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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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in seinem Schlafzimmer, wo er gerade dabei war, ein neunjähriges Magi-Mädchen zu vögeln. Später hörte ich dann – aber das sind alles nur Gerüchte –, dass sich eine der Zeremonialen-Schülerinnen selbst zu einem Schmarotzer machte, um ihn zu töten. Wie in einem Duell zwischen Raubtieren.“ Mir klapperten die Zähne. Ich hatte das Gefühl, mir würde am ganzen Leib kalter Schweiß ausbrechen, vor meinen Augen wogte grauer Nebel. Alle Geräusche außerhalb von Gabes kleiner Nische schienen auf einmal sehr weit weg. Wenn du jetzt im Schockzustand versinkst, kann dich da keiner mehr rausholen. Du bist stark genug, schließlich bist du erwachsen. Verdammt noch mal, reiß dich zusammen!
    Das Zittern ließ nach. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr wir uns fürchteten.“ Ich starrte die fahlen Ascheflocken auf der Tischplatte an. „Oder was dort alles vor sich ging. Einige der Schüler wurden zu seinen Handlangern. Das waren die Schlimmsten. Sie entgingen ihrer Bestrafung, indem sie sich dazu hergaben, die anderen auszuspionieren. Manchmal waren sie sogar noch schlimmer als er. Die Prügel… sie schoben immer die Halsbänder hoch und verpassten einem mit einer Plaswaffe Elektroschocks…“ Bevor ich zur Hedaira gemacht worden war, konnte man noch die Narben sehen: drei breite Striemen am Rücken und eine Brandnarbe in der Falte meiner linken Pobacke. Aber das war vorbei. Die Narben waren makelloser goldbrauner Haut gewichen.
    Und warum kann ich den Schmerz dann noch immer spüren? Drei Feuerbahnen, die meinen Rücken überziehen, rot glühendes Metall, das sich in mein Fleisch frisst, meine verzweifelten Schreie, das Leder, das sich in meine Handgelenke gräbt, Blut und Samen, die an meinen Oberschenkeln hinabtropfen…
    Das liegt alles hinter mir. Entschlossen kämpfte ich die Erinnerung nieder. Sie machte es mir nicht leicht, aber ich war stärker.
    Im Moment zumindest. Mal sehen, was passieren würde, wenn ich das nächste Mal versuchte einzuschlafen.
    „Warum sollte Moorcock das aufschreiben?“ Gabe drückte die Kippe in einer kleinen Mulde im Tisch aus. Einen Augenblick lang spiegelten sich Abscheu und Mitleid in ihrer Miene, und ich fühlte eine altbekannte Wut in mir aufsteigen. Nichts auf der Welt hasse ich mehr als Mitleid.
    „Keine Ahnung.“ Schon wieder stellte sich das elende Gefühl einer Phantom-Gänsehaut ein. Meine Rechte verkrampfte sich zunehmend und wurde zu einer Klaue, deren Nägel mit schwarzglänzendem Molekulartropfen-Lack überzogen waren. „Aber das finde ich raus.“
    „Danny.“ Sie erhob sich, die Hände auf den Tisch gestützt, und beugte den Kopf leicht nach unten, um mich ansehen zu können. Ihr glattes dunkles Haar war zerzaust, ihre Augen geweitet – vielleicht hatte ich sie mit meiner Angst angesteckt. „Wenn ich das geahnt hätte, hätte ich dich im Leben nie darum gebeten. Ich hätte nie…“
    „Hast du aber.“ Ich stand auf, rammte die Stuhlbeine in den Boden und schälte ein paar Streifen aus dem Linoleum. „Und ich stehe in deiner Schuld, Gabe. Du hast deine Pflicht getan. Und jetzt bin ich an der Reihe.“
    Zu meiner völligen Verblüffung wurde Gabe bleich. Die Farbe wich aus ihren Wangen, als würde man Flüssigkeit aus einer Tasse ausgießen. „Das war keine Pflicht, Danny. Wir sind schließlich Freundinnen.“
    „Da hast du recht.“ Gabe trug ihre eigenen Narben mit sich herum – vier, um genau zu sein. Auf dem Bauch, wo Santino ihr mit den Klauen das Fleisch zerfetzt und eine Wunde gerissen hatte, die selbst ein Nekromant nicht wieder schließen konnte, obwohl wir, die wir im Tod wandeln, den Sedayeen kaum nachstehen, wenn es darum geht, tödliche Verletzungen zu heilen. Ich hätte wetten können, dass Gabe selbst oft genug von Albträumen heimgesucht wurde, auch wenn sie eine reiche Frau war, die nur zum Spaß Polizistin spielte. „Was meinst du, warum ich hierhergekommen bin?“
    Nein, sie spielte nicht nur Polizistin. Sie war gut in ihrem Job beim Spukdezernat als Ermittlerin für Mordfälle und verstand sich darauf, aus den verstorbenen Opfern herauszukitzeln, wer für ihren Tod verantwortlich war. Es war eine besondere Begabung. Sie war die beste Ermittlerin, die sie in den vergangenen zwei Jahrzehnten gehabt hatten – seit ihre Großmutter sich zur Ruhe gesetzt hatte.
    „Danny…“
    Nein. Bei allen Göttern, bitte nicht. Bloß jetzt keine Gefühlsduselei. Das verkrafte ich nicht.
    „Ich muss los.“ Wäre ich länger geblieben,

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