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Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Dante Valentine 02 - Hoellenritt

Titel: Dante Valentine 02 - Hoellenritt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lilth Saintcrow
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für so eine Tätigkeit nicht gemacht war, zerriss, ebenso eine der Spitzenborten. Ich schälte mich aus meiner Ausrüstung und dem Kleid, legte die Waffen zur Seite, warf die Fetzen aus Samt und Seide in das Loch und fuhr fort, es aufzufüllen. Meine goldene Haut bekam keine blauen Flecken, aber es fühlte sich trotzdem so an, als hätte sie welche und als würden sie bis zu den Knochen hinunterreichen. Wieder zitterten mir die Hände, und zwar so stark, dass Erde und Kieselsteine zwischen den Fingern hindurchquollen. Erst als ich den Boden mit meinen Stiefeln festtrat, wurde mir bewusst, dass ich tiefe, wütende Töne ausstieß. In der linken Schulter spürte ich ein dumpfes Pochen, und die nicht mehr vorhandenen Narben auf meinem Rücken fühlten sich an, als wären sie wieder aufgebrochen und als würde Phantomblut herauslaufen. Eine Collage aus Narben. Ein künstlerischer Ausdruck, entstanden aus Leid.
    Und ich lachte.
    Letztendlich hatte ich alles überlebt, was ich vergraben hatte. Ich hatte so lange und so schwer gekämpft, hatte eine Kopfgeldjagd nach der anderen übernommen, war sogar gegen den Höllenfürsten angetreten. Wieso sollte ich mich noch vor dem, was hier unten lag, fürchten?
    Ich brach auf dem aufgewühlten Boden zusammen und lachte, bis ich keine Luft mehr bekam. Meine Zähne klapperten schmerzhaft. Ich schlang mir die Arme um den Körper, presste meine nackten Brüste zusammen und kauerte mich so hin, dass ich nur noch ein ganz kleines Ziel abgab. Nackt bis auf meine Stiefel umarmte ich mich und zitterte dabei wie ein Kaninchen. Ich spürte den bitteren Geschmack des Schocks auf meiner Zunge, während ich voller finsterer Ausgelassenheit schrie.
    Letztendlich waren es nur die Ängste eines Kindes, die ich empfand. Ich brauchte mich nicht mehr wie früher weinend in eine Ecke zu verkriechen.
    Rigger Hall. Verdammt noch mal.
    Wie alt musste ich noch werden, bis der Name mich nicht mehr zum Zittern brachte? Und wem hatte ich dankbar dafür zu sein? Doreen, die mich gelehrt hatte, wieder verletzlich zu sein? Japhrimel, der mich gelehrt hatte, dass Liebe nicht nur ein menschliches Phänomen ist? Gabe, auf deren Freundschaft immer Verlass war? Oder Jace, der mich immer noch lehrte, wem ich trauen konnte?
    Ich war jetzt erwachsen. Rigger Hall konnte mir nichts mehr anhaben.
    Und warum schrie das Kind in mir dann immer noch? Ich hatte mich doch da rausgekämpft!
    Es dauerte lange, bis ich Schritte hörte, Jace’ vertrautes Hinken, das von seinem steifen Knie herrührte. Er sagte kein Wort. Ich erhob mich, und dankenswerterweise half er mir nicht dabei, sondern wartete einfach ab, bis ich stand. Dann reichte er mir einen Bademantel, den ich mit zitternden Händen anzog, während ich immer noch von müdem Lachen geschüttelt wurde. Ich fühlte mich, als hätte ich gerade ohne Pause fünf Kampfrunden absolviert und zudem auf allen drei Schauplätzen des Siebzigtagekriegs gekämpft.
    Er hatte eine Leiter organisiert und schob mich hinauf, dann zog er mich die Treppe hoch. Ich wehrte mich nicht, überließ ihm einfach die Führung. Er versuchte gar nicht erst, mich unter die Dusche zu stellen. Er nahm mir einfach nur den Bademantel ab und verfrachtete mich ins Bett. Dann zog er mir die Stiefel aus, schälte sich aus seinen Kleidern, ließ sich ebenfalls ins Bett fallen und schlang die Arme um mich.
    Er war nicht Japhrimel, aber er war warm, und er war menschlich. Dankbar kuschelte ich mich an ihn, und es war mir ein Trost, seine nackte Haut an meiner zu spüren, während die Tränen, die ich in den acht Jahren in Rigger Hall heruntergeschluckt hatte, aus ihrem Verließ ausbrachen und mir aus den Augen quollen. Ich zitterte, als hätte der Kummer wieder wie ein Raubtier seine Fänge in mich geschlagen.

18
     
     
     
    Er lag auf der Seite und schlief tief und fest. Ohne seine Gute-Laune-Maske wirkte sein Gesicht entspannt. Wangen und Stirn starrten vor Schmutz. Seine Haare waren steif von getrocknetem Schweiß und Staub. Er hatte sich in den kleinen, dünnen Falten abgelagert, die sich allmählich in seine Haut vorarbeiteten. Nicht lange, und diese Falten würden sich immer tiefer eingraben. Er wurde einfach älter. Genau wie Gabe.
    Auch ich lag auf der Seite, ein Bein über seine Hüfte gelegt. Beide waren wir dreckverklebt, obwohl ich anscheinend nie mehr schwitzte. Sanft ließ ich eine Fingerspitze über seinen Wangenknochen gleiten. Schwarzer Molekulartropfenlack funkelte in dem gedämpften Licht,

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