Danse Macabre
wir hier
* Übersetzt: »Endlich enthüllt: Was die Dinosaurier umb rachte! Und Sie
sehen auch nicht so gut aus.«
(Anm.d.Übers.)
zu Hause sitzen gebannt vor Richard Dawson in Family Feud und sehen Buddy Ebsen als Barnaby Jones an. Ich glaube,
meine eigenen Kinder sind mehr mit der Realität von Gilligan, dem Skipper, und Mr. Howell vertraut als mit der Realität dessen, was im März 1979 inThree Mile Island geschehen
ist. Ich weiß, daß es so ist.
Dem Horror ist es im Fernsehen nie besonders gut gegangen, wenn man von den Sechs-Uhr-Nachrichten absieht, wo
Bilder von schwarzen GIs mit abgeschossenen Beinen, brennenden Dörfern und Kindern, Leichen in Gräben und ganzen Dschungellandschaften, die mit dem guten alten Giftgas
Agent Orange überzogen wurden, die Jugend auf die Straße
trieben, wo sie Kerzen anzündeten und unter Drogen Sachen
zueinander sagten, die »in« waren, bis wir uns zurückzogen,
die Nordvietnamesen übernahmen und noch schlimmere
Hungersnöte die Folge waren - ganz zu schweigen davon, daß
der Weg für wirklich herausragende humanitäre Persönlichkeiten wie Kambodschas Pol Pot geebnet wurde. Die ganze
saure Suppe war sicher nicht wie etwas im Fernsehen, oder?
Fragen Sie sich, ob so lächerliche Sachen in Hawaii Five-0 hätten passieren können. Die Antwort lautet: natürlich nicht.
Wäre Steve McGarrett von 1968 bis 1976 Präsident gewesen,
dann hätte das ganze Schlamassel vermieden werden können. Steve, Danny und Chin-Ho hätten die ganze Sache bereinigt.
Die Art von Horror, die wir in diesem Buch behandelt
haben, leidet unter der Tatsache ihrer Unwirklichkeit (eine
Tatsache, die Harlan Ellison auch durchaus bewußt ist; er
weigert sich, das Wort Fantasy als Beschreibung der enthaltenen Geschichten auf die Umschläge seiner Bücher drucken
zu lassen). Wir haben die Frage abgehandelt: »Warum möchte
jemand Horror-Stories in einer Welt lesen, die so voll von echtem Horror ist?« Ich möchte jetzt sagen, der Grund dafür,
daß Horror im Fernsehen im großen und ganzen so schlecht
ankommt, ist eng mit dieser Frage verwandt: »Es ist sehr
schwer, eine erfolgreiche Horror-Story in einer Welt zu schreiben, die so voll von echtem Horror ist.« Ein Gespenst im
Turm eines schottischen Schlosses kann einfach nicht mit tausend Megatonnen-Sprengköpfen, CBW-Wanzen und KernKraftwerken konkurrieren, die offenbar von Zehnjährigen
mit schlechter Koordination aus Aurora-Modellbaukästen
zusammengebaut worden sind. Sogar der alte Leatherface in The Texas Chainsaw Massacre sieht blaß aus, wenn man ihn
mit den toten Schafen in Utah vergleicht, die von einem unserer »schönen Nervengase« getötet worden sind. Hätte der
Wind in eine andere Richtung geweht, als es passierte, dann
hätten die Bewohner von Salt Lake City vielleicht eine große
Dosis von dem abbekommen, was die Schafe getötet hat.
Und, meine lieben Freunde, einesTages wird der Wind
nicht
in die richtige Richtung wehen. Darauf können Sie sich verlassen; sagen Sie Ihrem Kongreßabgeordneten, daß ich es gesagt habe. Früher oder später dreht sich der Wind immer.
Nun, Horror kann erzeugt werden. Das Gefühl kann von
Leuten ausgelöst werden, die darauf aus sind, es zu tun, und
bei allem echten Horror dieser Welt hat die Tatsache etwas
Optimistisches, daß die Leute immer noch von etwas, das
vollkommen unmöglich ist, zum Schreien gebracht werden
können. Der Schriftsteller oder der Regisseur können
das …, wenn ihnen nicht die Hände gebunden sind.
Für den Autor ist das Bitterste am Fernsehen, daß es ihm
nicht gestattet wird, sein gesamtes Talent einzubringen; die
Behinderungen des Fernseh-Autors sind auf verblüffende
Weise ähnlich wie die Behinderungen der menschlichen
Rasse in Kurt Vonneguts Kurzgeschichte »Harrison Bergeron«, wo kluge Menschen mit Elektroschockmützen ausgestattet werden, die ihr Denken ab und zu stören, behende
Menschen werden mit Gewichten belastet, und Menschen
mit großer künstlerischer Begabung sind gezwungen,
schwere, verzerrende Brillen zu tragen, um die klare Wahrnehmung der Welt um sie herum zunichte zu machen. Als
Folge dessen wurde ein perfekter Zustand der Gleichheit erreicht …, aber um welchen Preis.
Der ideale Autor oder die ideale Autorin für das Fernsehen
ist jemand mit einem Quentchen Talent, jeder Menge Zynismus und der Seele einer Drohne. In Hollywoods derzeitiger
und außerordentlich vulgärer Ausdrucksweise, muß er oder
sie »sich gefügig zeigen«. Sobald eine dieser
Weitere Kostenlose Bücher