Danger - Das Gebot der Rache
Männer.
Doch es war zu spät. James schwankte nach vorn.
»Nein!«, kreischte Kristi.
Die Hand des Erwählten stieß herab.
Mit einem dumpfen Geräusch drang das Kruzifix tief in James’ Brust.
Er taumelte rückwärts. Blut schoss aus seinem Körper.
»Nein, nein, nein!«, schrie Olivia. Tränen strömten aus ihren Augen, als sie auf James zukroch. »O Gott, o Gott.« Doch es war zu spät. Blut quoll aus seinem Mund.
»Vergib mir, Vater«, flüsterte er, dann sank er auf die Knie.
Bentz hörte die Schreie, als er aus dem Jeep sprang, noch bevor dieser richtig zum Stehen gekommen war. Er war zu spät! Was für ein Schreckensszenario auch immer dieses Ungeheuer geplant hatte, es fand bereits statt. Und die Opfer waren Olivia und Kristi. Die beiden Menschen, die er liebte.
Montoya auf den Fersen, Sirenengeheul hinter sich, stürmte er auf das Gebäude zu, die Waffe im Anschlag. Er durfte sie nicht verlieren. Sein Herz hämmerte, sein Puls raste.
Lass sie am Leben sein,
betete er im Stillen.
Und gib mir eine freie Schussbahn. Das ist alles, was ich brauche. Nur ein einziger Schuss!
Andere Beamte umstellten das Gebäude, doch er stieß bereits die Tür auf und fand sich in einem langen Flur mit einer Treppe wieder. Vor sich, hinter einer halb geöffneten Tür am Ende des Ganges, erblickte er, in blutrotes Licht getaucht, seine ganz persönliche Hölle.
»Nein!«, schrie Kristi und zerrte mit aller Kraft an der Kette um Warrens Hals. Er hatte Onkel James getötet … o Gott! Schluchzend trat sie um sich. Von Kummer und Schmerz fast zerrissen, wünschte sie sich nichts mehr, als diesen Bastard umzubringen. Und das würde sie auch tun!
Die ganzen Jahre des Hasses und der Verwirrung lösten sich auf, als sie den Mann, der sie gezeugt hatte, zu Boden stürzen sah. Er durfte nicht sterben! Nein! Aus dem Augenwinkel sah Kristi, wie Olivia ein Schwert von der Wand nahm. Auch sie blutete aus den Platzwunden auf ihrem Rücken, außerdem hinkte sie. Als der Fiesling erneut den Elektroschocker auf sie richtete, stürzte sie vor, holte aus und verpasste ihm eine klaffende Wunde an der Hand. Die Waffe fiel ins dreckige Stroh.
Sie holte erneut aus, versuchte, seinen Kopf zu treffen, aber er wirbelte herum, so dass ihm Kristi auf seinem Rücken als Schutzschild diente. »Spring ab!«, schrie Olivia, das blutige Schwert gegen ihn gerichtet. Mit einem Blick in den Spiegel bäumte er sich auf und versuchte, Kristi aufzuspießen. Kristi trat noch fester auf ihn ein. Olivia ließ das Schwert sinken.
Da ertönten donnernde Schritte. Mit einem lauten Knall flog die Tür auf. Bentz stand im Türrahmen. »Waffen weg! Polizei!« Die Glock im Anschlag, stürmte Bentz in den Raum. »Kristi, lass los!«, brüllte er.
»Daddy«, sagte sie schwach und lockerte bereitwillig ihren Griff. Sie ließ sich zu Boden fallen, kauerte sich ins Stroh und fing an zu weinen. Er war hier, um sie zu retten – um sie alle zu retten!
Der Erwählte hatte den Elektroschocker wiedergefunden und richtete ihn auf Bentz.
»Rick, pass auf!«, schrie Olivia.
Bentz drückte ab.
Mit einem grauenhaften Schrei löste der Erwählte seine Waffe aus und ging zu Boden. Bentz schüttelte sich, dann sprang er nach vorn und feuerte weitere Schüsse auf den zusammengesackten Mann ab.
»Daddy … o Daddy …« Binnen einer Sekunde durchquerte Bentz den Raum, hob seine Tochter von dem schmutzigen Fußboden auf und drückte sie an sich, als hinge sein Leben davon ab. Sie vergrub das Gesicht an seinem Hals und schluchzte. »Onkel James … ist tot«, stammelte sie, von Trauer überwältigt. Der Mann, den sie zurückgewiesen hatte. Der Onkel, der sie vergöttert hatte. Der Mann, der ihr das Leben geschenkt hatte und zu dem sie kleinlich und gemein gewesen war. Obwohl er lediglich versucht hatte, sie zu lieben. Sie dachte an die Geschenke, mit denen er sie überhäuft hatte, seine Liebenswürdigkeit, seine Geduld … und daran, wie sie bei ihrem letzten Telefongespräch den Hörer aufgeknallt hatte. Und jetzt … Sie kniff die Augen zu, aber der entsetzliche Anblick, als der Erwählte James das Kreuz in die Brust stieß, hatte sich in ihr Gedächtnis eingebrannt. Heftig zitternd klammerte sich Kristi an Bentz, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.
Was auf Gegenseitigkeit zu beruhen schien. Bentz hielt sie fest, während er Befehle brüllte, und spürte, wie ihm ihre heißen Tränen den Nacken hinunterliefen. Weitere Beamte strömten in den Raum.
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