Dancing Jax - 02 - Zwischenspiel
werden musste, was für sie nur noch mehr Alkohol und Zigaretten bedeutete.
Lee überlegte, was wohl passiert wäre, wenn Jangler nicht auf einem Begräbnis bestanden hätte. Was hätten die Punchinellos gemacht? Den Toten einfach so verwesen lassen oder hätten sie ihn genauso verwertet wie die toten Gaagler? Lee schauderte. Er und Spencer füllten das Loch schnell wieder auf, gaben dann die Schaufeln zurück und huschten in ihre neue Hütte.
Lee bestand darauf, dass sie das Dachgeschoss bekamen. Weder Drew noch Nicholas wagten zu widersprechen.
Alasdair stand auf einem Stuhl und untersuchte das Radiogerät an der Wand. »Stimmt es?«, fragte der Schotte. »Ist Marcus wirklich tot? Er ist in dem ganzen Trubel nicht einfach unter dem Zaun durchgekrabbelt?«
Spencer stierte ihn wütend an. »Er wäre nie allein abgehauen!«, fuhr er ihn patzig an. »So war er nicht. Marcus war … Er wollte …«
»Oh, er ist sicher tot«, fiel Lee schnell ein, bevor Spencer noch etwas über den Tunnel verriet. Abgesehen von ihrer kleinen verschworenen Gruppe traute er niemandem über den Weg. »Maggie hat erzählt, dass dieses Vieh ihn geschnappt hat. Hat keine Sekunde gedauert.«
»Tja, nur ist sie nicht gerade die verlässlichste Quelle, oder? Und er –«
»Ich war dabei!«, brüllte Spencer ihn an. »Im einen Moment hat Marcus noch geredet, im nächsten … war er verschwunden und diese Megawürmer waren überall! Er war mein Freund, also halt gefälligst die Klappe!«
Alasdair kaute auf seiner Lippe herum. Spencers Wutausbruch verblüffte ihn. Der pickelige kleine Kerl war sonst immer so gut wie unsichtbar. Er war so ruhig und in sich gekehrt, man vergaß, dass er überhaupt da war – vor allem, seit sein Cowboyhut weg war. »Ich habe den Typen nicht leiden können«, gab der Schotte zu. »Aber das hätte ich ihm nicht gewünscht.«
»Dann versetz dich mal in Maggies Lage«, meinte Lee. »Sie hat ihn gemocht – sogar sehr.«
»Was war das überhaupt für ein Ding?«, fragte Nicholas plötzlich. »Ich kapier s nicht. Monster wie das gibt es nicht. Was war es also? Und wie konnte es einfach so wieder verschwinden?«
»Junge«, schnauzte Lee ungeduldig, »du lebst an einem Ort, wo jeden Tag irgendein Scheiß passiert, der eigentlich nicht real sein kann. Warum stellst du also immer noch so beschränkte Fragen? Dir sollte mal jemand eine verpassen, damit du aufwachst!«
Alasdair tippte auf das Radiogerät. »Es hat irgendwas damit zu tun«, murmelte er. »Habt ihr gehört, was der alte Mainwaring über die Teile gesagt hat? Brücken hat er sie genannt. Aber wie kann ein altes ranziges Radio für irgendwas ’ne Brücke sein? Was zum Teufel geht hier vor?«
»Damit hast du dir gerade selbst die Antwort geliefert«, meinte Lee und schlurfte die Treppe hoch.
Maggie saß auf ihrem Bett und starrte ins Leere. Charm war bei ihr geblieben, bis das Licht ausgeschaltet wurde und sie gehen musste. Sie hatte nichts sagen, sie nicht trösten können. Sie hatte die anderen Mädchen in der Hütte gebeten, sich um Maggie zu kümmern, aber eine Antwort hatte sie nicht bekommen. Die meisten waren zu traumatisiert. Sie standen Todesängste aus, dass noch etwas durch die Erde kommen, ihre Hütte zerstören und sie töten würde. Zwar hatte Jangler allen versichert, dass das nicht passieren könnte, aber niemand glaubte ihm.
Jody hatte die Bemerkung fallen lassen, dass wahrscheinlich ohnehin keins der Blockhäuser mehr sicher war und alle nach dem schrecklichen Erdbeben über ihnen zusammenbrechen würden. Dabei hatte sie auf einen langen Riss an der Wand gezeigt, um zu beweisen, dass das Gebäude nicht länger stabil war. Sie verlangte, woanders untergebracht zu werden. Doch der alte Mann hatte über den Vorschlag nur gelacht. Wofür sie sich denn halte? Wenn die Dächer sie unter sich begraben würden, wäre das egal. Sie waren nicht wichtig.
Und so lagen die Mädchen nun in ihren Betten, hellwach, lauschten auf verdächtige Geräusche und warteten darauf, dass der Boden und die Wände jeden Moment erzittern und einstürzen würden. Wie sollten sie da ein Auge zutun?
Eine Stunde verging und Maggie rührte sich noch immer nicht. Finsternis legte sich über den Schlafsaal, doch sie bemerkte nichts von dem, was um sie herum geschah. Ihr Kopf war leer und wie taub. Schließlich verdüsterte sich ihre Miene und sie stieß ein trostloses Stöhnen aus. »Und ich habe ihn noch nicht mal ohne die blauen Flecken im Gesicht gesehen. Ich
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