zep.
    Die zweite Person war Josef. Er beobachtete ihre erste Nachmittagsprobe in dieser Woche schweigend, und seine Blicke folgten jeder ihrer Bewegungen. Er wirkte fast nervös, als Zep zurücktrat und Vanessa für das Finale allein tanzen ließ. Und wie durch ein Wunder wirbelte sie ohne zu stolpern oder ihre Schritte durcheinanderzubringen in ihre letzte Pose. Es war noch nicht alles perfekt, aber auf dem Weg dorthin. Als das Stück vorbei war, blieb sie wie erstarrt stehen. Nur ihre Brust hob und senkte sich heftig. Sie sah zu Zep hinüber. Ihr Standbein zitterte, ihre Zehen schmerzten, und ihre Gelenke knackten unter ihrem Gewicht.
    Das Einzige, was man im Raum hörte, war das Klacken von Josefs Schuhen auf dem gewachsten Parkett. Er sah Vanessa mit zusammengekniffenen Augen an und versuchte zu ergründen, was sich verändert hatte. Dann wanderte sein Blick zu Zep hinüber und unterzog ihn derselben kritischen Prüfung, und schließlich rieb er sich das Kinn.
»C’est

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