Daniel Taylor und das dunkle Erbe
Wächtereigenschaften erwacht – die er von seinem Vater geerbt hatte. Daniel konnte Gedanken »schicken« und mittels Mentalkraft Dinge geschehen lassen. Marla hatte ihn in den letzten Wochen studiert.
Eigentlich waren sich Dämonen und Wächter sehr ähnlich. Es erzürnte Marla, dass sie trotz ihrer Gabe Silvans Vater nicht aufspüren konnte, denn ihn schützte ein Amulett vor dämonischen Zugriffen.
Mike grinste bis über beide Ohren. »Hey, ich find die Ramones auch klasse. Schnell und laut, die haben geile Mucke gemacht!«
Mike mochte Punkrock?
»Wow, ist das aufgemalt oder ein Tattoo?«, fragte er und hörte irgendwie überhaupt nicht auf zu reden, als er das Auge entdeckte, das seitlich von Marlas Bauchnabel durch ein Loch im T-Shirt spähte.
»Ein Tattoo«, erklärte sie.
Mike ging in die Hocke. »Darf ich mir das mal genauer ansehen?«
Marla brachte lediglich ein Nicken zustande. Hatte ein Mann sie soeben gefragt, ob er etwas bei ihr durfte ?
Das war ebenfalls neu für sie, wo doch sonst immer alle nahmen, was sie wollten. Besonders für Metistakles war ihr Körper schon in seinen Besitz übergegangen. Wenn es nach ihm ginge, dürfte sie die Unterwelt nie verlassen. Nur ihrem Vater, Obron, hatte sie es zu verdanken, dass sie tun und lassen konnte, was sie wollte, solange Metistakles sie nicht brauchte.
Als Mikes warme Finger über das Bild auf ihrer Haut fuhren, zuckte Marla zusammen, da angenehme Berührungen für sie selten waren. Sie kannte nur Schmerz, doch der blieb aus – im Gegenteil, es fühlte sich verdammt gut an! Und die Stelle schien auf einmal zu prickeln.
Mike grinste zu ihr herauf. »Hab ich dich gekitzelt?«
»Äh … ja!«
Wow, ein Mann zu ihren Füßen! Das musste ein Traum sein.
Halt! , ermahnte sich Marla, er ist ein Mensch! Geh, Marla, geh! Jetzt!
Doch Mike machte schon wieder den Mund auf. Es gab kein Entkommen …
Ich tue das ja nicht für mich, sondern für uns beide , dachte Daniel. Wäre er beliebter, würde es keinen stören, wenn er mit Nessa ausging. Falls sie das überhaupt wollte, wahrscheinlich war sie lieber mit diesem Mike zusammen …
Dennoch hatte er leichte Zweifel bekommen. Mit der Polizei wollte er so schnell nichts mehr zu tun haben. Vielleicht sollte er doch umkehren? Aber dann stellte er sich die Gesichter seiner Mitschüler vor, die so etwas wie Bewunderung ausgedrückt hatten. Hier konnte er ein Held sein, falls er diese lächerliche rote Blüte beschaffte. Was war schon dabei, in ein fremdes Haus zu gehen? Er verstand nicht, warum sich die anderen davor in die Hosen machten, Halloween hin oder her. Daniel hatte keine Angst vor der Dunkelheit. Nachts schlich er sich häufiger in den Wald und saß lange Zeit im Baumhaus, um über alles Mögliche nachzudenken.
»Ach, jetzt bin ich schon drin und bringe Rebecca ihre blöde Blume«, murmelte er.
Daniel ging den dunklen Flur entlang, sich vage bewusst, dass er problemlos seine Umgebung wahrnahm, während Vanessa hinter ihm einen Fluch unterdrückte. Ich kann bestimmt so gut im Dunkeln sehen, weil ich nachts manchmal unterwegs bin.
»Warte doch mal, Danny, ich kann überhaupt nichts erkennen!«
Als er sich umdrehte, schmunzelte er. Nessa tastete sich mit ausgestreckten Armen Stück für Stück durch den schmalen Gang, die Lider fest zusammengepresst. »Vielleicht solltest du deine Augen einfach aufmachen?«, sagte er grinsend.
»Ha, ha, dann ist alles noch genauso schwarz. Ich habe keinen Bock, irgendwo gegen eine Wand zu rennen und mir vielleicht an einem hervorstehenden Nagel ein Auge auszustechen.«
»Komm her, du blindes Huhn.« Daniel ging zurück und legte einen Arm um Nessa. Wie schmal ihre Schultern waren … Er verspürte den plötzlichen Drang, sich um sie zu kümmern, sie zu beschützen. Vorsichtig führte er sie ins Wohnzimmer.
Durch das große Fenster drang schwach das Licht einer Straßenlaterne, weshalb Vanessa anscheinend wieder etwas sehen konnte. »Da ist diese Pflanze!« Sie eilte zum Fensterbrett, um eine Blüte abzuzupfen, die sie Daniel in ein Knopfloch seines Capes steckte. »Und jetzt lass uns hier schnell verschwinden.«
Daniel bewegte sich nicht. »Hey, Becky hatte recht, hier spukt tatsächlich jemand herum.« Er registrierte, wie Vanessa zusammenzuckte.
»Was?« Sie drängte sich näher an ihn, woraufhin Daniel sie in die Arme schloss. Gute Taktik, Alter , lobte er sich und blieb einen Moment mit ihr stehen.
»Wer ist denn hier?«, flüsterte Nessa an seiner Brust.
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