… dann klappt's auch mit der Liebe (German Edition)
beendet … Was, wenn all das Absicht gewesen war?
Sie griff nach einem Lumpen, wischte sich den Schweiß, bei dem es sich möglicherweise auch um Tränen handelte, vom Gesicht und beugte sich wieder über den Wagen.
Sie hatte sich nie über die Wendung beschwert, die ihr Leben genommen hatte. Unfälle passierten. Sie hatte das College sausen lassen und auch das Reisen und das Ausgehen, aber sie hatte es freiwillig getan. Für ihren Vater. Er hätte dasselbe für sie getan, vielleicht sogar noch mehr. Und deswegen hatte sie sich niemals darüber beschwert, dass sie so vieles aufgegeben hatte.
Aber etwas aus freien Stücken aufzugeben war etwas ganz anderes, als um etwas betrogen zu werden.
Als Teenager war Loris Leben vor allem von Büchern und Hoffnungen geprägt gewesen – und von der eisernen Entschlossenheit, eines Tages an ihrem Traumcollege aufgenommen zu werden. Und sie hatte es geschafft. Sie war aufs Boston College gegangen. Ihr Vater war außer sich vor Stolz gewesen. Dann war er schwer verletzt worden, woraufhin sie nach Tumble Creek zurückgekehrt war. All das war Jahre her, aber erst jetzt fing sie langsam an zu begreifen, dass sie viel mehr hinter sich gelassen hatte als ihre Ausbildung.
Ihre Gedanken waren um ihren Vater gekreist und darum, die Werkstatt am Laufen zu halten, um die Krankenhausrechnungen bezahlen zu können. Von einem Tag auf den anderen hatte Loris Leben aus Overalls, T-Shirts und Jeans bestanden und aus seltenen, kurzen und wenig aufregenden Affären.
Jahrelang hatte sie sich mit ihrem Leben arrangiert – bis vor Kurzem ein Gefühl der Rastlosigkeit in ihr aufgekommen war. Und jetzt, nach Bens Besuch, war dieses Gefühl so stark geworden, dass es fast unerträglich war.
Ja, sie konnte nicht einfach weg aus Tumble Creek. Konnte nicht ins nächstbeste Flugzeug steigen und wieder aufs College gehen. Über die Jahre hatten sich einfach zu viele Rechnungenaufgetürmt. Es war nicht gerade billig, für einen komatösen Angehörigen zu sorgen. Also konnte sie nicht einfach von hier verschwinden und ganz von vorne anfangen. Aber sie konnte ihr Leben im Kleinen verändern, und etwas in ihr schrie danach, endlich zur Tat zu schreiten. Vielleicht lag es allerdings nur daran, dass sie auf die dreißig zuging.
Als Lori bemerkte, dass das blassrosafarbene Licht vor den Fenstern einem leuchtenden Gelb gewichen war, warf sie einen Blick auf die Uhr. Halb acht. Sie schob das Garagentor ganz hoch. Das Rattern der Lamellen dröhnte durch die Werkstatthalle. Dann schlenderte sie in den strahlenden Sonnenschein und das fröhliche Vogelgezwitscher hinaus. Kies knirschte unter ihren schweren Stiefeln.
Vielleicht würde eine Affäre helfen.
Oder sie bestellte bei Mollys Lektorin einfach noch eine Ladung Bücher.
Auf jeden Fall würde sie heute Abend, gleich nachdem sie Quinn besucht hatte, ein langes Bad nehmen und eine von diesen ziemlich versauten Geschichten lesen. Dann würde sie überlegen, ob es nicht an der Zeit für ein Paar Peeptoes mit endlos hohen Absätzen war, die auf dem Boden klackerten, anstatt zu knirschen.
Das Läuten des Werkstatttelefons riss sie aus den Gedanken, und sie legte einen Spurt hin, um den Anrufer noch zu erwischen.
„Love’s Garage?“
„Ms Love?“
„Ja.“
„Hallo! Christopher Tipton am Apparat!“ Chris verkündete seinen Namen jedes Mal mit einem solchen Enthusiasmus, als würde er ihr mitteilen, dass sie im Lotto gewonnen hatte.
Lori ließ sich auf einen Stuhl sinken. „Hey, Chris!“ Sie kannte ihn zwar seit der Grundschule, aber sie hatte den starken Verdacht, dass er nicht anrief, um sie zum Klassentreffen einzuladen. „Was gibt’s?“
„Nun ja, ich wollte mal nachhaken, ob du schon Zeit hattest, über unser Gespräch im Februar nachzudenken. Du weißt schon, ob du die Landparzelle verkaufen willst.“
Die Landparzelle , das sagte er einfach so. Weil er keine Ahnung hatte, dass er vom größten Traum ihres Vaters sprach. „Also, Chris, es tut mir leid. Aber es ist doch erst ein paar Monate …“ Eigentlich stimmte das gar nicht mehr. Mittlerweile war es ein volles Jahr her, dass ihr Vater gestorben war. Gott. Wo war die ganze Zeit nur abgeblieben?
„Ich weiß, wie schwer es dir fällt, darüber nachzudenken. Aber ich glaube, dass Tipton & Tremaine ein wirklich großzügiges Angebot gemacht hat …“
„Ich kann das jetzt noch nicht entscheiden“, unterbrach Lori ihn mitten im Satz.
Er seufzte. „Ich verstehe. Aber bitte versprich
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