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Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition)

Titel: Dann press doch selber, Frau Dokta!: Aus dem Klinik-Alltag einer furchtlosen Frauenärztin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Josephine Chaos
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Punkt 1 bis 89 (!), abgearbeitet. Trotz Dienst. Im Dienst. Aber heute bin ich schwanger, hormongebeutelt und lustlos. Und ich mache nur, was gar nicht warten kann. Wenn überhaupt!

    Los geht es dann auch gleich auf Station 8a, dort, wo all die operierten Fälle liegen: Da wäre zum Beispiel Frau Müller-Lustig, eine zweihundertfünfzig-Kilo-schwere Patientin nach Gebärmutterentfernung mittels Bauchspiegelung, die bereits zum wiederholten Male vehement nach einer Schmerzmedikation verlangt. Als ich das Set betrete, hat Frau Müller-Lustig bereits den kompletten Stationsmedizinschrank einmal durchprobiert: Ibuprofen, Novalgin, Dipidolor, Voltaren. Doch nichts, was gut und teuer ist, verschaffte ihr bisher Linderung. Was wohl mit daran liegen mag, dass Frau M-L nicht die höchste Schmerzschwelle besitzt (zu Deutsch: die Frau ist ein kleines Weichei!) und auch zu Hause jedes noch so kleine Wehwehchen völlig eigenmächtig mit Pillchen und Pülverchen in Elefantendosen therapiert hat. Somit ist es kein Wunder, dass Müller-Lustigs Leberwerte so exorbitant hoch sind, dass sie glatt einen Eintrag ins Guiness Buch der Rekorde wert wären!
    Ich halte meiner Patientin also erst einmal einen netten, kleinen Oberlehrer-Vortrag über die Aufgabe der Leber und Schädigung derselben durch übermäßige Medikamenteneinnahme. Blabla … laber … sülz. Doch erst als ich ihr mit einem Top-Ten-Platz auf der Eurotransplant-Organempfängerliste drohe, wenn sie weiterhin leberschädigende Mittel in rauen Mengen einwirft, wird sie plötzlich handzahm. Und die Schmerzen sind mit einem Mal auch gar nicht mehr so schlimm, wie vormals angegeben.
    Tja – schon mein Opa hat immer gesagt: »Es kommt nur auf die richtigen Argumente an!«

    Im Flur treffe ich dann auf meine Lieblingspflegekraft, zärtlich Schwester Totalausfall genannt (denn wenn wir beide miteinander Dienst haben, bricht regelmäßig die Welt zusammen), die zwischen zwei weitgeöffneten Patientenzimmertüren steht, in jeder Hand eine reichlich gefüllte Urinflasche, und offensichtlich mit den Tränen kämpft. Zeitgleich tönt aus dem linken Zimmer das durchdringende Gebrüll einer internistischen Schlaganfallpatientin, die dement und unglaublich eingängig »Hallo-Hallo-Hallo« schreit, während im Zimmer nebenan eine zarte Dame Ende der Achtziger, aufrecht im Bett sitzend, mit stoischem Gesichtsausdruck ihre chromblinkende Bettpfanne gegen das Bettgitter knallt.
    »BONK, BONK, BONK, BONK, BONK  …«
    Das Geräusch von Metall auf Metall lässt sämtliche Glasscheiben der Station erzittern und hallt in ohrenbetäubendem Echo von den Wänden des Flures wider, wo es sich in traurigem Refrain mit dem »Hallo-Hallo-Hallo«-Mantra der Nachbarin mischt. Ich zucke kurz zusammen, als der pfeifende Signalton der Patientenklingel sich malerisch ins Gesamtwerk einbringt und tätschle Totalausfall mitfühlend die hängende Schwesternschulter.
    »Harte Nacht heute, was?«
    »Entweder ich bringe mich um, oder ich bringe die Patienten um. Eines von beidem wird gleich passieren! Ich muss nur noch die zwei Dinger hier loswerden«, murmelt sie mit irrem Blick durch mich hindurchstarrend, bevor sie im nächsten Entsorgungsraum verschwindet.
    Gottlob muss ich schleunigst weiter! In meinem Zustand sollte man nicht Zeuge eines Massakers werden – und so mache ich mich leise aus dem Staub in Richtung Dienstzimmer, wo ein weiches Bett und himmlische Ruhe auf mich warten.
    Die Ruhe ist jedoch nur von kurzer Dauer, denn in Kreißsaal V, uterusrot, kreist Frau von Sinnen, Hebamme mit Hang zur Katastrophenentbindung, um eine Erstgebärende mit vorzeitigem Blasensprung in der 38. Schwangerschaftswoche. Da bei besagter Patientin auch nach Ablauf der üblichen Wartezeit von 24 Stunden keine Wehentätigkeit eingesetzt hat, wurde die Geburt heute Morgen von Bambi mit dem üblichen Wehenmittel eingeleitet – was zuerst genau gar nichts gebracht hat. Die zweite Gabe hingegen streckte die Patientin, Frau Schwarz, geradezu faustschlagartig nieder. Es folgte ein Wehensturm wie aus dem Lehrbuch, und jetzt, 20 Minuten nach Einsetzen des Unwetters, verlangt ein sich krümmendes, windendes Häufchen Elend lautstark nach Erlösung in Form des gemeinen Kaiserschnittes. Doch so leicht lassen wir uns vom Kurs der geplanten Spontanentbindung nicht abbringen – ungefähr jede Frau verlangt früher oder später nach SOFORTIGER Schnittentbindung, was natürlich keinesfalls umgesetzt werden kann, wir hätten sonst

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