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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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Reese-Mars-Riegel, meine Lieblingssüßigkeit während der Schuljahre. Von meinem staatlichen Stipendium war nie viel übrig geblieben, nachdem davon Schulgeld und Schuluniformen bezahlt worden waren. Auch wenn Rigger Hall besonders für Waisen und Arme gedacht war, hatten die Kinder, die noch Familie hatten, normalerweise ein bisschen mehr Kleingeld gehabt.
    Ein psionisches Kind ist Staatsbesitz, und seine Erziehung soll eigentlich von ausgebildeten Profis überwacht werden, die Familie nur eine untergeordnete Rolle spielen – nett, wenn es sie gibt, aber nicht unbedingt notwendig. Hatte ich meine Familie vermisst? Ich hatte den unendlich liebevollen Lewis mit seiner großen Nase und der Brille gehabt, außerdem meine Bücher. Im Nachhinein erschien mir der Schmerz dieses ersten Verlusts in meinem Leben seltsam süß und aseptisch, verglichen mit der kranken, verdrehten Litanei aus Kummer und Schuldgefühlen, die den Rest meiner Gedanken unterspülte. Ich hatte Roanna gehabt, meine erste Sedayeen -Freundin, mit ihrem sanften Wesen das genaue Gegenteil zu meinem schroffen Wesen. Auch die Verbindung zu meinem Gott hatte mir Kraft gegeben. Schon als ich mein erstes Buch über Egyptianica las, hatte ich gewusst, dass Anubis mein Seelengeleiter war. Manche Nekromanten hatten bis zu ihrer Abschlussprüfung nicht einmal geahnt, welches Gesicht ihnen der Tod zeigen würde – ich hatte Glück gehabt.
    Die Bücherei, die Turnhalle, in der man uns Fechten beibrachte, und auch ein paar der Lehrer waren nicht so schlecht gewesen in Rigger Hall. Auch das hatte mir Kraft gegeben. Mutter und Vater, die mich gleich nach meiner Geburt verlassen hatten, hatte ich nicht vermisst. Ich hatte zu wenig gewusst, um sie zu vermissen, und das war heute noch genauso.
    Ich schüttelte die Erinnerung ab. Ich konnte es mir jetzt nicht leisten, mich ablenken zu lassen.
    Was noch? Ich blickte mich um.
    Dort, auf dem Ständer, war ein Holovid-Magazin mit einem Bild von Jasper Dex auf der Titelseite, der gegen eine Ziegelmauer lehnte, die Topfschnittfrisur kunstvoll zerzaust. Es war eine Ausgabe mit einem Rückblick auf seine Karriere, und wieder stiegen die Erinnerungen in mir hoch wie eine Flutwelle. Ich versuchte, Unwohlsein und Erinnerungen wegzudrängen und bei dem Gestank eines ungewaschenen männlichen Menschen nicht zu würgen.
    Als ich klein war, hatte Mrs DelaRoche hinter dem Tresen gestanden und den Kindern von Rigger Hall mit ihren Halsbändern böse Blicke zugeworfen. Sie hatte uns immer misstrauisch angestarrt, war uns die zwei Gänge des Ladens hindurch gefolgt und hatte uns ihren Mundgeruch ins Gesicht geatmet, wenn wir nach Zigaretten fragten. Ich verwarf den schuldbewussten Gedanken, dass sie, wenn ich mich jetzt umdrehen würde, direkt hinter mir stehen würde, das Kleid verrutscht, die Strickjacke falsch zugeknöpft, mit Lippenstift auf den gelben Zähnen, die Nase zwischen den verblassten, wässerigen braunen Augen stolz erhoben.
    Ich legte die Süßigkeiten und das Magazin auf den Tresen. Der Mann sah mich neugierig an, holte mir aber folgsam die Zigaretten und das Feuerzeug. „Das Zijaan ist gefüllt. Wollen Sie Nachfüllflüssigkeit dazu?“
    „Nein. Danke.“ Ich zahlte mit zerknitterten New-Credit-Scheinen, nicht mit meinem Datband, weil ich das als Kind auch so gemacht hatte. Er schob alles über den Tresen in meine Richtung und setzte einen finsteren Blick auf, während er mein Wechselgeld abzählte, drei einzelne Credits – alles im Laden war in vollen Beträgen ausgezeichnet, die Hegemonie hatte sich nie damit abgegeben, die alte Tradition von Verkaufssteuern weiterzuführen, wie das einige Freistädte taten. Sie hatte andere Wege, wie sie an unsere Credits kam.
    Die Süßigkeiten und das Magazin wanderten in meine verbeulte Botentasche. Mein Smaragd glitzerte, und ein scharfer grüner Funke knisterte durch das Dämmerlicht. Erschreckt wich der Mann einen Satz zurück. Der Anblick dieses zitternden Wackelpuddings erweckte in mir das moralisch völlig verwerfliche Bedürfnis, laut zu lachen, aber glücklicherweise gelang es mir, es zu unterdrücken. Sein T-Shirt war verdreckt und verbarg kaum seine haarige Brust. In einem Plastikaschenbecher, der die Form einer nackten Frau mit gespreizten Beinen hatte, lagen Zigarettenstummel. Den Aschenbecher, zweifellos ein Erinnerungsstück, hatte er halb hinter einem aufstellbaren Holoshell-Kalender verborgen.
    Heute ist (Leerstelle). Die letzten beiden Zahlen der Jahresangabe

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