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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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es in die Brusttasche von Jace’ Mantel gleiten. Hier schließt sich ein Kreis. Wie bei einem magitechnischen Wunderwerk.
    Es war irgendwie beruhigend. Vielleicht bedeutete es, dass irgendeine andere Instanz mir zuarbeitete, um Mirovitch und Keller zu erledigen. Vielleicht unterstützte Christabel einen anderen Nekromanten. Wer konnte das schon wissen?
    Vielleicht bedeutete es aber auch, dass ich als Opfer dargebracht werden sollte. Das war schon weniger beruhigend. Ich ließ die Luft durch die Zähne entweichen, ein tonloses Pfeifen, das die neblige Luft aufwirbelte. Dann wandte ich mich von dem Laden ab und trat vom Bürgersteig auf die Straße. Ich beschloss, den Hügel hinaufzugehen, und…
    „Valentine! He, Valentine!“ Eine hohe Kleinmädchenstimme, leichte schnelle Schritte auf dem Beton. Es klang, als käme jemand direkt hinter mir angelaufen. Mein Nacken prickelte.
    Ich schnappte nach Luft und wirbelte herum, sodass meine Haare in alle Richtungen flogen. Unter mir lag die Sommersby Street, und die verlassenen Gebäude und vernagelten Häuser schienen sich über mich lustig zu machen. Der Boden war hier rissig und voller Löcher, und kein Gleiterverkehr erhellte den Himmel. Ohne das Internat war dieses Viertel vermutlich nach und nach völlig heruntergekommen.
    Der ideale Ort, wenn man sich verstecken wollte.
    „Christabel?“ Ich war selbst überrascht, als ich meine Stimme hörte. Okay, das war’s. Ich habe die Schnauze voll. Jetzt ist Schluss mit lustig. Keine Stimmen mehr, keine Täuschungen, keine Verzögerungen. Ich richtete mich auf, biss die Zähne zusammen und verstärkte den Griff meiner krampfenden Hand um das Schwertheft. Sobald ich mich, ohne zu schwanken, wieder bewegen konnte, ging ich trotz eventuellen Straßengüterverkehrs mitten auf der Fahrbahn weiter. Hier oben auf dem Hügel hatte schon der Winter Einzug gehalten, und die Stellen, wo die Sonne nicht hinkam, waren mit Raureif überzogen. Unter Bäumen und in schattigen Ecken hatte der Winter die Annehmlichkeiten des Spätherbstes bereits verdrängt.
    Ich ging weiter die Sommersby Street hinauf und bog dann nach rechts in die Harlow Street, an deren Ende sich die schmiedeeisernen Tore mit den Plasilicapaneelen erhoben. Auf der einen Seite prangte in gotischer Schrift ein R, auf der anderen ein H. Oben auf dem Tor ragten dolchförmige Kreuzblumen auf wie Klauen.
    Ich blieb im Schutz eines Hauseingangs stehen und starrte auf das Tor. Sei vorsichtig, Danny, hörte ich Jace’ Stimme an meinem Ohr hauchen. Es sieht nur so ruhig aus. Da drin kannst du dich auf nichts verlassen.
    „Das brauchst du mir nicht zu erzählen“, murmelte ich.
    Den ersten illegalen Auftrag hatte ich übernommen, nachdem wir ein paar Monate zusammen waren. Während einer beruflichen Flaute hatte Jace mich als Schülerin unter seine Fittiche genommen. Ich hatte gejammert, dass ich mit den Erscheinungen und mit den Kopfgeldjagden nicht genug verdiente, um meine Hypothek abzuzahlen, und er hatte mich, den Kopf auf die Lehne meines Bettes gestützt, angesehen und gefragt: Würdest du gern richtiges Geld verdienen?
    Ich hatte als Kopfgeldjägerin gearbeitet, und ich hatte gestohlene Objekte aufgespürt, aber auf Industriespionage oder Diebstahl hatte ich mich nicht eingelassen. An Söldnerarbeit hatte ich nie auch nur gedacht, dabei brachte sie gutes Geld, und Jace und ich waren ein fantastisches Team gewesen. Damals hatte ich mir darüber keine Gedanken gemacht, aber seine Mafiaverbindungen waren Jace zweifellos zugute gekommen.
    Unter seiner Anleitung war ich beim Aufspüren von Flüchtigen so schnell geworden, dass ich für jeden Auftrag nur noch halb so viel Zeit brauchte.
    Diese Erinnerung war seltsam verschwommen, sogar der bohrende Schmerz, der mich beim Gedanken an Jace überfiel, war merkwürdig gedämpft. Ich starrte das Tor an, das ich jahrelang in meinen Albträumen gesehen hatte, und packte das Schwert noch eine Spur fester. Mein Puls raste.
    „Na gut, Christabel“, murmelte ich. „Du führst immer noch den Tanz an. Auf geht’s.“

33
     
     
     
    Ich fragte mich, warum sich die geografischen Details des Ortes, den ich mit aller Gewalt hatte vergessen wollen, meinem Gedächtnis so fest eingeprägt hatten, dass vor meinem geistigen Auge sofort problemlos ein Lageplan des gesamten Komplexes auftauchte. Hinter dem Tor schlängelte sich die Auffahrt sanft den Hügel hinauf, rechts davon lag der Teich, links das heruntergekommene Bootshaus. Das

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