Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
was Jean Sheperd in einer nächtlichen Rundfunksendung einmal »schleichenden Fleischklopsismus«
genannt hat: Felder voller Samenkapseln, die zu identischen, seelenlosen, emotional leeren Zombies heranreifen
- die verdammt so wie Sie und ich aussehen!
Betrachten wir The Body Snatchers schließlich im Licht des
Tarotblatts, das wir uns selbst ausgeteilt haben, dann finden
wir fast jede verdammte Karte in Finneys Roman. Da ist der
Vampir, denn alle, die von den Sporen angegriffen und ihres
Lebens beraubt worden sind, wurden zu modernen kulturellen Versionen der Untoten, wie Richard Gid Powers ausführt;
da ist der Werwolf, denn diese Menschen sind sicherlich gar
keine Menschen mehr und unterlagen einer schrecklichen
Veränderung; die Samenkapseln aus dem Weltraum, eine Invasion vollkommen fremder Lebewesen, die keine Raumschiffe brauchen, kann man sicherlich als das Ding ohne
Namen betrachten …, und man könnte sogar behaupten
(wenn man eine Definition ausdehnen möchte, und warum,
zum Teufel, auch nicht?), daß die Bewohner von Santa Mira
heutzutage nicht mehr als Gespenster ihres früheren Selbsts
sind.
Nicht schlecht für ein Buch, das »nur eine Geschichte« ist.
6
    Ray Bradburys Something Wicked This Way Comes (dt: Das
Böse kommt auf leisen Sohlen) entzieht sich jeder fein säuberlichen Kategorisierung der Analyse …, und bisher hat es sich
auch den Filmemachern entzogen, obwohl zahlreiche Optionen gekauft und Drehbücher geschrieben wurden, eines auch
von Bradbury selbst. Der Roman, der 1962 erschien und
prompt von Kritikern des Science-Fiction- wie auch des Fantasy-Genres verrissen wurde*, erlebte seit seiner Erstveröffentlichung mehr als vierundzwanzig Auflagen. Trotzdem ist
    * Was freilich nicht neu ist. Verfasser von Science Fiction und Fantasy beschweren sich darüber, welche Besprechungen sie von MainstreamKritikern bekommen - manchmal zu Recht, manchmal zu Unrecht -,
aber es ist eineTatsache, daß die meis ten Kritiker innerhalb des Genres
intellektuelle Dummschnäbel sind. Die Genre-Zeitschriften haben
eine lange und unrühmliche Geschichte, Romane zu verreißen, die zu
groß für das Genre sind, aus dem sie stammen; Robert A. Heinieins Stranger in a Strange Land (dt: Ein Mann in einer fremden Welt) erfuhr
eine ähnliche Behandlung.
    es nicht Bradburys erfolgreichstes oder bekanntestes Buch; The Martian Chronicles (dt: Die Mars-Chroniken), Fahrenheit451 und Dandelion Wine (dt: Löwenzahnwein) haben sich
allesamt besser verkauft und sind dem Lesepublikum sicher
auch bekannter. Aber ich bin der Meinung, daß Something
Wicked This Way Comes, eine dunkle, poetische Geschichte,
die in der halb mythischen, halb realen Kleinstadt Green
Town, Illinois, spielt, wahrscheinlich Bradburys bestes Buch
ist - ein schattenhafter Nachfahre der Tradition, die uns Geschichten über Paul Bunyan und seinen blauen Ochsen,
Bäbe, Pecos Bill und Davy Crockett brachte. Es ist kein perfektes Buch; manchmal verfällt Bradbury in die schwülstigen
Übertreibungen, die zuviel seines Werkes aus den siebziger
Jahren kennzeichnen. Einige Absätze sind Eigenplagiate und
peinlich überzeichnet. Aber das ist nur ein kleiner Teil des gesamten Werkes; in den meisten Fällen zieht Bradbury seine
Story mit Nachdruck und Schönheit und panache durch.
    Und man sollte sich vielleicht daran erinnern, daß Theodore Dreiser, der Autor von Sister Carrie (dt: Schwester Carrie) und An American Tragedy (dt: Eine amerikanische Tragödie), wie Bradbury auch, manchmal selbst sein schlimmster
Feind war …, größtenteils deshalb, weil Dreiser nie wußte,
wann er aufhören mußte. »Wenn du den Mund aufmachst,
Stevie«, sagte mein Großvater einmal verzweifelt zu mir, »fallen dir alle Eingeweide heraus.« Damals hatte ich darauf
keine Antwort parat, aber ich vermute, wenn er heute noch
leben würde, würde ich sagen: »Das liegt daran, daß ichTheodore Dreiser sein möchte, wenn ich erwachsen bin.« Nun,
Dreiser war ein großer Schriftsteller, und Bradbury scheint
die Fantasy-Version von Dreiser zu sein, wenngleich Bradburys Schreibstil besser und seine Handhabung leichter ist.
Dennoch haben die beiden sehr vieles gemeinsam.
    Auf der Minus-Seite zeigen beide die Tendenz, über ein
Thema nicht so sehr zu schreiben, als es vielmehr bulldozergleich in den Boden zu donnern …, und nachdem sie es solchermaßen in den Boden gedonnert haben, neigen beide
dazu, dasThema so totzureden, bis keinerlei Bewegung mehr
existiert. Auf der Plus-Seite sind Bradbury

Weitere Kostenlose Bücher