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Dance of Shadows

Dance of Shadows

Titel: Dance of Shadows Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yelena Black
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sind gerade erst gekommen!«
    Vanessa sah sie entschuldigend an. Ihre Freunde begriffen nicht, wie hart die Proben waren. Sie hatten nicht gesehen, wie Zep sich an dem Tag im Probenraum von ihr abgewandt hatte, als Josef ihre Glieder zurechtbog, wie man es bei einer Puppe tun würde. Sie konnten nicht begreifen, wie wertvoll jeder einzelne Moment Extra-Trainingszeit mit Zep war. »Haltet mir beim Abendessen einen Platz frei, ja?«, sagte Vanessa.
    Steffie nickte skeptisch. »Trainiere nicht zu hart«, sagte sie. »Denk dran, es soll Freude machen!«
    Aber Vanessa hörte sie schon nicht mehr und bahnte sich einen Weg zur Tür. Gerade als sie aus dem Saal ging, spürte sie, dass ein Paar Augen auf sie gerichtet war – Justins. Er schaute sie geradewegs und durchdringend an, als wollte er sagen:
Sei vorsichtig!
    »Du musst dich konzentrieren«, sagte Zep später am Abend.
    Seine Stimme hallte durch den Probenraum im Keller, der bis auf sie beide leer war. Die Nacht war schon seit Stunden angebrochen, und das grelle Licht der Deckenscheinwerfer machte alles für Vanessa nur noch verwirrender. Sie war seit dem Ende der Nachmittagsprobe mit Zep hier gewesen und hatte keine Möglichkeit gehabt, frische Luft zu schnappen.
    »Das kann ich nicht«, murmelte Vanessa.
    »Du versuchst dir deine Schritte
und
meine Schritte zu merken, und du zählst deinen Takt
und
meinen Takt«, sagte Zep und lehnte sich an die Wand. »So kann man unmöglich tanzen.« Hinter ihm hoben sich die weißen Figuren von der verbrannten Wand ab. Vanessa betrachtete sie die ganze Zeit und wartete darauf, dass sie sich bewegten, aber sie rührten sich nicht vom Fleck. Und plötzlich merkte sie, wie absurd das Ganze war: Sie stand hier mit Zep, für den die ganze Schule schwärmte. Jedes andere Mädchen hätte wer weiß was darum gegeben, einmal mit ihm allein sein zu können. Und statt ihm zuzuhören, wartete sie darauf, dass die Farbe sich von der Wand löste und anfing zu tanzen! Sie drehte allmählich wirklich durch.
    »Vanessa?«, sagte Zep. »Alles klar?«
    »Ähm – tut mir leid«, sagte sie. »Ich dachte nur gerade   … « Sie schaute Zep an, die Bartstoppeln auf seiner Wange, die metallisch glänzenden Augen, die ihre Farbe zu wechseln schienen und die jetzt aufleuchteten, als er Vanessa ansah. »Ist ja egal. Jetzt bin ich jedenfalls wieder voll da.«
    »Gut«, sagte Zep. »Wollen wir’s noch mal probieren?«
    Vanessa nickte, und sie gingen zu ihren Ausgangspositionen in der Raummitte.
    Er nahm sie bei der Hand und zog sie wieder einmal vor sich. Er stand hinter ihr, drückte seine Brust an ihren Rücken und legte ihr die Hand auf die Hüfte. »Mach es mir nach«, sagte er ihr sanft ins Ohr und begann sich mit ihr im unregelmäßigen, unsteten Rhythmus von Josefs Tanz zu bewegen.
    »Lass deine Gedanken los. Lass das los, was du siehst. Beachte mich nicht. Ergib dich einfach dem Rhythmus und erlaube deinem Körper, sich so zu bewegen, wie er will.«
    Vanessa musste lachen. Wie konnte sie Zep nicht beachten, wo doch sein muskulöser Körper sich gegen ihren drückte und nichts zwischen ihnen war außer ihren Trikots!
    Zep runzelte die Stirn. »Was ist denn daran so lustig?«
    Vanessa schüttelte den Kopf. »Nichts«, sagte sie und warf einen verstohlenen Blick auf seine Schultern. »Bei dir klingt das nur alles so leicht.«
    »Es wird auch ganz leicht«, sagte er sanft und hob ihr Kinn an, »sobald du entscheidest, dass es leicht ist.«
    Was meinte er damit? Egal, wie oft Vanessa dieses Stück übte, ihr gelang es nicht, es zu einem guten Ende zu bringen. Entweder schaffte sie ungefähr die Hälfte, bevor sie einen Fehler machte, ihre Schritte durcheinanderbrachte und aus dem Takt kam. Oder bei den seltenen Gelegenheiten, wo sie es fast bis zum Ende schaffte, begann sich der Raum zu bewegen und zu drehen, sodass sie anfing zu schwanken.
    »Ich weiß, wie du dich fühlst«, sagte Zep, und sein ruhiger Blick gab ihr Sicherheit. »Als ich diesen Tanz zum ersten Mal mit Josef geprobt habe, fand ich ihn frustrierend, ohne Regeln und sinnlos. Aber nachdem ich ihn in den Griff bekommen hatte, hab ich es verstanden.«
    »Was hast du verstanden?«, flüsterte Vanessa.
    »Dass es kein Stück ist. Es ist eine Liebesaffäre, mit Rhythmus und Schritten, die so kompliziert sind, so schmerzhaft, dass es sich anfühlt, als könnte man das alles niemals bewältigen. Aber es ist genau wie mit der Liebe – wenn du sie einmal bezwungen hast, wird sie immer bei dir

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