Danger - Das Gebot der Rache
»Kommt«, sagte Bentz zu seiner Tochter und Olivia. Die Sanitäter trugen Leichensäcke hinein.
»Nein, Dad«, widersprach Kristi. »Wir müssen erst Brian finden. Dieser Widerling hat Brian irgendwo versteckt!«
»Zu spät.« Montoyas Gesichtsausdruck war grimmig, und er sah aus, als wäre er um zwanzig Jahre gealtert. »Wir haben ihn im Kofferraum des Mercedes entdeckt.«
»Ist alles in Ordnung mit ihm?«
»Es tut mir leid, Kristi«, sagte Montoya kopfschüttelnd.
Kristi verkrampfte sich und trat schreiend um sich. »Nein, nein, nein!« Sie wirbelte mit ihren Fäusten, aber Bentz hielt sie fest. »Er soll nicht tot sein! Nicht meinetwegen. Nein!« Kristis schmerzvoller Schrei übertönte sogar die Hunde und die Sirenen der eintreffenden Rettungswagen. Bentz wurde von Schuldgefühlen übermannt.
»Schsch«, flüsterte er seiner Tochter zu. »Es ist vorbei.«
»Es wird niemals vorbei sein«, widersprach Kristi hysterisch schluchzend.
»Du hast recht.«
Kristi schien sich ein wenig zu fangen. Ihre Schluchzer ließen nach, obwohl ihr Gesicht vor Schmerz und Trauer verzerrt war. »Aber es wird besser«, versprach Bentz, der nicht recht wusste, ob er seinen eigenen Worten Glauben schenken durfte. »Für uns alle. Ich schwöre bei Gott, dass wir darüber hinwegkommen werden. Irgendwie. Und jetzt kommt. Es ist Zeit, nach Hause zu fahren.«
[home]
Epilog
»… erkläre ich euch hiermit zu Mann und Frau. Meine Damen und Herren, ich darf Ihnen Mr. und Mrs. Tyler Wheeler vorstellen!« Der Pfarrer hob die Hände, und das frischgebackene Paar drehte sich um und blickte auf die kleine Versammlung von Freunden und Familie. Samantha sah umwerfend aus in ihrem langen, cremefarbenen Kleid. Sie schritt durch den großen, offenen Innenhof des St.‑Suzanne-Hotels mitten im French Quarter. Ihr Mann, gekleidet in einen schwarzen Smoking, war groß und sah gut aus, ein Mann, dessen Buch über den Rosenkranzmörder im nächsten Jahr in den Regalen der Buchhandlungen stehen würde.
Der Ort bot die perfekte Kulisse, dachte Olivia.
Es war der Samstag nach Weihnachten, und das jahrhundertealte Hotel war noch mit Girlanden und festlichem Grün geschmückt. Millionen von Lichtern wanden sich um die Äste der Bäume, Heizstrahler verströmten leise brummend ihre Wärme im Innenhof, wo Dr.Sam und ihr soeben angetrauter Ehemann mit ihren Freunden und Familien feierten.
Olivia blickte durch glitzernde Palmen und Farne hinauf in einen dunklen Himmel, an dem ein leuchtender Halbmond hing. Die Sterne funkelten. Neben ihr rückte Rick Bentz seine Krawatte zurecht. Kaum ein Monat war seit der schrecklichen Nacht im Versteck von Warren Sutter vergangen. Bentz hielt sich an den Schwur, den er in jener Nacht abgegeben hatte, und versuchte, sich zu bessern und ihrer Beziehung eine Chance zu geben. Olivia war nur schwer zu überzeugen gewesen. Sie hatten stundenlang geredet, und sie war sich nicht sicher gewesen, ob sie bereit war, ihm noch einmal zu vertrauen. Aber sie mochte ihn, liebte ihn vielleicht sogar, Närrin, die sie war. Bei dem Gedanken musste sie lächeln.
Dabei war längst nicht alles wieder gut. Sarah Restin stand unter psychiatrischer Aufsicht und musste wegen ihrer Angstzustände Psychopharmaka nehmen. Auch Kristi war traumatisiert, aber sie würde nach den Winterferien in der Lage sein, ans College zurückzukehren. Olivia hatte sich mit ihrer Mutter ausgesprochen, aber der Geist des Erwählten ging nach wie vor um. Die Presse hielt ihn noch lange nach seiner Beerdigung lebendig.
Langsam hatte sich der Fall gelöst. Bei der unbekannten Leiche, die am Fuß der Statue der heiligen Johanna von Orléans gelegen hatte, handelte es sich um eine Frau aus El Paso, die sich nur vorübergehend in Louisiana aufgehalten hatte. Niemand hatte Anspruch auf ihre sterblichen Überreste erhoben. Die heilige Philomena war eine jugendliche Ausreißerin aus Detroit. Ihre Ausweise waren im Versteck des Erwählten gefunden worden, einer Art perversem Heiligtum in den oberen Räumlichkeiten des Bauernhauses, die der Familie als Wohnbereich gedient hatten. Schließlich konnte auch die Verbindung zu den Universitäten hergestellt werden, da beide Frauen auf dem Campus des All Saints College gesehen worden waren. Die Frau aus El Paso hatte dort eine Woche als Reinigungskraft gearbeitet, die Ausreißerin war uneingeladen auf einer Party erschienen.
Die einzige Person, die noch vermisst wurde, war eine Frau namens Marta Vasquez – Montoyas Freundin,
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