Danse Macabre
nicht besser und wurde eingestellt. Was Stimmung
und Machart anbelangt, war sie Thriller jedoch bemerkenswert ähnlich, und das kam erst elf Jahre später. Hier die Zusammenfassung der Handlung einer Folge von Starring Boris
Karloff; es könnte sich auch um eine Folge von Thriller handeln:
Ein englischer Henker findet unziemlichen Gefallen an seiner Tätigkeit, die ihm einen Lohn von fünf Guineas pro
Hängen einbringt. Er hat seinen Spaß, wenn das Genick
des Opfers bricht und seine Arme baumeln. Als seine
schwangere Frau seinen wahren Beruf herausfindet, verläßt sie ihn. Zwanzig Jahre später wird der Henker gerufen, um einen jungen Mann hinzurichten, was er mit Freuden tut, wenngleich er insgeheim Beweise (für die Unschuld des jungen Mannes) hat … Erst danach kommt
seine Ex-Frau, die ihm sagt, daß er gerade seinen eigenen
Sohn gehängt hat. In seiner Wut erwürgt er seine Frau und
wird daraufhin selbst zum Galgen geschickt. Ein anderer
Henker kassiert die fünf goldenen Guineas.*
Die Handlung ist ein enger Verwandter einer Folge der zweiten Staffel von Thriller. Darin war der Henker Franzose und
benützte die Guillotine statt des Galgens, und er wurde als erbarmenswerte Figur vorgestellt (wenngleich seine Tätigkeit
seinen Appetit offenbar nicht beeinträchtigt, denn er ist ein
Bär von einem Mann). Am nächsten Morgen bei Einbruch
der Dämmerung soll er einen besonders üblen Mörder hinrichten. Der Mörder hat jedoch die Hoffnung noch nicht aufgegeben; seine Freundin hat sich der Zuneigung des einsa
* Zitiert nach The Complete Dictionary to Prime Time Network TV
Shows, 1946 - Present, herausgegeben von Tim Brooks und Earle
Marsh (NewYork: Ballantine Books, 1979), S. 586.
men Henkers versichert, und die beiden hoffen, sich eine alte
Lücke im Gesetz zunutze machen zu können (ich sollte hier
hinzufügen, daß ich keine Ahnung habe, ob diese Lücke echt
ist, wie das amerikanische Konzept der zweimaligen Anklage
wegen desselben Verbrechens, oder einfach eine Erfindung
von Cornell Woolrich, der die Geschichte geschrieben hat),
die besagt, daß das Opfer als freier Mann ziehen kann, wenn
der Henker an demTag stirbt, an dem er seine Pflicht tun soll.
Die Dame serviert dem Henker ein gewaltiges Frühstück,
das sie mit einem starken Gift versetzt hat. Er ißt herzhaft,
wie üblich, und macht sich dann auf den Weg ins Gefängnis.
Auf halbem Wege dorthin hat er die ersten lähmenden
Schmerzen. Der Rest der Folge ist eine grauenhafte Studie
von Spannung, während die Kamera zwischen der Zelle des
Verurteilten und dem Henker hin und her schneidet, der sich
durch die Straßen von Paris schleppt. Der Henker, offenbar
eine Persönlichkeit vom Typ A, ist fest entschlossen, seine
Pflicht zu tun.
Er erreicht das Gefängnis, bricht auf halbem Weg durch
den Gefängnishof zusammen … und kriecht dann auf die
Guillotine zu. Der Gefangene wird herausgeführt, er hat das
erforderliche kragenlose, weiße Hemd an (offenbar hatte der
Drehbuchschreiber seine Geschichte zweier Städte gelesen),
die beiden treffen an der Guillotine aufeinander. Der Henker, der jetzt am Ende seines Stricks ist (ha-ha), schafft es
dennoch, den schreienden Gefangenen auf die Bahre und seinen Kopf über den Fallkorb zu bringen, bevor er tot zusammenbricht.
Der verurteilte Gefangene, der auf den Knien liegt, mit
hochgerecktem Po - er sieht ein wenig wie ein in einem Lattenzaun gefangenerTruthahn aus -, fängt an zu schreien, daß
er jetzt frei ist! Frei, habt ihr gehört? Ah-hah-hah-hah! Der
Arzt, der den Tod des Verurteilten bestätigen sollte, muß
diese Pflicht jetzt an dem Henker durchführen. Er tastet nach
dem Puls, findet aber keinen - doch als er das Handgelenk
des Henkers losläßt, fällt dessen Hand auf den Auslöser der
Guillotine. Die Klinge saust herab -platsch! Es wird ausgeblendet, und wir wissen, daß grausame Gerechtigkeit geschehen ist.
Am Anfang der zweijährigen Laufzeit von Thriller war
Boris Karloff vierundsiebzig Jahre alt und nicht mehr bei bester Gesundheit; er litt u. a. an einem chronischen Rückenleiden und mußte Gewichte tragen, um aufrecht stehen zu
können.
Einige dieser Gebrechen datierten bis zum Beginn seiner
Filmkarriere in Frankenstein aus dem Jahre 1931 zurück. “Er
spielte nicht mehr in allen Folgen mit - viele Gaststars der Thriller-Serie waren Unpersonen, die danach zu voll entwikkelten Nullitäten wurden (einer dieser Stargäste, Reggie Nalder, spielte später den Vampir Barlow in dem CBS-Fernsehfilm
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