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Danse Macabre

Danse Macabre

Titel: Danse Macabre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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WEISE OFFENBART , die jemals auf der Leinwand
gezeigt wurde!« (und das alles war auf einen geneigten Grabstein geschrieben.)
Aber das Plakat hört hier noch nicht auf; es führt weiter
     
* Der angesprochene Roman erschien inzwischen unter dem Titel Pet Sematary, deutsch als Friedhof der Kuscheltiere, Hamburg 1985.
(Anm. d. Übers.)
    sehr detailreich aus, wo genau sich die Tabugrenze befindet
und daß nicht jeder es wagen darf, diese verbotene Zone zu
betreten: »Wenn Sie es >ertragen< können, dann sehen Sie: ENTWEIHTE GRÄBER ! GEPLÜNDERTE SÄRGE ! AUFGESCHNITTENE
LEICHEN ! MITTERNÄCHTLICHE MORDE ! ERPRESSUNG ! RUCH - LOSE LEICHENDIEBE ! WAHNSINNIGE RACHE ! MAKABRE GE - HEIMNISSE ! Und sagen Sie nicht, wir hätten Sie nicht gewarnt!«
Das alles hat doch einen sehr freundlichen, alliterativen
Klang, nicht?
     
2
    Diese »Zonen des Unbehagens« - des politisch-sozialen-kulturellen und des mehr mythischen, märchenhaften - haben
natürlich die Neigung, sich zu überlappen; ein guter HorrorFilm wird auf so viele Punkte Druck ausüben, wie er nur
kann. They Came from Within zum Beispiel ist auf einer
Ebene über sexuelle Promiskuität; auf einer anderen stellt er
die Frage, wie es Ihnen gefallen würde, wenn ein Egel aus
Ihrem Briefkasten springen und sich in Ihrem Gesicht festsaugen würde. Das sind ganz und gar nicht dieselben Zonen
des Unbehagens.
    Aber da wir beim Thema Tod und Verwesung sind, sollten
wir vielleicht ein paar Filme betrachten, in denen diese spezielle Zone des Unbehagens gut eingesetzt ist. Das herausragendste Beispiel ist selbstverständlich Night of the Living
Dead, wo unser Grauen vor diesem letzten Zustand bis zu
einem Punkt angesprochen wird, den viele Menschen im Publikum unerträglich fanden. Der Film bricht aber auch andere Tabus: Einmal tötet ein kleines Mädchen ihre Mutter mit
einer Gartenhacke … und fängt dann an, sie zu essen. Na, ist
das ein Tabu-Brecher? Doch der Film kehrt immer wieder zu
seinem Ausgangspunkt zurück, und das Schlüsselwort im
Titel des Films ist nicht living sondern dead - tot, und nicht lebend.
    Ziemlich am Anfang des Films stolpert die weibliche
Hauptrolle, die es eben noch geschafft hat, auf dem Friedhof
nicht von einem Zombie getötet zu werden, wo sie und ihr
Bruder Blumen auf das Grab der verstorbenen Mutter legen
wollten (der Bruder hatte dieses Glück nicht), in ein einsames Farmhaus. Als sie sich umsieht, hört sie etwas tropfen …, tropfen …, tropfen. Sie geht nach oben, sieht etwas,
schreit …, und die Kamera fährt auf den verwesenden, Wochen alten Kopf eines Leichnams. Das ist ein schockierender,
einprägsamer Augenblick. Später sagt ein Regierungssprecher der aufmerksamen, belagerten Bevölkerung, daß es ihr
vielleicht nicht gefallen wird (weil sie die Tabugrenze überqueren muß), daß sie aber dennoch die Toten verbrennen
muß; sie einfach mit Benzin überschütten und verbrennen.
Noch später drückt ein Sheriff unseren eigenen unbehaglichen Schock darüber aus, daß wir die Tabugrenze so weit
überschritten haben. Er beantwortet die Frage eines Reporters mit: »Ah, sie sind tot …, sie sind alle zerstückelt.«
    Der gute Horror-Regisseur muß ein feines Gespür dafür
haben, wo die Tabugrenze liegt, wenn er nicht in unbewußte
Absurdität verfallen möchte, und er muß bis ins Mark wissen,
wie das Land auf der fernen Seite beschaffen ist. In Night of
the Living Dead spielt George Romero eine Anzahl von Instrumenten, und er spielt sie wie ein Virtuose. Von der unverblümten Gewalt in diesem Film ist viel Aufhebens gemacht
worden, doch einer der schrecklichsten Augenblicke des
Films kommt kurz vor dem Höhepunkt, als der Bruder der
toten Heldin wiederkehrt; er hat immer noch seine Autofahrerhandschuhe an und greift mit der idiotischen, unerschütterlichen Engstirnigkeit der hungrigen Toten nach seiner
Schwester. Der Film ist voller Gewalt, wie seine Fortsetzung, Dawn of the Dead aber die Gewalt hat ihre eigene Logik,
und ich versichere Ihnen, im Horror-Genre geht die Logik
einen langen Weg, um die Moral zu beweisen.
    Der krönende Schrecken in Hitchcocks Psycho kommt, als
Vera Miles den Stuhl im Keller anstößt und er sich dreht und
endlich Normans Mutter zeigt - einen runzligen, zerschrumpelten Leichnam, aus dem leere Augenhöhlen blind emporstarren. Sie ist nicht nur tot; sie ist ausgestopft worden wie
einer der Vögel, die Normans Büro zieren. Als Norman danach mit Kleid und Perücke eindringt, ist das fast eine AntiKlimax.
    In

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