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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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gerade hilfreich ist. Ich konnte Magi nicht mal über Dämonen befragen, denn wenn sie mit jemandem darüber redeten, dann nur mit Magi ihres eigenen Kreises, und sogar innerhalb dieser Kreise hüteten sie ihre jeweiligen Geheimnisse.
    Was, wenn ich jetzt einfach umkehrte? Ich könnte es rausfinden. Ich könnte meine Narbe berühren und dahin gehen, wo sie mich hinführte. Ich könnte diesem schrecklichen Kreislauf aus Mord, Tod und Fäulnis einfach den Rücken kehren und nach meinem toten Dämonenliebhaber suchen, anstatt mich und all die anderen zu rächen, die in Rigger Hall gelitten hatten. Und wenn ich endgültig überschnappte, könnte ich ihn überall auf der Welt suchen, einfach überall. Ich könnte mein ganzes Leben mit der sinnlosen Jagd auf etwas verbringen, das nicht existierte, und mir einreden, dass er noch am Leben war, dass ich ihn gleich hinter der nächsten Ecke finden würde.
    Nein. Wenn er bis jetzt nicht zurückgekehrt war, würde er das auch nicht mehr tun. Alle Sehnsucht dieser Welt konnte mir nicht weismachen, dass es anders war.
    Ich schloss die Augen, und heiße Tränen tropften auf den Boden der Brücke. Ich halluzinierte bloß, versuchte mir selbst etwas vorzumachen. Japhrimel war tot, Jace war tot, und ich jagte einen Direktor, der sich weigerte zu sterben.
    Wie passte Kellerman Lourdes in das Ganze rein? Trug er Mirovitch wie einen giftigen Samen in seinen Gedanken? War er ein Lastesel für die verdrehte Psyche und Seele des Direktors, sein schleimgetränktes Schmarotzer-Ka? Oder hatte Mirovitch ihn vollständig übernommen, war in seinem Körper gewachsen, nachdem ihn die Angriffe der Kinder aus seinem eigenen, nicht mehr ganz jungen Körper vertrieben hatten?
    Das klang alles nicht sehr einleuchtend, und lächerlich war es sowieso. Ich hatte Japhrimels Urne zerschlagen, um jegliche Hoffnung auf seine Wiederkehr zu ersticken. Das war meine Buße, und bei allen Göttern, die jemals existieren mochten – ich würde meine Buße ableisten, und ich würde meinen Rachefeldzug beenden.
    Schwankend stand ich in der Mitte der Brücke. Ein weiterer Gedanke ließ mich frösteln – vielleicht würde mich die Psinergie, über die ich verfügte und die einer auf eine Tonne reaktives Material gerichteten Plaswaffe glich, auffressen. Vielleicht hatte ich nur so lange überlebt, weil ich meine Fähigkeiten nie bis zum Äußersten ausgereizt, sondern auf Kummer und Kopfgeldjagden verschwendet hatte und darauf, Jace zu quälen. Vielleicht würde sie aufsteigen und mich verbrennen – genau wie Japhrimel.
    Genau wie mein Haus.
    Ich werde ihn mit in den Tod reißen. Mirovitch, Keller, egal, wer er ist – wenn ich sterbe, nehme ich ihn mit. Wenn ich sterbe.
    Und wenn es mir gelang, Mirovitch zu töten? Was dann?
    Ich war so müde und ausgelaugt, ich spürte es bis in meine Knochen und noch viel tiefer. Ich hatte schon über die unendliche Verzweiflung der Seele gelesen, sie aber bis jetzt nicht für möglich gehalten. Selbst der Teil in mir, der sein ganzes Leben lang gekämpft hatte, dieses sture „Niemals aufgeben“, das meiner ganzen Existenz Farbe verliehen hatte, ließ völlig betäubt den Kopf hängen. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, da nützt einem auch das beste Durchhaltevermögen nichts mehr.
    Ich wusste, wie es sein würde, wenn ich meinen Kopf an die schwarze Brust des Todes betten und die Last des Lebens von mir genommen würde. Das helle Licht würde am Horizont dessen, was als Nächstes kam, gleißen, und ich würde dankbar in dieses fremde Land eingehen.
    Aber nicht vor Mirovitch. Oder Keller. Oder wer immer er verdammt noch mal war.
    Wieder blickte ich über die algenerstickte Oberfläche des Sees hinweg, in der sich an allen Ufern das orange glühende Licht der Stadt spiegelte. Unsicher hob ich einen Fuß und setzte ihn wieder ab. Blieb stehen, wo ich stand.
    Die letzten Reste des Tageslichts erloschen am Himmel. Die Nacht senkte sich über Saint City, die Brücke und mich, so sanft wie schwarze Flügel.
    Ich warf mein Haar, aus dessen samtenen schwarzen Strähnen Asche herabrieselte, über die Schulter zurück. Dann machte ich mich wieder auf den Weg.

31
     
     
     
    Es fühlte sich seltsam an, mitten in der Nacht den Sommersby Street Hill hinaufzugehen. Jahrzehnte waren vergangen, seit ich dieser Gegend zuletzt einen Besuch abgestattet hatte, und damals war ich tagsüber zur East Transport Station gegangen, um in den Gleiter zu steigen, der mich nach Norden, zur Regional-Akademie

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