Dante Valentine 02 - Hoellenritt
lassen.
Ich schwieg und starrte auf die Brandyflaschen und ihren bernsteinfarbenen Inhalt. Eine war fast leer. Der letzte Schluck darin schwappte hin und her, als mein konzentrierter Blick ihn traf.
Jace rappelte sich hoch und griff nach seinem Stab. „Ich sehe mal nach, ob draußen Reporter rumhängen.“ Er war unterwegs, bevor ich etwas erwidern konnte.
Ich sah ihm nach, bis er verschwunden war, und blickte dann zu Gabe, die mich missbilligend musterte. „Ist was?“ Ich bemühte mich, nicht allzu gekränkt zu klingen. In meinem Mund knirschte der Glas- und Porzellanstaub aus dem Leichenschauhaus.
„Er ist sauer“, teilte sie mir mit, als ob mir das hätte entgehen können. „Was läuft da zwischen euch, Danny?“
„Gar nichts“, nuschelte ich und würgte mehr Kaffee hinunter. „Er wohnt bei mir und geht mit mir auf Kopfgeldjagd. Bleibt in der Nähe, aber weißt du… eigentlich läuft da nichts. Ich kann nicht.“ Ich kann ihn nicht berühren. Und ich lasse nicht zu, dass er mich berührt.
Die Falte auf ihrer Stirn wurde tiefer, genauso wie die Krähenfüße um ihre Augen. „Du meinst, ihr zwei habt nicht…“ Sie verstummte. Ihre schmalen Brauen glitten nach oben, während sie mich prüfend ansah, als hätte ich gerade verkündet, dass ich mir eine Geschlechtsumwandlung und Implantate wünschte.
„Ich habe keine Ahnung, was das mit ihm anstellen würde.“ In meiner linken Schulter setzte ein dumpfes Pochen ein, das mir eine sanfte und nicht gerade unwillkommene Hitzewelle über den Rücken laufen ließ. Und er ist nun mal nicht Japhrimel. Jedes Mal, wenn er versucht, mir nahezukommen, kann ich an nichts anderes denken als an diesen verdammten Dämon. „Können wir vielleicht über was anderes als mein Liebesleben reden?“
„Er hat für dich seine Mafiafamilie aufgegeben. Alles hat er zurückgelassen.“ Und er ist ein Mensch. Das kam ihr zwar nicht über die Lippen, aber ich konnte es trotzdem deutlich hören. Anscheinend war es ihr sogar lieber, dass ich mit jemandem zusammen war, den sie für einen Verräter hielt, als dass ich um einen Dämon trauerte.
„Rigger Hall“, schnitt ich ihr das Wort ab. Die fast leere Schnapsflasche erzitterte, und wieder raschelte Papier. „Ich weiß nicht viel darüber, Gabe. Aber was ich weiß, werde ich dir sagen.“
Sie starrte mich volle fünfzehn Sekunden lang aus unergründlich dunklen Augen an. Ihr Smaragd sprühte Funken, und ihre Aura verströmte ein tiefes Purpurrot. „Na schön. Mach doch, was du willst, Danny. Das tust du ja sowieso.“ Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, dessen Rollen sachte quietschten, und griff sich die Zigarette, die hinter ihrem Ohr klemmte. Unter unverhohlener Missachtung der Regeln zückte sie ihr silbernes Zijaan, ließ es aufflammen, inhalierte und atmete den Rauch durch die Nase aus. Eine lässige Handbewegung genügte, und ein Erstarrungszauber ließ den Rauch zu Asche gefrieren, die auf den Tisch rieselte. Netter Trick.
Ich schluckte trocken. „Rigger Hall.“ Die Worte schmeckten wie verbrannte Kreide. „Ich war dort… lass mich überlegen – die haben mich aus dem Pflegeelternprogramm genommen und in dieses Psionenprogramm gesteckt, als ich fünf war. Also war ich bereits ungefähr… acht Jahre dort, gefangen und mit Kontrollhalsband, als sie die Untersuchung eingeleitet haben.“ Mir lief ein Schauder über den Rücken. Und wieder spürte ich das Kribbeln der Phantom-Gänsehaut.
Ich schaute auf meine rechte Hand, die sich immer mehr zu einer Klaue verkrampfte. Sie schmerzte, nicht so schlimm wie vorher, aber es reichte… Meine Haut reagierte instinktiv und begann ebenfalls zu prickeln, mein Atem kam in kurzen Stößen, und der Puls hämmerte heiß in meiner Kehle.
„Bei Hades“, entfuhr es Gabe. Rauch umhüllte ihr Gesicht und fiel dann als tote Asche auf die Papiere, die den Tisch bedeckten. „Eddie reagiert auch immer so. Was ist dort nur geschehen?“
„Der Schuldirektor war ein schleimiges Stück Scheiße namens Mirovitch.“ Mein Atem beschleunigte sich immer mehr. Meine Stimme klang so heiser und rau wie damals, als der Fürst der Hölle versucht hatte, mich zu erwürgen. „Er hatte am Putchkin-Psionen-Programm mitgearbeitet. Er war vom Dienst freigestellt worden, damit er hierherkommen und das Programm der Hegemonie reformieren konnte, und Rigger wurde zur Versuchsschule. Nur wusste keiner, dass er ein Schmarotzer war, und zwar schon eine ganze Weile. Er hatte es drauf, sich zu
Weitere Kostenlose Bücher