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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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beschweren – nur, damit wir uns verstanden haben!«
    Beifallheischend blickt Übi zu seiner Angebeteten hinüber, mit einem Blick, der nichts weniger besagt als » Der hab ich es aber gegeben! «.
    Toll, Übi! Auf hilflosen, schwangeren Assistenzärztinnen herumtrampeln – ganz großes Tennis! Doch Überzwergs Cholerikermasche mag vielleicht bei Bambis funktionieren. Ich hingegen bin schon längst Teflon, was verbal ausfällige Vorgesetzte angeht. Und so hab ich auch nicht mehr als nur ein müdes Schulterzucken für den keifenden Chirurgen-Winzling über.
    »Pass einmal auf«, verkünde ich resolut und keine Spur eingeschüchtert. » Ich werde Frau Coco jetzt Blut abnehmen, dann mach ich ihr gerne noch einen gepflegten Ultraschall, und anschließend möchte Kollegin Fancy ihre Großmutter ganz sicher mit auf die Chirurgische nehmen – dort hat sie sie nämlich viel besser im Blick, und dort können sie alles anordnen, was sie wollen. Wir kommen dann die Tage gerne noch mal zur Visite vorbei. Roger, Roger?«

    Während Oma Fancy mich ausnahmsweise wortlos und vollumfänglich einverstanden anstrahlt, schaut Nancy drein, als wolle sie mir am liebsten vors Schienbein treten. Als Großmütterchen dann noch wissen lässt, sie bekäme das Blut »viiiiiieeeeel« lieber von der Enkelin abgezapft, verlasse ich doch lieber schnell den Untersuchungsraum, bevor mich der Rothaarigen Zorn gleich hier niederstreckt. Dann läuft alles wie am Schnürchen, und zwanzig Minuten später verlässt eine gynäkologisch einwandfreie Oma Coco am Arm ihrer immer noch missmutig dreinschauenden Nancy unsere Station – während Überzwerg brav Rollköfferchen und Handtasche hinterherträgt.
    Notfall klatscht mich noch High-Five ab, bevor sie zu Kaffeepott Nummer sieben zurückkehrt, und ich mache mich erneut auf die immerwährende Suche nach Essen und Ruhe.

    Der Nachmittag vergeht mit mehr oder weniger nötigen Ambulanzzwischenfällen, und es ist immerhin schon – Uhrenvergleich  – Achtzehnhundert, als der Kreißsaalfunk mich zurück zu Frau Vier und dem Riesenbauch beordert …

Auf der Zielgeraden dem Abgrund entgegen
    Kreißsaal, Achtzehnhundertzwei und dreißig Sekunden – ein kurzer Blick über den Wehenschreibermonitor, um mich auf den aktuellsten Stand zu bringen:
    In Kreißsaal I, meerblau, weht Frau Öko, meine ökologisch abbaubare Erstgebärende, bei insgesamt schönem CTG regelmäßig vor sich hin. Der genaue Entbindungstermin ihres Kindes wird wohl bis in alle Ewigkeit ein Geheimnis bleiben, da die Schwangere, ganz im Einklang mit Natur und Universum, auf arzt- beziehungsweise hebammengestützte Vorsorge verzichtet hat und auch weiterhin alles ablehnt, was medizinisch invasiv daherkommt. Dazu zählt sie nicht nur die Braunüle im Arm, sondern auch den Ultraschall und die vaginale Untersuchung. Hebamme von Sinnen und ich haben also keine Ahnung, wie groß das zu erwartende Kind sein wird, geschweige denn, wann in etwa mit seiner Ankunft zu rechnen ist.
    Dass jetzt tatsächlich das Klopfgeräusch des Wehenschreibers durchs Klinikzimmer hallt, ist alleine Frau von Sinnens Verdienst – die hat Patientin Öko nämlich vor die Wahl gestellt: Entbindung hier in meinem Krankenhaus mit CTG oder woanders, »Dann-ist-es-mir-egal-wie«! Da die Frau sich aber entbindungstechnisch völlig auf uns eingeschossen hat – warum auch immer, ich versteh es nicht –, hängt sie nun mit bitterbösem Blick, aber brav verkabelt von der Decke. Nee, also, nicht sie selbst, sondern das Tuch, an dem sie hängt und ausdünstet. Ächt jetzt! Kreißsaal I, meerblau, ist gerade eigentlich nur mit Atemschutzmaske betretbar. Selbst Herr Öko, Lebensabschnittsbegleiter und Kindsvater, hält es da drin nicht länger als 20 Minuten am Stück aus. Und die arme FvS ist schon ganz grün um die Nase.

    In Kreißsaal II dümpelt Teenie Eins inmitten fliederfarbenen Interieurs weiterhin mit fraglicher Wehentätigkeit herum. Dümpeln im wahrsten Sinne des Wortes, denn mit halbgeöffnetem Mund liegt die Kleine wie abgeschossen rittlings auf dem Kreißsaalbett und lässt sich durch den Kinderkanal unterhalten, während ein geschätzt zwölfjähriger Knabe laut schnarchend daneben liegt und offensichtlich tief und fest schläft. Wie es scheint, hat die Kleine ihre Teenie-Mädchen-Freundin in den letzten Stunden gegen den Teenie-Jungen-Freund eingetauscht. Beziehungsweise Teenie-Kindsvater. Ich bin schwer gespannt, ob wir im Laufe der zu erwartenden

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