Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)
ungeplant waren, wenn ich mich recht erinnere …«
»Du bist sooo doof!« Ich ziehe einen beleidigten Flunsch.
Dabei hat Ollie absolut recht. Chaos-Kinder eins und zwei hatten sich beide trotz Pille eingeschlichen, Nummer drei war ein ausgebuffter Tro-Spi (trotz Spirale – ja, auch so etwas gibt es!), und Nummer vier … – ich gestehe: keine Ahnung! Vielleicht hatte das Kondom Mottenfraß. Oder war über dem Verfallsdatum. Egal wie, irgendein lustiges, kleines Spermium hatte seinen Weg ganz eindeutig hin zu einem meiner Eier gefunden. Offensichtlich ist diese Strecke so umfassend gut ausgeschildert, dass irgendein Spermium IMMER den Weg dort hinfindet …
»Ich lass mich sterilisieren!«, seufze ich geknickt.
»Das sollte Herr Chaos auch machen lassen! Anschließend setz ich noch eine neue Spirale ein, verschreib dir die Pille, ihr nehmt beim Verkehr Kondome, doppelt, natürlich – und damit schafft ihr es eventuell unbeschadet über die nächsten zehn Jahre.« Die Vorstellung dieser geballten Kontrazeption scheint meine Freundin ungemein zu erheitern, denn Ollie gluckst jetzt heftig vor sich hin, während sie gewissenhaft meinen vierten Mutterpass ausfüllt.
»Das ist NICHT witzig!«, muffele ich beleidigt zurück. Von der besten Freundin ausgelacht zu werden – dabei ist mir gerade so gar nicht zum Lachen …!
»Natürlich ist das nicht witzig! Schließlich kosten mich meine drei Chaos-Patenkinder jetzt schon Unmengen an Geld – das vierte wird mich ruinieren!«
Nun muss ich aber doch laut lachen. Olivia, einziges, geliebt und behütetes Kind eines schwerreichen Fabrikantenvaters und einer echten, englischen Adligen ist quasi schon mit der goldenen Suppenkelle im Mund geboren worden. Und obendrein wirft ihre wunderschöne, hervorragend gelegene Privatpraxis für Gynäkologie garantiert so viel Geld ab, dass sie es – wie in den guten, alten Zeiten – mit der Schubkarre nach Hause fahren kann. Wenn Olivia ein Problem ganz sicher NICHT hat, dann sind es Geldsorgen. Aber dieser Einwand war ja auch nur scherzhaft gemeint, die selbst kinderlose Freundin ist nämlich völlig vernarrt in alle Chaos-Kinder und muss in ihrer Spendabilität so manches Mal eher gebremst werden.
»Wir können Baby Nummer vier ja an irgendeinen anderen, willigen Paten verkaufen. Unser Nachwuchs geht in der Regel weg wie geschmiertes Brot …«, necke ich sie darum gutmütig.
»Wagt euch ja nicht!« Empört fuchtelt Ollie mit dem himmelblauen Mutterpass vor meiner Nase herum. »Ich nehme es. Ich nehme ALLE! Ganz egal, wie viele da noch kommen! Ende der Diskussion!« Spitzbübisch grinst sie mich über den Tisch hinweg an und schiebt mir dann den Stapel Ultraschallbilder herüber, die sie in ihrer Euphorie gerade von Kind vier geschossen hat. »Damit Herr Chaos auch etwas zu schauen hat. Wo war der eigentlich heute Abend? Normalerweise lässt er sich doch solch einen Termin im Leben nicht entgehen?« Suchend blickt sie sich um, als rechne sie ernsthaft damit, Herr Chaos könne doch noch hinter einem ihrer Leder-Designersessel hervorgesprungen kommen.
»Er … – also, ja … weißt du, es ist so, dass …«
»Er weiß es noch nicht!«
Das ist keine Frage, sondern eine ganz klare, nüchterne Feststellung.
»Nein«, gebe ich betrübt zu. »Er weiß es wirklich noch nicht!« Nervös drehe ich eines der Bildchen mit dem erstaunlich klar zu erkennenden Embryo zwischen meinen Fingern. Hin und her und hin und her. Arme, Beine, Kopf – alles ist schon dran an dem Zwerg. Und obwohl ich so etwas bereits gefühlte Millionen Mal gesehen habe, bei mir und unendlich vielen anderen Frauen, ist es auch jetzt immer noch ein Wunder. Ein Baby. Mein Baby!
»Aber du wirst es ihm schon noch VOR der Entbindung sagen, oder?«
»Weißt du, Olivia Hermine Elizabeth von Mille, du bist manchmal ächt ganz schön doof!«
Grinsend lehnt Ollie sich in ihrem fliederfarbenen Luxus-Chefsessel zurück und wippt gemächlich auf und ab.
»Ich weiß, Schätzelein, ich weiß! Aber ich darf das – ich bin nämlich deine allerbeste Freundin!«
Was Frau ganz dringend über die Pille danach wissen sollte
»Mom – du siehst irgendwie ganz schön besch… – schlecht aus!« Kind drei, männlich, jüngster Sohn schaut mich, euphorisch auf seinen Cornflakes herumkauend, mitleidig durch feinen Milchtröpfchensprühnebel hindurch an.
»HRMPF!« Mit hochgezogener Augenbraue und dem Strenger-Vater-Blick blitzt Herr Chaos drohend über die
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