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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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stattdessen fand ich es gruselig. Überall im Gebäude befanden sich Nichtvren, die so fremdartig wie Dämonen wirkten, obwohl sie einst Menschen gewesen waren. Zum Nichtvren wird man nur, indem man infiziert, gebissen oder durch Blutaustausch transformiert wird, wobei das Blut zwei- bis dreimal ausgetauscht werden muss. Die Knochen wandeln sich um, der Kiefer verbreitert sich und die Augen verändern sich, sodass sie in völliger Dunkelheit sehen können, und der Durst beginnt, ihnen durch die Adern zu rasen. Es ist eine Mischung aus retroviraler Infektion und irgendeiner ätherischen Übergabe vom Meister zum Neuling, die die moderne Wissenschaft trotz all ihrer biomechanischen Errungenschaften nicht replizieren kann. Sie unterscheiden sich von normalen Menschen und auch von mir, und dennoch fühlte ich mich ihnen seltsam verwandt.
    Die meisten der Nichtvren hier waren in etwas verwandelt worden, das dem Menschlichen entfremdet war. Sie waren mehr als Menschen.
    Wie ich.
    Ob Normalos wohl etwas Vergleichbares fühlen, wenn sie mich ansehen? Unruhig rutschte ich auf dem unbequemen Sofa hin und her. Die Luft innerhalb der klebrigen Schutzhülle war kühl und drückte mir unangenehm gegen Herz, Kehle und Augen. Wäre ich noch ein Mensch gewesen, hätte ich jetzt mit Sicherheit mein Schwert gezogen und mich mit dem Rücken zu irgendeiner Wand gestellt. Es fühlte sich an, als würde gleich jemand angegriffen werden.
    „Das sieht aus wie Schmarotzerglyphen.“ Nikolai berührte ihre Wange, und diese Geste war so zärtlich, dass mir das Blut in die Wangen stieg. Ich kam mir vor wie eine Voyeurin. Der Blick seiner katzenartigen Augen wanderte zwischen ihr und den Fotos hin und her. „Wieso habe ich davon noch nichts gehört?“
    Ich zuckte mit den Schultern. „Als Erstes wurde ein Normalo getötet, dann eine Sexhexe. Eins von Polyamours Mädchen. Als Nächstes eine Nekromantin. Christabel Moorcock.“ Ich unterdrückte den Schauder, der meine Wirbelsäule hinaufkroch. „Das sind Schmarotzerglyphen?“ Schmarotzerglyphen waren verboten, außer zu wissenschaftlichen Zwecken. Wenn man die Neun Kanons missbrauchte, um einem Schmarotzer zu dienen, war das Schwerstarbeitmagik, die für manche tödlich endete. Gegen Zaubersprüche mit Runen, die die Begabung eines Schmarotzers unterstützten, konnte man sich nur schwer schützen.
    „Sieht so aus“, gab Nikolai zurück, den Blick immer noch auf Selenes Gesicht geheftet. Ich betrachtete die Einschusslöcher im Tisch. Man sollte doch meinen, Nichtvren hätten ordentliche Möbel, dachte ich säuerlich und atmete tief ein, um mich zu beruhigen. Im Raum jenseits der Nische spielten sie jetzt „Celadon Groove“ von Retrophunk. Ein kalter Finger strich mir übers Rückgrat. Das letzte Mal hatte ich dieses Stück in Dacon Whitakers altem Nachtclub gehört, bevor ich ihn angezeigt hatte, weil er Chill unter die Leute brachte. Als ich aus Rio zurückkam, war Dake inzwischen am Chillentzug gestorben – die Droge hatte ihn bei lebendigem Leib aufgefressen. Keine angenehme Vorstellung, wie alles, woran ich in letzter Zeit gedacht hatte.
    Wieder erhob Nikolai die Stimme, und sie schnitt durch den Lärm wie ein Silberskalpell durch verletztes Fleisch. „Dieses Ding hat eine Tantraiiken umgebracht?“
    Ich brauchte einen Moment, bis mir einfiel, dass das ein sehr, sehr altes Wort für Sexhexe war. Sexhexen waren früher selten gewesen. Ihre heilerischen Fähigkeiten in Kombination mit ihrem Bedarf an ätherischer und psychischer Energie, die sie aus Sex sogen, hatte sie vor dem Großen Erwachen zu beliebten paranormalen Haustieren gemacht. Außerdem hatte das dazu beigetragen, dass viele von ihnen in jungen Jahren, bevor sie den Schutz der Hegemonie in Anspruch nehmen konnten, auf üble Art umgebracht wurden. Ich nickte und spürte das beruhigende Gewicht der scharfen Stilette in meinem Haar.
    „Dann soll Ihnen meine Unterstützung bei der Jagd nach dem Täter zuteil werden.“ Mit einer energischen Handbewegung schob er die Papiere zusammen. „Seien Sie mir willkommen, Ms Valentine. Kommen Sie wieder, wenn Sie diesen Kriminellen zur Strecke gebracht haben. Meine Selene scheint Sie zu mögen.“
    Wieder verdrehte die Frau die Augen, eine beruhigend menschliche Reaktion. „Das ist seine Art zu sagen, Sie können jederzeit ohne Einladung wiederkommen“, übersetzte sie, nahm ihm die Papiere aus der Hand und beugte sich vor, um sie mir zu geben. Meine Finger waren taub, aber ich zwang

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