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Dancing Jax - 01 - Auftakt

Dancing Jax - 01 - Auftakt

Titel: Dancing Jax - 01 - Auftakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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Geniestreich, Mylord, eine Meisterarbeit!« Der Anwalt war voller Bewunderung. »Eine wahrhaft verblüffende Erfindung!«
    »Es ist nur ein weiterer Schlüssel, Jangler«, erklärte der Ismus, »wenngleich ein weitaus komplexerer. Und wir werden mehr davon brauchen – viel größere Versionen.«
    Er schloss die Finger um den Knopf für die Frequenzeinstellung und drehte ihn mit einem Klick nach links. »Jetzt kommt der spaßige Teil«, murmelte er, atemlos vor Ungeduld.
    Als Nächstes widmete sich der Ismus dem zweiten Knopf, drehte ihn langsam und behutsam herum – wie ein Panzerknacker bei der Arbeit.
    Erneut nuschelte Harvey Temple etwas im Schlaf. Der Ismus wandte sich ihm zu und trug die merkwürdige Apparatur zu seinem Bett. Im Innern des Geräts erklang ein leises Brummen. Harveys Kopf begann zu zucken.
    Im Bett daneben lag Jonathan Spencer auf dem Bauch und hustete im Schlaf. Seine Stirn legte sich in Falten und er knirschte mit den Zähnen, während seine Albträume schlimmer wurden.
    In dem Kunststoffgehäuse flackerte eine kleine Glühlampe auf und der äußere Ring auf der Anzeige begann schwach zu leuchten. Das Summen wurde lauter.
    Der Ismus fuhr fort, genauere Einstellungen vorzunehmen.
    Aus den mit Messing eingefassten Lautsprechern drang abgehacktes Rauschen, gefolgt von elektrischem Pfeifen und Quietschen. Ein weiteres Kind weinte im Schlaf.
    »Das klappt ganz gut – es lädt sich auf«, verkündete der Ismus. »Wollen wir doch mal sehen, was noch übrig ist von jener Nacht, in der ich so grob unterbrochen wurde – damals, vor fast achtzig Jahren …«
    Zu Shauns Verwunderung schallte auf einmal Musik aus dem seltsamen Apparat. Es war ein alter knackender Song aus den Dreißigern, gesungen mit trauriger, eindringlicher Stimme.
    »Close your eyes«, flötete die körperlose Stimme. »Rest your head on my shoulder and sleep, close your eyes … and I will close mine.«
    Inmitten dieser wahnwitzigen Szenerie klang das Lied böse und bedrohlich.
    »Close your eyes. Let’s pretend that we’re both counting sheep, close your eyes.«
    Mr Hankinson faltete die Hände vor der Brust und nickte anerkennend. »Ah …« Er grunzte, als er den trauervollen Sänger erkannte. »Al Bowlly.«
    »Nein!«, schrie Janet Harding auf einmal und übertönte die Musik. »Die Lichter … ein Auto … Es kommt auf uns zu … Es bremst nicht!«
    Shaun sah, wie sie den Kopf tiefer in ihrem Kissen vergrub. Der Schmerz und die Schrecken von vergangenem Freitag schlugen über ihr zusammen.
    »Zu viele Menschen!«, fuhr das Mädchen fort. »Ich komm hier nicht weg … Da ist es … Da ist es!«
    Wie eine ansteckende Krankheit breiteten die Albträume sich im Raum aus und schon bald zitterten und weinten elf Kinder im Schlaf, während die Saxofone und Klarinetten der Big Band weiter das Krankenzimmer erfüllten.
    »Music play, something dreamy for dancin’ …«
    Peter Starkey brüllte los und bäumte sich unter seiner Decke auf. Nur Fiona Ellis blieb völlig ruhig.
    Der Ismus lachte leise. Die Nadel auf der Geräteanzeige zuckte.
    Shaun verstand nicht, wie die Kinder trotz alledem noch weiterschlafen konnten. Die Albträume mussten so schlimm sein, dass sie längst daraus hätten aufschrecken müssen – und der Lärm, den die kleinen Patienten machten, hätte außerdem Fiona wecken müssen. Noch während ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging, beobachtete er, wie sich die Miene des Mädchens veränderte und Tränen aus ihrem gesunden Auge rannen. Auch sie litt in ihren Träumen. Shaun wollte sich gar nicht erst ausmalen, was für eine grausige Erinnerung sie quälte.
    Inzwischen war die ganze Krankenstation erfüllt von den Schmerzensschreien und Klagen der Kinder. Die alte Apparatur schrillte und quietschte mittlerweile protestierend, trotzdem spielte die melancholische Melodie immer weiter. Ein Becken erschallte und der Ismus tappte amüsiert mit dem Fuß den Takt mit.
    »Dann wollen wir das Ganze doch noch ein wenig verschärfen«, meinte er und veränderte die Einstellungen noch einmal. Das statische Kreischen und Schrillen wurde heftiger.
    Shaun spürte, wie die Haut an seinen Armen zu prickeln begann und er eine Gänsehaut bekam. Er fühlte, wie seine Kopfhaare sich aufstellten, und sah, wie sich die zerzausten Haare der jungen Frau von ihren Schultern hoben. Auch die spärlichen Büschel, die der Anwalt sich über die schimmernde Glatze gekämmt hatte, strömten in die Höhe. Ein großes Blatt Papier flog vom Tisch

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