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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sein, ein Abfalleimer der Stadt stand
noch vom Vortag überquellend und ungeleert da, das Glas
einer Straßenlampe war zerschellt, ein paar Türen zugenagelt …, ein Laden war leer. Die Fenster waren weiß übermalt, ein linkisch geschriebenes Schild zu VERMIETEN lehnte an der Scheibe. Es stand allerdings nicht darauf, wo
man sich hinwenden mußte, und ich fürchte, es interessierte auch niemanden, ob der Laden wieder vermietet
wurde oder nicht. In der Einfahrt meines Hauses lag eine
zertrümmerte Weinflasche, und das in den grauen Stein eingelassene Namensschild aus Messing war stumpf und flekkig.
Nach Jack Finneys äußerst individualistischem Standpunkt
ist das Schlimmste an den Körperfressern, daß sie zulassen,
wie sich die nette kleine Stadt Santa Mira in etwas verwandelt, das der U-Bahnstation in der 42sten Straße in New York
gleicht. Menschen, sagt Finney, haben den natürlichen Trieb,
aus Chaos Ordnung zu erschaffen (was hervorragend zu den
paranoiden Themen des Buches paßt). Menschen wollen das
Universum besser machen. Das sind möglicherweise altmodische Vorstellungen, aber Finney ist Traditionalist, wie Richard Gid Powers in seiner Einleitung der Gregg-Press-Ausgabe des Romans betont. Nach Finneys Standpunkt ist das
Furchteinflößendste an den Sporenmenschen, daß Chaos
ihnen nichts ausmacht und sie nicht das geringste Gefühl für
Ästhetik haben: Es ist keine Invasion von Rosen aus dem
Weltall, sondern bestenfalls von Unkraut. Die Sporenmenschen mähen ihre Rasen eine Weile lang, und dann lassen sie
es sein. Sie scheren sich einen Scheißdreck um Unkraut. Sie
unternehmen keine Ausflüge in den True-Value-HardwareLaden von Santa Mira, damit sie in bester »Do-it-yourself«Tradition die alte Rumpelkammer im Keller in einen Hobbyraum umbauen können. Ein Händler, der in die Stadt
kommt, beschwert sich über den Zustand der Straßen. Wenn
sie nicht bald neu asphaltiert werden, sagt er, wird Santa Mira
vom Rest der Welt abgeschnitten sein. Aber glauben Sie, die
Sporenmenschen hätten schlaflose Nächte wegen so einer
Kleinigkeit? Richard Gid Powers hat in seiner Einleitung folgendes über Finneys Standpunkt zu sagen:
    Mit der Erfahrung, die Finneys spätere Bücher liefern,
kann man leicht einsehen, was die Kritiker übersehen
haben, [als sie] Buch und Film einfach (…) als Produkte
der antikommunistischen Hysterie der fünfziger Jahre
McCarthys interpretierten, als einen unwissenden Ausbruch gegen »fremde Lebensstile« (…), die den amerikanischen Lebensstil bedrohten. Miles Bennell ist ein Vorläufer
aller anderen traditionalistischen Helden von Jack Finneys
späteren Büchern, aber in The Body Snatchers ist Miles’
Städtchen Santa Mira, Marin County, Kalifornien, immer
noch die unverdorbene mythische Gemeinschafts-Gemeinde, die zu finden spätere Helden in der Zeit zurückreisen mußten. Als Miles zu argwöhnen anfängt, daß die
Nachbarn keine menschlichen Wesen mehr sind und keine
aufrichtigen menschlichen Gefühle mehr empfinden können, begegnet er der schleichenden Modernisierung und
Entmenschlichung, der sich spätere Helden Finneys als gegebene Tatsache stellen müssen.
Miles Bennells Sieg über die Samenkapseln zeigt eine Konsistenz mit späteren Helden Finneys: Sein Widerstand
gegen die Entpersonifizierung ist so heftig, daß die Kapseln schließlich ihre Pläne zur Kolonisierung des ganzen
Planeten aufgeben und zu einem anderen Planeten weiterziehen, wo das Beharren der Bewohner auf ihre Selbstintegrität nicht so stark ist.
    Wenig später hat Powers folgendes über den archetypischen
Finney-Helden im allgemeinen und den Zweck dieses Buches im besonderen zu sagen:
    Finneys Helden, besonders Miles Bennell, sind allesamt
von innen beherrschte Individualisten in einer zunehmend
von außen beherrschten Umwelt. Ihre Abenteuer könnte
man als Musterbeispiele für die Tocquevillesche Theorie
über die Notlage eines freien Individuums in einer Massendemokratie betrachten. (…) The Body Snatchers ist eine
rohe und direkte Massenversion der Verzweiflung über kulturelle Entmenschlichung, die T. S. Eliots »Wasteland« [dt:
»Das wüste Land«] und Willia m Faulkners The Sound and
the Fury [dt: Schall und Wahn] erfüllt. Finney benützt die
klassische Science-Fiction-Situation einer Invasion aus
dem Weltall geschickt, um die Auslöschung der freien Persönlichkeit in der modernen Gesellschaft symbolisch darzustellen. (…)
Er schuf erfolgreich das einprägsamste aller Popkultur-Bilder dessen,

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