Dante Valentine 02 - Hoellenritt
hätte ich ihr noch von ganz anderen Sachen erzählt. Sachen, von denen sie nichts zu erfahren brauchte. Von Rigger Hall und von mir. „Ruf mich an, wenn irgendwas schiefläuft. Ich werde mich ein wenig umsehen. Kannst du mir Kopien von den Akten nach Hause schicken lassen?“
„Das weißt du doch“, sagte sie. „Danny, es tut mir leid.“
Mir auch, Gabe. Mir auch. „Bis dann, Spukmädel.“ Ich sah zu, dass ich so schnell wie möglich wegkam.
9
Unten wartete Jace auf mich. „Alles in Ordnung?“, fragte er, als ich die Tür zu dem altmodischen Parkhaus aufstieß. Ein Hinterausgang führte von hier aus auf die andere Seite des Häuserblocks, den Holovid-Reportern würden wir also entgehen. Am Eingang zum Polizeirevier wimmelte es bereits von ihnen. Ich beneidete Gabe nicht darum, eine Pressekonferenz abhalten zu müssen, aber gut möglich, dass die Holos Gabe geradezu liebten.
„Nein“, entgegnete ich knapp.
„Rigger Hall.“ Er machte ein finsteres Gesicht und schob sich mit steifen Fingern das Haar aus der Stirn. „Danny.“
„Ich will nicht darüber reden.“ Ich blickte mich in der Betongruft um. Mehrere Polizeigleiter ruhten still und dunkel auf ihren Landestützen. Auf dem Dach des Gebäudes war nicht genug Platz, um alle Gleiter unterzubringen, also hatten Haupt- und Nebenzufahrt des Kellergeschosses verbreitert werden müssen; keine optimale Lösung, aber sie erfüllte ihren Zweck. In einem erleuchteten Wachhäuschen am anderen Ende schlürfte ein milchgesichtiger Polizeibeamter seinen Kaffee und übersah uns ostentativ.
„Das glaube ich dir aufs Wort.“ Er hielt mich am Arm fest. „Danny.“
Bei allen Göttern, bitte nicht jetzt. „Lass mich, Jace. Ich muss zu Jado. Und ich brauche was zu trinken.“
„Das schlägt bei dir ja doch nicht an.“ Das war offensichtlich, warum musste er also noch darauf herumreiten?
Abgesehen davon hatte er natürlich recht – mein veränderter Stoffwechsel leitete Alkohol schlichtweg ab. Er hatte auf mich in etwa so viel Wirkung wie Wasser. Trotzdem war ich ein zu großer Hasenfuß, um mich an die etwas illegaleren Möglichkeiten der Ablenkung und des süßen Vergessens zu wagen.
Wenn sich allerdings am Gang der Dinge nicht bald etwas änderte, würde ich den Mut vielleicht noch finden.
„Zumindest kann ich’s versuchen.“ Jetzt verfinsterte sich auch meine Miene.
„Ogoun“, flüsterte er und drückte mich an sich.
Ich war ein wenig größer als früher, aber noch immer konnte ich meinen Kopf an seine Schulter legen und mein Gesicht in der Vertiefung zwischen seiner Kehle und seinem Schlüsselbein vergraben. Doch ich lehnte mich nur vorsichtig an ihn – ich war jetzt um einiges schwerer und stärker. Wenn wir zusammen jagten, war ich es, die vorausging und ständig darum besorgt war, dass er vielleicht einen gezielten Treffer oder einen Querschläger abbekam.
Dennoch ließ ich zu, dass er mich eine Weile im Arm hielt, während ich auf die Geräusche des Parkhauses lauschte, die sich überlagerten und vom Beton zurückgeworfen wurden. Ein Polizeigleiter summte herein, um einen völlig fertigen Chillfreak abzuliefern.
Mit einem Seufzer löste ich mich von Jace und rieb an meiner linken Schulter herum. Das Pochen wollte nicht aufhören, und ich fragte mich, warum. Bisher war das Mal kalt gewesen, hatte sich wie ein Ring aus eisigen Dornen in mein Fleisch gedrückt – jetzt war es warm, ein lebendiges Feuer, das auf meiner Haut prasselte. Im Unterschied zu sonst hatte der Hitzestrom nicht wieder nachgelassen.
War der Höllenfürst mittlerweile etwa dazu übergegangen, mir heiße Botschaften zu schicken?
Klasse. Noch etwas, worüber ich mir den Kopf zerbrechen konnte.
„Frag mich nicht nach Rigger Hall“, sagte ich. „Okay?“
Das war unfair. Er sah noch immer verdammt mitgenommen aus, die ständigen Jagden machten ihm schwer zu schaffen. Dennoch hatte er sich kein einziges Mal beschwert. Er war vor meiner Tür aufgetaucht und bei mir geblieben, hatte auf mich aufgepasst, während ich mich von einer Jagd in die nächste stürzte, um zu vergessen. Sicher, das eine Mal hatte er mich hintergangen, mir verschwiegen, dass er zur Mafia gehörte. Und er hatte mich verlassen, als seine Familie damit gedroht hatte, mich zu töten, wenn er nicht zu ihnen zurückkäme, um für sie die Drecksarbeit zu erledigen. Damals hatte mich sein Verrat wahnsinnig getroffen. Doch seit Rio hatte Jace sich immer als außerordentlich zuverlässiger
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