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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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einem gewissen Ausmaß stimmt das wahrscheinlich.
Hazel Court, die inAIPs TheRaven (1963; dt: Der Rabe) ständig aus dem Oberteil ihres Kleides herausfällt (nun … beinahe), wirkt heute nur noch komisch, ganz zu schweigen von
Bela Lugosis grobkörniger Valentine-Imitation in Universals Dracula, bei der selbst hartgesottene Filmfreaks und Horrorkenner kichern müssen. Aber Sex wird auch mit ziemlicher Sicherheit weiterhin eine treibende Kraft im Horror-Genre
bleiben; Sex, der manchmal in verkleideten, Freudschen Formen dargeboten wird, etwa bei LovecraftsVaginalschöpfung,
dem Großen Cthulhu. Nachdem wir dieses schleimige, glibberige Geschöpf mit seinen vielen Tentakeln durch Lovecrafts Augen gesehen haben, muß es uns da noch wundern,
weshalb Lovecraft »wenig Interesse« an Sex gezeigt hat?
    Sex in Horror-Filmen hat viel mit Machtphantasien zu tun;
es handelt sich um Sex in Beziehungen, in denen ein Partner
weitgehend unter dem Einfluß des anderen ist; Sex, der fast
unausweichlich ein schlimmes Ende nimmt. Ich möchte zum
Beispiel auf Alien verweisen, wo die beiden Frauen in völlig
nichtsexistischen Begriffen dargestellt werden - bis zum Höhepunkt, wo Sigourney Weaver gegen den schrecklichen interstellaren Anhalter kämpfen muß, dem es sogar gelungen
ist, an Bord ihres winzigen Rettungsbootes zu gelangen. Bei
diesem letzten Kampf hat Ms. Weaver ein Bikinihöschen und
ein fast durchsichtigesT-Shirt an, jeder Zentimeter Frau, und
in dieser Situation ist sie mit jedem weiblichen Opfer Draculas in den Filmen der Hammer-Studios der sechziger Jahre
austauschbar. Das Fazit scheint zu sein: »Das Mädchen war
ganz in Ordnung, bis sie sich ausgezogen hat.«*
    Das Geschäft, Horror zu erzeugen, ist fast wie das Geschäft, einen Gegner mit den Kampfsportarten außer Gefecht zu setzen - man muß verwundbare Punkte finden und
dann Druck darauf ausüben. Der offensichtlichste psychologische Druckpunkt ist dieTatsache unserer eigenen Sterblich
    * Ich finde, es gibt noch eine weitere äußerst sexistische Episode in Alien, eine, die im Lauf der Handlu ng enttäuscht, und zwar einerlei,
wie man über die Fähigkeiten von Frauen im Vergleich zu Männern
denkt. Sigourney Weavers, die bis zu diesem Punkt als zäh und heroisch dargestellt wurde, verläßt ihren Charakter auf Geheiß des Drehbuchautors und folgt der Schiffskatze. Was natürlich die Männer unter
den Zuschauern in die Lage versetzt, sich zurückzulehnen, die Augen
zu verdrehen und laut oder telepathisch zu sagen: »Ist das nicht typisch
Frau?« Das ist eine Wendung der Handlung, deren Glaubwürdigkeit
von sexistischen Vorstellungen abhängig ist, und wir könnten die oben
gestellte Frage durchaus mit einer Gegenfrage beantworten: »Ist das
nicht ein Chauvinistenschwein von einem Drehbuchautor?« Diese
grundlose Wendung der Handlung verdirbt den Film nicht, aber sie ist
trotzdem ein Hammer.
    keit Er ist ganz sicher der allgemeinste. Aber in einer Gesellh Vt die ein so großes Aufhebens um körperliche Schönheit
(das heißt, in einer Gesellschaft, in der ein paar Pickel Anlaß
eelischer Qual sind) und sexuelle Potenz macht, werden tief
verwurzeltes Unbehagen und Ambivalenz bezüglich Sex zu
einem weiteren Druckpunkt, nach dem der Verfasser von
Horror-Stories oder -Filmen instinktiv greift. In den barbrüstigen Schwert-und-Magie-Epen von Robert E. Howard werden die weiblichen »Schwergewichte« beispielsweise als
Monster sexueller Verworfenheit dargestellt, die sich in Exhibitionismus und Sadismus ergehen. Wie früher schon dargelegt, ist eines der beliebtesten und verbreitetsten Konzepte
für Kinoplakate das, welc hes ein Monster zeigt - sei es nun
ein BEM (bug-eyed monster)* aus ThisIsland Earth (dt: Metaluna 4 antwortet nicht) oder die Mumie aus der 1959er von
Hammer produzierten Neuverfilmung des Universal-Films -,
das durch die Dunkelheit oder die rauchenden Ruinen einer
Stadt schreitet und ein bewußtloses Liebchen auf den Armen
trägt. Die Schöne und die Bestie. Du bist in meiner Gewalt.
Heh heh heh. Wieder die ursprüngliche Vergewaltigungsszene. Und der ursprüngliche, perverse Vergewaltiger ist der
Vampir, der nicht nur sexuelle Gunst stiehlt, sondern das
Leben selbst. Und das Allerbeste ist in den Augen der Millionen Teenagerjungs, die sich angesehen haben, wie der Vampir
Schwingen bekommt und zum Schlafzimmer einer schlafenden Schönen emporfliegt, wahrscheinlich die Tatsache, daß
der Vampir nicht einmal einen hochbekommen muß, um es zu
machen.

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