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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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Hauptgebäude mit den Klassenzimmern, der Cafeteria und der Turnhalle erhob sich am Ende der Auffahrt. Nach links zweigte ein Weg ab, der zu den vier Hallen führte, die mit Druckwellen-Sicherheitssystemen überzogen und mit allem ausgestattet waren, was man braucht, wenn man die üblichen Magidisziplinen trainiert. Außerdem gab es eine interne Netzwerksicherung und auf jedem Gebäude eine Anlage, die die Folgen fehlgeschlagener Versuche abfing.
    Dahinter lagen die Schlafsäle, zwei für Mädchen, einer für Jungen (das X-Chromosom ist öfter Träger für psionische Begabung als das Y-Chromosom), außerdem die Fechthalle, die Schwimmhalle und, ganz am Ende, das Haus des Direktors. Weiter oben auf dem Hügel und ebenfalls auf der linken Seite stand das Morrow-Haus, in dem die Bücherei, weitere Klassenzimmer und ein voll ausgestattetes alchimistisches Laboratorium untergebracht waren. Um einen Hof, in dem ein Gemeinschaftsnutzgarten für Skinlin und Heckenhexen angelegt war, gruppierten sich die Gewächshäuser, in denen die Skinlin ausgebildet wurden.
    Das Einzige, was fehlte, war der Gestank von kindlicher Angst. Natürlich fehlten auch Psinergie und Glanz eines Sicherheitsnetzes: Tiefenscanner, Magscanner und die ganze Palette von Abwehrmaßnahmen, ganz zu schweigen von dem fast zwei Meter hohen, oben mit Stacheldraht verstärkten Maschendrahtzaun, den Mirovitch innerhalb der ästhetisch ansprechenderen Ziegelmauer hatte ziehen lassen.
    Wer hat dir das angetan, Danny? Jace’ raue, wütende Stimme während eines unserer Streits. Wer hat dir eingeredet, du wärst nichts wert? Sag’s mir. Verdammt noch mal, wer hat dir das angetan?
    Und dann hatte er sich plötzlich umgedreht, als würde sich der Täter irgendwo im Wohnzimmer verstecken.
    „Jace“, flüsterte ich. „Ich will da nicht wieder reingehen.“
    Ob ich in irgendeiner Schicksalsmagik gefangen oder einfach nur unsagbar wild entschlossen war – jedenfalls musste ich die Sache jetzt zu Ende bringen. Und wer sollte das auch tun, wenn nicht ich?
    Meine rechte Hand pochte und schmerzte. Ich reckte den Arm, und sie schlug gegen die Manteltasche, in der die Halsketten mit den Piks lagen. Wenn ich recht hatte – und ich hoffte das inständig –, würde Keller jetzt mich verfolgen. Ich würde ihn anziehen, wie ein Magnet Eisenspäne anzieht oder ein verunglückter Gleiter im Tank District Leute, die ihn ausschlachten. Genau wie in Rio ein Kampf die Organsammler auf den Plan ruft.
    Ich zog vier der fünf Halsketten aus der Tasche, legte sie auf meine Handfläche und sah sie mir genau an. Ich konnte keinen Psinergiestrom erkennen. Wenn es sich bei den Ketten nur um einen passiven, auf Keller abgestimmten Zauber handelte, war es vielleicht gar nicht möglich, ihn wahrzunehmen, auch nicht mit meiner Dämonensehschärfe. Wenn man Zauber aufzuspüren versucht, steht passiv normalerweise für schwach, oft aber auch für unsichtbar.
    Ich ballte die rechte Hand zur Faust, und die scharfen Spitzen der Piks bohrten sich mir in die Haut. Psinergie schnitt mir wie eine Rasierklinge durch das Handgelenk, Hitze wallte unter meiner Haut auf, sammelte sich in meiner Handfläche und versuchte meinem Griff zu entkommen.
    Ich starrte auf meine Hand hinunter. Die hoch erhitzte Psinergie ließ meine Fingernägel glühen.
    Erinnerungen wurden wach. Das Schlimmste an der Peitsche ist nicht der erste Hieb, der brutal über den Rücken klatscht. Im ersten Moment spürt man fast gar nichts – aber dann versengt die glühend rote, psinergie geladene Pfeilspitze jeden Nerv, und der ganze Körper scheint nur noch aus Rücken zu bestehen. Nicht nur der Rücken, die ganze Welt ist nur noch Schmerz. Tief unten aus der Kehle löst sich ein Schrei, der unmöglich zu unterdrücken ist. So sehr man sich auch vornimmt, nicht zu schreien, der Körper hört nicht auf zu bitten und zu betteln.
    Ich lockerte die Faust.
    Valentine, D. Schülerin Valentine hat sich sofort ins Büro des Direktors zu begeben.
    In meiner Hand lag eine Pfeilspitze, lang, schmal und rasiermesserscharf, entstanden aus Psinergie und dem Metall der Halsketten. Sanft fuhr ich mit dem Zeigefinger darüber. Dann stieß ich einen tonlosen Pfiff aus und sah zum Tor hoch. Es stand ein wenig offen, und durch die Metallstäbe waberte der Nebel. Komm in mein Sprechzimmer, sagt der untote Direktor zu seiner wachsamen ehemaligen Schülerin. Der verrückte Singsang klang schon eher nach mir. Ich klammerte mich an den Gedanken, holte noch

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