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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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Luft.
    Endlich rührte sich Nikolai. „Was ist Ihr Anliegen?“, fragte er, während sich die blasse, eindrucksvolle Hand der Frau auf sein Knie senkte. Er sah zu ihr hinüber, und selbst ein Stein hätte neben ihm dynamisch gewirkt.
    „Sei höflich, Schatz. Sie kennt sich noch nicht so aus.“ Die Frau verdrehte die Augen, dann ließ sie die Ellbogen wieder auf die Knie sinken. „Was können wir für Sie tun, Ms Valentine?“
    Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich zog die Papiere aus der Tasche, wobei ich darauf achtete, mich ganz langsam zu bewegen. Dennoch sanken Nikolais Augenlider ein klein wenig herab. Kühle, prickelnde Energie bedeckte ihn.
    Ich möchte lieber nicht erleben, wie er ist, wenn er eine Stinkwut hat. Ich schob den plötzlich aufwallenden Anflug von Angst beiseite. Ich brauchte mir keine Sorgen zu machen – ich war geschäftlich hier, und ich war auch mehr als ein Mensch.
    War ich das? Und wie benimmt man sich, wenn man als Fastdämonin mit einem Nichtvren-Boss zu tun hat? An der Akademie war das Thema nie behandelt worden. Vielleicht sollte ich ans Erziehungsministerium der Hegemonie schreiben. Ich legte die Papiere auf den Tisch und schluckte das panische Kichern herunter, das in mir aufstieg. „Die Polizei hat mich gebeten, das hier zu untersuchen. Haben Sie so etwas schon mal gesehen? Ich weiß, dass Sie Zugang zu Texten haben, an die ich nicht herankomme. Wenn Sie mir da einen Hinweis geben könnten, würde mir das außerordentlich helfen.“
    Sie griff nach den Papieren. Nikolai rührte sich nicht, machte aber irgendwie den Eindruck, als hätte er gezuckt. Sie lehnte sich mit übernatürlicher Nichtvren-Anmut zurück und schmiegte sich an ihn.
    Das brachte ihn endlich in Bewegung. Er legte ihr den Arm um die Schultern und sah auf ihren Scheitel hinab. Das Herz schien mir plötzlich im Hals zu klopfen. Aus irgendeinem Grund erinnerte er mich an Eddie, wenn er Gabe beobachtete, sein Gesicht einen sanfteren Ausdruck annahm und seine Augen aufleuchteten. Für ein Wesen, das schon sehr, sehr lange kein Mensch mehr war, war der Ausdruck verblüffend menschlich. Mich hatte noch nie ein Mann so angesehen.
    Hättest du es denn bemerkt, wenn es einer getan hätte?, fragte mich die tiefe Stimme.
    Ich beschloss, dass dieser Gedanke keiner Antwort würdig war. Sekhmet sa’es, ich missachte mich sogar selbst. Ich verliere noch den Verstand.
    Der Samt raschelte, als ich unruhig hin- und herrutschte. Ich wünschte mir, ich hätte für dieses Treffen Jeans anziehen können, dann hätte ich wenigstens mit einem Slicboard herkommen können. Ich fuhr mir mit der Zunge über die trockenen Lippen und sah zu, wie sie die Fotos durchging und dabei immer mehr den Mund zusammenkniff. Sie schauderte, und in ihren blauen Augen leuchtete kurz etwas auf, das fast schon an Panik grenzte.
    Nikolais Blick glitt über mich hinweg.
    „Nik?“ Sie hielt die Papiere hoch. „Schau dir das mal an.“ Schließlich raffte er sich auf und warf einen Blick auf die Papiere. Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich kaum sichtbar eine steile Falte. Dann nahm er ihr die Laserausdrucke aus der hübschen, schlanken Hand.
    „Das sieht nach Zeremonialen aus.“ Sie schmiegte sich noch enger an ihn. „Aber diese Variante ist mir noch nie begegnet. Dir?“
    „Das hat den Ruch des Bösen, Selene.“ Seine Augen verdunkelten sich. Einen Moment lang konnte ich mir vorstellen, wie er wohl als Mensch ausgesehen hatte, und ich ertappte mich dabei, wie ich ihn anstarrte, in der Hoffnung, es noch einmal sehen zu können.
    „Ist dir so was schon mal untergekommen?“, fragte sie und streckte die Hand nach dem Rest der Papiere aus.
    Nach einer langen, atemlosen Pause sagte er: „Nein, Milyi.“ Der Blick seiner immer noch ganz dunklen und so entsetzlich menschlichen Augen glitt über ihr Gesicht. „Diese spezielle Variante habe ich noch nicht gesehen. Aber dennoch…“ Sein Blick wanderte langsam und eisig weiter, an mir vorbei und über die Tanzfläche. Er sieht aus wie ein Löwe, der eine Herde Zebras inspiziert. Oder wie ein Zuhälter, der eine Gruppe unregistrierter Nutten beobachtet.
    „Spann mich nicht so auf die Folter, Nikolai.“ Sie schob sich eine dunkelblonde Locke aus dem Gesicht. „Könntest du vielleicht einmal eine Information rausrücken, ohne dass man erst einen Riesenaufstand machen muss?“
    Hört, hört. Ich hatte gedacht, es müsste eine Erleichterung sein, sich an einem Ort ohne menschlichen Gestank aufzuhalten,

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