Dancing Jax - 01 - Auftakt
sie mit einem traurigen Lächeln. »Die Kleinen müssen inzwischen so alt wie meine Mum sein.«
»Young wombles to your partners!«, sang Miller die alte Wombles-Hymne, während er und Tommo im Walzerschritt ins Zimmer getanzt kamen. »If you Minuetto Allegretto, you will live to be old!«
»Ihr zwei werdet sicher nicht alt werden, wenn ihr nicht sofort mit dem Schwachsinn aufhört!«, warnte Jezza sie.
Die Männer stellten das Tanzen ein und Tommo deutete auf den schimmligen Sessel. »Genau so sehen deine stinkenden Innereien aus«, murmelte er Miller zu.
»Du bist total besessen von meinem Darm«, entgegnete der amüsiert und schüttelte den Kopf.
»Ja, weil ich ihm einfach nicht entkommen kann! Du sorgst schließlich dafür, dass ich seine Ausdünstungen ständig einatmen muss!«
»Gib’s zu, du stehst drauf!«
Ein finsterer Blick von Jezza setzte dem Geplänkel ein jähes Ende. Dann sah Jezza zu Shiela, die auf dem Boden kniete und in einem Heft blätterte.
»Was hast du da?«, wollte er wissen.
»Ein Teeniemagazin«, antwortete sie, ohne aufzublicken. »Ist schon völlig vergilbt und zerknittert – schau dir nur diese Schlaghosen und die komischen Frisuren an! Hier drüben liegen außerdem ein paar alte Dosen und Süßkramverpackungen rum. Raider, Esspapier und alte Ahoi-Brause. Der letzte Einbruch hier ist eindeutig ’ne ganze Weile her.«
»Sind in dem Heft ein paar geile Miezen?«
»Hallo, es ist für Kinder!«, schnaubte Shiela. »Sieht aus, als ginge es hier nur um Fernsehserien, außerdem … hast du schon genug Schundheftchen, Tommo.«
»Er könnte ’ne ganze Bücherei aufmachen!«, bestätigte Miller.
Shiela betrachtete das ausgebleichte Heftcover. In fetten Buchstaben stand da der Titel, Look-in, doch in einer der Ecken war mit einem Kugelschreiber auch der Name des früheren Besitzers geschrieben: Runecliffe.
Sie ließ das Heftchen zu Boden fallen.
Jezza sah sich mit nervös zuckender Miene im Raum um. »Ich kapier das nicht«, sagte er. »Warum kommt hier keiner her? Wieso hat man den Schuppen nicht schon längst abgerissen oder an einen reichen Schnösel mit drei Autos, einer nervigen Frau und einer illegal eingewanderten Nanny für seine verzogenen Gören verkauft? Ein Prachtstück ist das hier – und es schreit förmlich danach, dass man es wieder aufbaut.«
»Aber die Lage, die Lage, die Lage ist Mist«, sang Miller. »Wir sind hier mitten im Nirgendwo und wir haben eine Ewigkeit für diese schlaglochverseuchte Straße gebraucht. Wenn wir nicht von dem Haus gewusst und danach gesucht hätten, hätten wir’s nie im Leben gefunden.«
»So große, dreckige Anwesen wie das hier verschwinden nicht einfach von den Landkarten oder aus den Grundbüchern«, konterte Jezza. »Es ergibt keinen Sinn. Irgendjemand muss schließlich der Besitzer sein.«
»Na wenn, dann schert der sich jedenfalls nicht drum«, meinte Tommo. »Schau dir an, in welchem Zustand das Teil ist. Wo ist das Schöner-Wohnen-Team, wenn man es mal braucht?«
»Wir könnten hier unser Quartier aufschlagen«, schlug Miller vor. »Holen wir alle her und reparieren das Ganze ein bisschen. Man könnte einen wahren Palast draus machen!«
»Nein!«, widersprach Shiela heftig und schlang sich fröstelnd die Arme um den Körper. »Das hier ist ein trauriger Ort. Traurig und bedrückend – und ich mag ihn nicht.«
»Ein Grund mehr, es auseinanderzunehmen«, beschloss Jezza. »Zerlegen wir alles in hübsche, leicht verkäufliche und handliche Einzelteile – wer soll sich schon beschweren? Das ist der perfekte Job für uns, könnte gar nicht besser kommen!«
»Ich lad schon mal unseren Kram aus dem Bus«, sagte Tommo. »Komm mit, Blähdarm!«
»Fängst du schon wieder damit an!«, schrie Miller. »Du bist doch total besessen!«
»Wartet!«, brüllte Jezza sie plötzlich an. »Lasst das Werkzeug erst mal draußen.«
Er sah Shiela an. Sie war aufgestanden und blickte starr ins Leere, aus ihrem Gesicht war jede Regung gewichen.
»Shee«, sagte er. »Shee!«
Sie zuckte erschrocken zusammen.
»Woher hast du von dem Haus gewusst?«, wollte er wissen.
Die Frage passte ihr gar nicht und schnell ging sie in Richtung Ausgang. »Hab eben davon gehört«, versuchte sie auszuweichen. »Ich brauch ’ne Zigarette und mein Feuerzeug liegt draußen im Wagen.«
Eilig lief sie aus dem Zimmer, durch die Eingangshalle und raus ins helle Sonnenlicht. Hinter ihr ragte das riesige, abschreckende Gemäuer auf und ein eisiger Schauder
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